Schriesheim - Markt- und Kulturausschuss sagt Mathaisemarkt ab und sucht nach Alternativen

Nach Absage des Mathaisemarkts: Schriesheim hofft auf verkleinertes Frühlingsfest

Von 
Martin Tangl
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Ein Bild vom Mathaisemarkt 2020: Hier sieht man noch rosarote Wölkchen über dem Festplatz, doch kurz danach musste abgebaut werden. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. „Bitte, bitte: Nicht alles gleich absagen“, flehte Schaustellerin Ariane Haas die Mitglieder des Schriesheimer Markt- und Kulturausschusses an. Das gemeinderätliche Gremium beschloss am Mittwochabend dann zwar, dass wegen der Corona-Pandemie auch 2022 kein Mathaisemarkt im üblichen Rahmen stattfinden wird. Auch den traditionellen Umzug der Vereine und ein großes Festzelt wird es nicht geben. Einen Vergnügungspark und ein eingeschränktes gastronomisches Angebot schloss der Ausschuss aber nicht aus (wir berichteten kurz).

Eine Entscheidung darüber soll Ende Januar, Anfang Februar fallen. Auch über ein Motto für ein mögliches Frühlingsfest Anfang März als Alternative zum Mathaisemarkt wird nachgedacht. Der Vorschlag, die Festivitäten in den Sommer zu verlegen, fand wenig Gegenliebe.

„Im Moment keine Sicherheit“

Die Sitzung des Markt- und Kulturausschusses war mit Spannung erwartet worden. Wird der Mathaisemarkt, der 2020 wegen Corona abgebrochen werden musste und 2021 ganz ausgefallen war, auch 2022 dem Virus zum Opfer fallen? „Alle freuen sich auf dieses Fest, auch junge Menschen“, berichtete Bürgermeister Hansjörg Höfer. Doch die Hoffnung, dass im Laufe des Jahres 2021 alle geimpft sein würden und dadurch die Pandemie besiegt sei, habe sich leider nicht bewahrheitet. Höfer: „Im September dachten wir, es wird alles vorbereitet, dass wir 2022 Mathaisemarkt feiern können. Doch die Entwicklung der Inzidenzen in den darauffolgenden Monaten hat gezeigt, dass Volksfeste nicht zugelassen werden. Und niemand kann sagen, was im Frühjahr 2022 sein wird. Die Corona-Verordnungen kommen teilweise über Nacht.“

Auf der Suche nach Alternativen zum Mathaisemarkt: Ilona Böhm (v.l.), Hansjörg Höfer, Ariane Haas, Rolf Edelmann, Achim Weitz und Manuel Bretschi. © Martin Tangl

Ordnungsamtsleiter Achim Weitz ergänzte: „Für den Mathaisemarkt brauchen wir jetzt schon einen Vorlauf, brauchen wir Sicherheit, die wir im Moment nicht haben. Wir müssen auf die Fakten schauen. Im Moment sind Volks- und Vergnügungsfeste bis 31. Dezember 2021 verboten. Und eine Verbesserung der Corona-Lage ist nicht zu erwarten.“

Also wird es 2022 keinen Mathaisemarkt geben, wie ihn die Menschen in Schriesheim und weit in die Metropolregion hinein seit Jahrzehnten gewohnt sind. „Aber gibt es Zwischenlösungen?“, fragte der Bürgermeister den Ausschuss. „Klar ist, dass ein Volksfest unter den jetzigen Corona-Bedingungen nicht genehmigt wird“, erklärte Ariane Haas. Doch wie die Lage Ende Januar sein werde, könne jetzt noch keiner sagen. Deshalb ihre Bitte, das Fest im März zumindest auf einen Vergnügungspark zu reduzieren. „Viele unserer Schausteller würden da mitmachen, unsere Sicherheitskonzepte greifen“, versicherte die Betreiberin zweier Autoscooter-Fahrgeschäfte. Sie selbst und ihre Kollegen hätten das bei Festen in Mannheim, Viernheim und Buchen schon unter Beweis gestellt. Und Haas mahnte weiter: „Eine Absage würde nicht nur einen ganzen Berufsstand hart treffen, sondern auch all unsere Zulieferer.“

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Schwer getroffen hat die Pandemie auch Festzelt-Wirtin Ilona Böhm. „Seit 2021 habe ich keine Einnahmen mehr - und das wird so bleiben“, schilderte sie dem Ausschuss ihre finanziell angespannte Situation. Aber schon aus wirtschaftlichen Gründen könne sie ihr großes Festzelt nicht aufstellen. „Die Leute bleiben schon aus Angst vor Ansteckung weg, das breite Publikum fehlt“, bedauerte sie. Auch wenn in Schriesheim Boxkämpfe und Modeschauen wegfallen, rentiere sich der Betrieb nicht: „Davon lebt ein Festzelt!“ Wenigstens ein Biergarten Anfang März? „Vielleicht, aber mehr geht in diesem Rahmen nicht“, bedauerte Ilona Böhm.

Rolf Edelmann, Vorsitzender des Bunds der Selbstständigen (BdS), hatte schon vorab angekündigt, aus Kostengründen beim Mathaisemarkt 2022 auf Gewerbezelt und Mittelstandskundgebung verzichten zu müssen. „Allein das Zelt würde uns mit allem Drum und Dran mindestens 50 000 Euro kosten“, erläuterte er dem Ausschuss noch mal seine Beweggründe. Auch ein kleineres Zelt sei nicht unter 40 000 Euro zu kriegen. Abstandsregeln, Eingangskontrollen und Security würden den Kostenrahmen sprengen. „Und einen Redner für die Mittelstandskundgebung, der vor nur 300 Leuten spricht, kriege ich in Berlin auch nicht“, bedauerte Edelmann.

Ein Hintertürchen offen

„Aber keine Option ist, nichts zu tun“, forderte Manuel Bretschi, der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft. Deshalb will sich der Ausschuss ein Hintertürchen offenlassen. „Gastronomie muss mit 2Gplus möglich sein“, erklärte Christiane Majer von Majer’s Weinscheuer. Stadträtin Fadime Tuncer (Grüne Liste) findet, dass die Krönung der Weinköniginnen im Zehntkeller unbedingt stattfinden sollte. „Auch Bewirtung in den Straußwirtschaften oder an bestimmten Stationen im Ort, wo so etwas machbar ist, könnten wir mit Kontrollen durchführen“, meinte Tuncer. „Eine Ausstellung wäre ebenfalls machbar. Irgendwas schaffen wir, ganz absagen wäre perspektivlos“, erklärte Gabi Mohr-Nassauer vom Kulturkreis.

„Ein kleiner Vergnügungspark mit ein paar netten Ständen“, sieht nicht nur Stadträtin Liselore Breitenreicher von der Bürgergemeinschaft Schriesheim als Chance für ein Frühlingsfest im März. „Wir kämpfen darum, 2022 wieder feiern zu können“, versprach Bürgermeister Höfer am Schluss der Sitzung. Sein Nachfolger Christoph Oeldorf hatte als Gast im großen Sitzungssaal aufmerksam zugehört.

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