Schriesheim. Seit Montagabend ist es offiziell: Christoph Oeldorf ist zum neuen Bürgermeister von Schriesheim gewählt. Unter Leitung von CDU-Fraktionschef Michael Mittelstädt stellte der Gemeindewahlausschuss der Stadt formal fest, was angesichts einer Mehrheit von fast 57 Prozent seit dem Vorabend offenkundig ist.
„Es war eine kurze Nacht, aber auch nicht so kurz, wie man denken könnte“, lacht Oeldorf am Telefon. Doch der Anruf des „MM“ ist am Montag nicht der einzige, denn natürlich wollen viele gratulieren. Zumal das am Wahlabend selbst übrigens gar nicht so einfach war. „Ich hatte mein Handy irgendwo liegen lassen“, berichtet Oeldorf: „Und als ich es wieder in der Hand hatte, waren lauter Glückwünsche drauf.“
Am Montag hatte Oeldorf noch frei, aber an diesem Dienstag sitzt er schon wieder an seinem Schreibtisch im Rathaus von Wilhelmsfeld. Denn dort ist er ja noch weiterhin Bürgermeister, bis er sein Amt in Schriesheim antritt. „Kündigen muss ich dafür nicht extra“, lacht er.
Die offizielle Amtsübernahme soll nach Planung der Schriesheimer Stadtverwaltung in einer Sondersitzung des Gemeinderates am 1. Februar erfolgen. Das ist in Schriesheim der traditionelle Termin. Denn am 1. Februar 1974 begann Peter Riehl seine 32 Jahre lange Dienstzeit und am 1. Februar 2006 Hansjörg Höfer seine 16-jährige Amtsperiode.
Höfer, noch bis diesen Montag in Quarantäne, will sich bereits in den nächsten Tagen mit Oeldorf treffen, um die Übergabe der Amtsgeschäfte zu erörtern: „Es gibt da einiges zu besprechen“, sagt er dem „MM“. Und natürlich hat er seinem Nachfolger bereits gratuliert - per Whatsapp, da dies - wie geschildert - telefonisch ja nicht möglich war.
Selbstverständlich ohne Präferenzen erkennen zu lassen, bekennt Höfer dennoch: „Ich bin froh, dass es im ersten Wahlgang eine Entscheidung gegeben hat.“ Das eindeutige Ergebnis biete für Oeldorf eine „gute Grundlage, in den kommenden acht Jahren zu arbeiten“.
Analyse der Stimmergebnisse
Höfer hatte, weil ja noch in Quarantäne, am Wahlabend den Eingang der Stimmergebnisse auf der Website der Stadt verfolgt: „Als aus Ursenbach das erste Resultat kam, da war mir klar, wie es laufen wird.“
Vor Ort wurde das Wahlergebnis auch am Montag eingehend analysiert und diskutiert. Interessant sind vor allem die Abweichungen von den Gesamtergebnissen, die Oeldorf (56,27 Prozent) und Fadime Tuncer (41,98 Prozent) erreicht hatten. Und dabei fällt auf: In den Stadtteilen war Oeldorf noch besser als in der Kernstadt. In Altenbach holte er 62, in Ursenbach gar 70 Prozent. Im dritten „Ortsteil“, auf dem Branich, der zuweilen als eine Hochburg der Grünen gilt, kam Oeldorf auf fast 65 Prozent, Tuncer lediglich auf 35.
Tuncer nur in zwei Bezirken vorne
Aber ungeachtet der Oeldorf-Welle gibt es dennoch auch einige wenige Wahllokale, in denen Tuncer wiederum vorne lag: In zwei der fünf Stimmbezirke der Strahlenberger Grundschule, in denen Innenstadt-Bürger wählten, erreichte sie um die 51 Prozent und Oeldorf nur etwa 46.
Doch am Ende konnte auch dies an Oeldorfs klarem Vorsprung von rund 1000 Stimmen nichts ändern. Zum Vergleich: Bei seiner ersten Wahl 2005 siegte Hansjörg Höfer mit 102 Stimmen Vorsprung über Peter Rosenberger. Derart knapp begann die Ära Höfer, die gleichwohl 16 Jahre lang dauern sollte.
Bislang ist die offizielle Verabschiedung von Höfer für den 28. Januar in der Mehrzweckhalle geplant. „Das ist Stand heute“, sagt Höfer: „Kein Mensch weiß, wie das in 14 Tagen aussehen wird.“ Wenn die Feier wegen Corona ausfallen müsste, dann würde ihn das zwar sehr schmerzen: „Ich würde mich gerne persönlich von den Mitarbeitern, dem Gemeinderat und der Bevölkerung verabschieden.“ Aber demütig macht Höfer auch klar: „Es gibt Menschen und Familien, die von Corona weit härter getroffen sind.“
Zumal seine Dienstzeit bereits in den letzten Monaten von Corona geprägt war. Sogar der Mathaisemarkt musste in diesem Jahr komplett ausfallen. Am 8. Dezember will der zuständige Ausschuss entscheiden, ob das Fest im März stattfinden kann.
Höfer geht nun also in den Ruhestand. Für Christoph Oeldorf bringt 2021 auch privat eine tiefe Zäsur. Gerade erst mit seiner Frau in Wilhelmsfeld heimisch geworden, will er sich langfristig nach einer neuen Bleibe umsehen: „Ich hatte ja zugesagt, nach Schriesheim zu ziehen.“ Aber es sei gar nicht so einfach, eine passende Immobilie zu finden - das war ja auch eines der wenigen Problemthemen im Wahlkampf.
So wird erst einmal im bisherigen Domizil ein Kinderzimmer eingerichtet. Denn für den 25. Dezember erwarten Christoph Oeldorf und seine Frau Laura Nachwuchs.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Eindeutiges Wahlergebnis in Schriesheim!