Volksfest

Mathaisemarkt Schriesheim mit neuem Festzeltwirt

Der Schriesheimer Mathaisemarkt bekommt einen neuen Festzeltwirt. Der Vertrag mit Ilona Böhm wurde nach sieben Jahren nicht verlängert. Ihr Nachfolger betreibt bereits mehrere Feste in der Region

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Konstantin Groß
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Das Festzelt ist Herzstück des Schriesheimer Mathaisemarktes. Seine Betreiber organisieren das Musikprogramm, bislang etwa die Mallorca-Party. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. Der Schriesheimer Mathaisemarkt bekommt einen neuen Festzeltwirt: Betreiber für dieses „Herzstück“ des großen Volksfestes der Region wird der Frankenthaler Stephan Finke, bekannt vom legendären Ketscher Backfischfest. Dies entschied der Marktausschuss des Schriesheimer Gemeinderates einstimmig - und erneuerte damit den Vertrag mit der bisherigen Festwirtin Ilona Böhm nach sieben Jahren nicht mehr.

Finke betreibt mit seinem Unternehmen „Finke events“ mit Sitz in Frankenthal seit 2015 das dortige Oktoberfest und seit 2022 das Ketscher Backfischfest. In diesem Jahr übernahm er das Andechser Bierfest in Haßloch - von Ilona Böhm.

Der Unternehmer, der sein Abitur übrigens auf dem privaten Heinrich-Sigmund-Gymnasium Schriesheim gemacht hat und den Mathaisemarkt daher gut kennt, mag bezüglich seines Konzeptes nicht mit Ankündigungen vorpreschen: „Das alles möchte ich mit den Verantwortlichen noch besprechen“, betont er am Montag im Gespräch mit dem „MM“. Und dafür ist er guten Mutes: „Die Chemie stimmt“, spürt er.

Zelt „heller und freundlicher“

Einiges lässt er dann doch raus. Das Zelt möchte er gerne „hell und freundlich“ gestalten: „Mit Licht und Blumen kann man da viel machen.“ Beim Programm ist er nicht festgelegt: „Man muss nicht unbedingt alles ändern“, sagt er: „Aber man kann ja die Chance nutzen, auch etwas Neues zu versuchen.“ Und die Mallorca-Party? „Persönlich ist das nicht so mein Ding. Aber wenn es gewünscht wird, dann mache ich das.“

Hat er keine Angst vor der Aufgabe, traut er sich das Fest zu? „Absolut“, lacht er: „Wer drei Abende ein mit 3500 Menschen voll besetztes Zelt beim Ketscher Backfischfest stemmen kann, der schafft das.“

Ilona Böhm, bekannt vom Dürkheimer Wurstmarkt, war sieben Jahre Festzeltwirtin auf dem Mathaisemarkt. Nun folgt ihr Stephan Finke. © Schwetasch/Groß

Der jetzige Festwirt ist der vierte innerhalb von elf Jahren. Als 2012 der legendäre Göckelesmaier nach 30 Jahren in Schriesheim aufhörte, um sich in seiner Stuttgarter Heimat auf den Canstatter Wasn zu konzentrieren, da folgte Hans-Peter Küffner, Inhaber des Küffnerhofes, eines Gastronomie- und Event-Zentrums in Langenbrettach bei Heilbronn, in unserer Region damals als Festwirt beim Winzerfest Wiesloch bekannt.

Sein Wirken vor Ort war nie gänzlich konfliktfrei, doch 2016 kam es bereits im Vorfeld des Mathaisemarktes zu kontroversen Diskussionen. Im Nachhinein verstärkte sich die Kritik: am zu wenig gemütlichen Ambiente im Inneren, an der Anordnung von Küche und Theke, an der Bar für Mixgetränke, vor allem aber am Ausschank von Bier im Weinzelt.

Nachdem das Winzerfest Wiesloch 2015 für Küffner nicht gut gelaufen war, beschloss er, sich nicht nur von dort, sondern insgesamt von der Festzelt-Bewirtschaftung in der Region Rhein-Neckar zurückzuziehen, also auch vom Mathaisemarkt.

Knapp sechs Monate vor einem Mathaisemarkt stand Schriesheim ohne Festzeltwirt dar. Da erinnerte sich Bürgermeister Hansjörg Höfer an jene Bewerberin, die bei der Wahl zum Nachfolger des Göckelesmaier 2012 gegen Küffner unterlegen war: Ilona Böhm, Festzelt-Betreiberin auf dem Dürkheimer Wurstmarkt, dem größten Weinfest der Welt. Und als Höfer sich bei ihr meldete, da mimte diese keineswegs die Verschmähte, sondern zeigte sich sofort bereit einzuspringen. In einer Geheimsitzung des Marktausschusses erhielt Höfer für sie politische Rückendeckung - auch dafür, auf die eigentlich übliche Ausschreibung zu verzichten; dafür fehle die Zeit, hieß es damals.

Bei fünf Mathaisemärkten organisierte Böhm im Festzelt Bewirtung und Programm mit guten Bands, vor allem aber die Attraktion Mallorca-Party, zuletzt, nach zwei Jahren Corona-Pause, in diesem Frühjahr. Die bereits zuvor bestehende Kritik an dem Zelt wurde nun jedoch lauter, auch in der Kommunalpolitik.

Umfrage mit Kritik am Zelt

Bestätigt wurde diese auch und vor allem von den Besuchern selbst, und zwar bei einer Umfrage der Stadt während des Mathaisemarktes und im Anschluss. Bei der Beliebtheit der Locations erfuhr das Festzelt mit nur zwölf Prozent die mit Abstand schlechteste Bewertung. Ähnlich bei der Qualität der dortigen Veranstaltungen: Nur acht Prozent waren damit zufrieden. Auch bei der Frage nach dem gastronomischen Angebot beim Fest bildete das Zelt das Schlusslicht: Nur 38 Prozent bewerteten es als positiv, 26 Prozent fanden es schlecht oder sehr schlecht.

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Das Ergebnis dieser Umfrage „signalisiert Verbesserungspotential, um den Qualitätsansprüchen auch weiterhin gerecht zu werden“, ließ Bürgermeister Christoph Oeldorf verlauten. Fristgerecht kündigte die Stadt den Vertrag über das Festzelt, um einen Neuanfang zu ermöglichen; allerdings durfte sich Böhm erneut bewerben, quasi zur Sicherheit. Denn die Stadt war keineswegs sicher, ob sich für die Mammutaufgabe jemand anderes finden würde.

Böhm bewarb sich denn auch, auf Grund der negativen Umfrageergebnisse allerdings ohne große Hoffnungen, wie man hört. Auch drei weitere Festwirte der Region warfen ihren Hut in den Ring. Im Marktausschuss stellten sie sich hinter verschlossenen Türen vor. Die Abstimmung erfolgte dann am Freitagabend öffentlich, und zwar einmütig für Stephan Finke; Ilona Böhm war schon nicht mehr anwesend.

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