Brauchtum

Keine Pfälzische Weinkönigin mehr: Das ist der Grund

Nach 85 Pfälzischen Weinköniginnen ist es nun vorbei. Ab diesem Jahr werden aus den Weinhoheiten die Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter. Auch Männer durften sich erstmals bewerben. Das ändert sich alles

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Alena Kuhn
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Lara Karr (v.l.), Denise Stripf und Manuel Reuther sind die ersten Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter. © Kai Mehn

Pfalz. Im Jahr 1931 wurde sie zum ersten Mal gekrönt: die Pfälzische Weinkönigin. Die Pfalz war auch das erste Weinbaugebiet in Deutschland, das überhaupt eine Weinhoheit ernannte. Ein Vorreiter also - und jetzt erneut? 85 Pfälzische Weinköniginnen später wird die Krone nun abgelegt. Ab diesem Jahr wird es keine Pfälzische Weinkönigin mehr geben - und auch keine Weinprinzessinnen. Stattdessen wurden zwei Pfalzwein-Botschafterinnen und ein Pfalzwein-Botschafter ausgewählt. Denn auch eine weitere Besonderheit ist neu: Erstmals können auch Männer das Amt antreten.

Fünf bis zehn Kandidatinnen und Kandidaten haben sich auch in diesem Jahr wieder beworben, sagt Joseph Greilinger, Geschäftsführer von Pfalzwein. Ein Wahlgremium wählte dann bei einem Vorentscheid drei Personen aus, die Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter werden: Lara Karr aus Weisenheim am Berg, Manuel Reuther aus Forst und Denise Stripf aus Bad Dürkheim. Alle drei sollen den Pfälzer Wein für ein Jahr im In- und Ausland bekanntmachen und so den Absatz steigern.

Statt Kronen werden Anstecknadeln bei der Wahl in Neustadt vergeben

Am Wahlabend am 4. Oktober in Neustadt werden dann keine Kronen mehr vergeben. Stattdessen erhalten Karr, Reuther und Stripf Anstecknadeln - eine davon in Gold, die anderen beiden in Silber. Wer die goldene Nadel bekommt, entscheidet sich im Oktober. Jedoch tragen alle drei denselben Titel. Pfalzwein will laut Greilinger durch diese Veränderung den Teamgedanken stärken. Bis jetzt stand die Weinkönigin im Mittelpunkt. Die beiden Weinprinzessinnen waren ihre Vertreterinnen.

Kommentar Keine Pfälzische Weinkönigin mehr: Gleiches Recht für alle

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Nun soll zwischen den Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschaftern kein großer Unterschied mehr gemacht werden. Als Gruppe kann das „#teampfalz“ seine Aufgaben auch besser erledigen, sagt Greilinger. Die Person mit der goldenen Nadel darf jedoch bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin antreten, die traditionell in Neustadt stattfindet. Aus den Weinköniginnen der 13 deutschen Weinbaugebiete wird jährlich eine Deutsche Weinkönigin gekürt.

Warum gibt es keine Pfälzische Weinkönigin mehr?

Das Amt der Pfälzischen Weinkönigin brauche eine Veränderung, eine Modernisierung, sagt Greilinger. „Die Pfalz ist eine moderne, weltoffene und zukunftszugewandte Weinregion. Deshalb liegt es auch in unserer Verantwortung, das traditionelle Amt der Weinhoheiten angemessen zu transformieren und in eine nachhaltige Zukunft zu führen“, so der Geschäftsführer von Pfalzwein. Der Fokus soll klar auf der Fachkompetenz und den starken Persönlichkeiten der Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter liegen. Die Krone überstrahlt diese Stärken, sagt Greilinger. Dabei kennen sich Karr, Reuther und Stripf sehr gut mit der Pfalz und dem Wein aus - und das soll nicht untergehen.

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Janina Huber war 2013 Pfälzische Weinkönigin und ein Jahr später Deutsche Weinkönigin. Heute ist sie Weinfachfrau und Moderatorin. Am Anfang habe die Veränderung sie irritiert. Schließlich sei es Tradition. Aber das Amt sei einfach aus der Zeit gefallen. Die Veränderungen in der Pfalz sind für Huber ein wichtiger Schritt in eine professionelle Richtung. Mit der Krone auf dem Kopf wurde sie oft gefragt, ob sie auf einem Junggesellenabschied sei. Als sie während ihrer Amtszeit mit Cocktailkleid und Krone eine kanadische Veranstaltung besuchte, waren die Kanadierinnen und Kanadier sehr irritiert und machten sich über sie lustig.

Deshalb dürfen auch Männer Pfalzwein-Botschafter werden

„Mit der Krone bist du nicht du, für die Leute bist du eine Figur“, sagt Huber. Und mit dieser Figur wollen nur wenige ins Gespräch kommen. Außerdem musste die ehemalige Weinkönigin auf mehreren Veranstaltungen darum kämpfen, das Mikrofon zu bekommen, um ihr Wissen über den Wein teilen zu können. Aber in den vergangenen Jahren hat sich das Amt laut Huber auch verändert, zum Beispiel durch die „#MeToo-Bewegung“.

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Dass dieses Jahr auch ein Mann Markenbotschafter wird, ist deutschlandweit nichts Neues. Schon 2022 gab es im Anbaugebiet Mittelrhein einen Weinprinzen, letztes Jahr dann den ersten im Weinland Nahe. Dieses Jahr durften sich zum ersten Mal auch in Rheinhessen und der Pfalz Männer bewerben. Pfalzwein gehe mit der Zeit und behandelt alle Geschlechter gleich, betont Greilinger.

Inhaltlich ändere sich am Amt nichts. Wie in den vergangenen Jahren müssen die Bewerberinnen und Bewerber Weinwissen und ein Kommunikationstalent besitzen. Am Wahltag werden diese Fähigkeiten durch eine Blindprobe und eine Fachbefragung unter Beweis gestellt. „#teampfalz“ wird außerdem geschult: Es gibt Seminare zum Wein, zum Auftreten vor Publikum und zur englischen Sprache. Im Amtsjahr nehmen die Drei dann 300 bis 350 Termine wahr.

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