Schriesheim. Genau 40 Minuten und 18 Sekunden dauert die Sitzung des Schriesheimer Marktausschusses. Die Infos plätschern so vor sich hin, doch erst am Ende kommt „eine erste große kleine Revolution“, wie Bürgermeister Christoph Oeldorf formuliert. Von ihm nach dem Programm im Festzelt befragt, verkündet der neue Betreiber Stephan Finke im Ton fast nebenbei: „Es wird es keine Mallorca-Party geben unter meiner Regie.“
Mitte Oktober hatte der Marktausschuss den Vertrag mit der bisherigen Festwirtin Ilona Böhm nicht mehr verlängert. Nach sieben Jahren war die Unzufriedenheit bei Besuchern (in einer Umfrage) und Kommunalpolitikern im Ausschuss zu groß. „Gibt es diesmal Bedienungen im Festzelt?“ - die hintersinnige Frage von Straßenlauf-Organisator Michael Stang spricht jetzt Bände.
Neuer Festzelt-Betreiber will "schöne Traditionen" fortführen
Neuer Betreiber ist Stephan Finke, der mit seinem Unternehmen „Finke events“ mit Sitz in Frankenthal seit 2015 das dortige Oktoberfest und seit 2022 das Ketscher Backfischfest betreibt. 2023 übernahm er das Andechser Bierfest in Haßloch.
„Ich möchte Traditionen fortführen“, erklärt Finke jetzt vor dem Gremium: „Schöne Traditionen.“ Dazu zählt er die dienstagabendliche Mallorca-Party nicht. Stattdessen möchte er ein anderes Programm umsetzen. Näheres lässt er noch nicht raus, doch die Richtung ist klar: „Ich möchte etwas für alle Altersgruppen anbieten.“ Auch am Montagabend, einem ewigen Problembär im Festablauf, hat er „was Schönes“ vor.
Beim kulinarischen Angebot verlässt sich Finke auf einen erfahrenen Profi: Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr sorgt wieder Karl Forschner für das Catering. „Da bin ich sicher, dass niemand das Festzelt hungrig verlassen muss“, formuliert Oeldorf zutreffend.
Der Festredner steht noch nicht fest
Das Aus für die Mallorca-Party - es ist eine der wenigen Neuerungen, die das Traditionsfest erleben wird, auch wenn über viele der einzelnen Programmpunkte erst wenig gesagt werden kann - sowohl bei der Kunstausstellung als auch der Gewerbeschau. Für sie geht Rolf Edelmann in der neuen Woche in die Akquise. „Eine Hand voll Aussteller habe ich schon“, sagt der Vorsitzende des örtlichen Bundes der Selbstständigen: „Auch ein neuer ist dabei.“ Dies sei ein „gutes Omen“ dafür, dass es nicht so viele Leerstände im Gewerbezelt gibt wie beim letzten Mal.
Auch bei der Mittelstandskundgebung kann Edelmann noch nichts vermelden: „Ich bin im Gespräch und habe auch schon eine mündliche Zusage“, sagt er: „Das wäre ein phantastischer Redner!“ Doch um Gerüchte zu dementieren, macht er bereits vor der Sitzung klar: „Der Aiwanger kommt nicht noch mal.“
Bei den beiden anderen Aktivitäten des BdS zum Mathaisemarkt läuft alles klar: beim Verkaufsoffenen Sonntag am 10. März und dem Feuerwerk an der Strahlenburg zum Abschluss des Festes. Dessen Kosten von 4500 Euro werden bislang mit Spenden von Bürgern und Gewerbetreibenden finanziert: „Schon beim letzten Mal spüren wir jedoch einen deutlichen Rückgang der Spendenbereitschaft“, berichtet der BdS-Chef: „Es wird immer schwieriger, Spenden dafür zu gewinnen.“ Auch die Stadt habe ihren Anteil übrigens noch nicht beglichen, so Edelmann im Vorfeld augenzwinkernd.
Noch nicht hundertprozentig sicher ist, ob das beliebte Schleppergeschicklichkeitsfahren der Landjugend wieder stattfindet. „Allerdings habe ich nichts definitiv Gegenteiliges gehört“, macht Stadträtin Lisa Hartmann durchaus Hoffnung.
Mathaisemarkt 2024 wieder mit Box-Matinee
Fest steht aber, dass es an jenem Vormittag vor dem Zehntkeller die Ausstellung historischer Traktoren wieder geben wird und die Gefährte nach der Mittagspause beim Umzug der Fanfarenzüge mitfahren. Organisator Peter Grüber kritisiert allerdings, dass 2023 just an jenem Sonntag der Zehntkeller geschlossen war. Sein Nach-Nachfolger als Geschäftsführer der WG sorgt da sofort für Abhilfe: „Im nächsten Jahr wird der Zehntkeller an diesem Tag geöffnet sein“, versichert Manuel Bretschi.
Eine positive Nachricht auch von der Box-Front. Während der sportliche Knüller 2023 ausfallen musste, geht diesmal alles klar, nachdem in der Leitung der KSV-Boxabteilung und im Orga-Team der Box-Matinee der Generationswechsel von Werner Kranz zu Sezer Okan geglückt ist. Antreten wird der Olympiastützpunkt Heidelberg gegen eine Auswahl aus Straßburg - also wieder „eine internationale Begegnung und sportlich hochwertig“, freut sich Kranz.
Gut sieht es auch beim Straßenlauf aus, der beim letzten Mal einen Teilnehmerrekord erlebt hat. „Das war für uns völlig überraschend, so direkt nach Corona“, bekennt Michael Stang, der auch die 28. Folge dieses Lauf-Ereignisses organisiert.
Neue Streckenführung für den Festzug wegen Bauarbeiten
Alles beim Alten bleibt auch beim Höhepunkt jedes Mathaisemarktes, dem Festzug der Vereine. Zumindest fast: „Wegen der Bauarbeiten in der Talstraße und der Schmalen Seite ändert sich die Streckenführung“, berichtet Kirstin Fontius vom Ordnungsamt.
Dass der Stadt ihr Renommierfest nicht nur lieb, sondern auch teuer ist, zeigt die Abrechnung des letzten Mathaisemarktes: Den Ausgaben von 145 000 Euro stehen Einnahmen von 61 000 Euro gegenüber, ergibt also ein Minus von 84 000 Euro, rund 13 000 mehr als im Vorjahr. Ursache laut Oeldorf: Mehrausgaben bei der Sicherheit in Höhe von 45 000 statt 33 000 Euro sowie Mindereinnahmen vor allem beim Krammarkt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mallorca-Party bei Mathaisemarkt gestrichen: Kein großer Verlust