Ausflugsziel

Kann eine Stiftung die Schriesheimer Strahlenburg retten?

Die Schriesheimer Strahlenburg soll verkauft werden. Jetzt gibt es Ideen, das Wahrzeichen auch künftig für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten.

Von 
Jasper Rothfels
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Die Strahlenburg in Schriesheim soll verkauft werden. © Konstantin Groß

Schriesheim. Die Strahlenburg in der Hand einer gemeinnützigen Stiftung, die das beliebte Ausflugsziel den Bürgern wieder zugänglich macht und es gemeinsam mit ihnen erhält: Eine solche Lösung für das zum Verkauf stehende Wahrzeichen schwebt einem Schriesheimer Quartett vor, dem Ex-Bürgermeister Hansjörg Höfer angehört.

Die vier, die mit dem Anblick der Burg hoch über der Stadt seit Kindertagen vertraut sind oder bestimmte Erinnerungen damit verbinden, denken an die Gründung einer „Bürgerstiftung Strahlenburg“, die – wenn genug Spendenzusagen vorliegen – die Burg kaufen könnte. Und die damit sicherstellen würde, dass sie nicht eine Privatperson „kassiert“. „Es soll unsere Burg sein und bleiben, „unsere“ im Sinne von ganz Schriesheim“, so der Initiator der Aktion, der Steuerberater und Rechtsanwalt Thomas Rufer, am Donnerstag. Und Höfer ergänzt: „Als Schriesheimer Bub ist man von frühester Kindheit an mit der Burg emotional verbunden.“

Zur Initiativgruppe gehören auch Rufers Frau Brigitte, die die Burg ein „Symbol der Heimat“ nennt, sowie der Bauingenieur Rainer Beisel, Geschäftsführer eines Unternehmens aus der Bau- und Immobilienbranche, der das Projekt als „Herzensangelegenheit“ bezeichnet. Am Donnerstag, 3. Juli, wollen sie es ab 19 Uhr im Vereinsraum der Mehrzweckhalle vorstellen und – so Höfer – weitere Mitstreiter finden. „Mitstreiter – und Mitspender“, ergänzt Rufer.

3,5 Millionen Euro möchten die Eigentümer für die Liegenschaft der Strahlenburg

Denn die Burg hat ihren Preis. 3,5 Millionen Euro möchten die Eigentümer für die Liegenschaft, deren Anfänge bis 1235 zurückreichen und zu der Anbauten aus den vergangenen Jahrzehnten gehören. Seit dem Auszug der Gastronomie-Pächter Ende 2022 ist die Burg „dicht“, der Biergarten im Burghof, in dem früher Wanderer und andere Gäste unter großen Kastanienbäumen den Blick über die Rheinebene schweifen ließen, ist verwaist.

Denken über eine gemeinnützige Stiftung nach, die die Strahlenburg kaufen soll: Der ehemalige Schriesheimer Bürgermeister Hansjörg Höfer, Brigitte Rufer und ihr Mann Thomas Rufer, Rechtsanwalt und Steuerberater. © Jasper Rothfels

Im Dezember hatten sich die Eigentümer auf einen Verkauf geeinigt, kürzlich veröffentlichten sie ein Exposé zum Objekt. Demnach ist zusätzlich mit Sanierungs- und Modernisierungskosten von etwa 1,8 Millionen Euro für die Küche und die neueren Gebäude zu rechnen, für den denkmalgeschützten Turm, die Burgmauern und die Außenanlage gebe es öffentliche Fördermittel. Die Rede ist auch von einem fertigen Gastronomiekonzept, das zwei erfolgreiche Restaurantbetreiber entwickelt hätten und das nach Renovierung und Anlaufzeit Umsätze bis zu 4,5 Millionen Euro verspreche.

Zukunft der Strahlenburg in Schriesheim: Bald Nutzung als Firmenzentrale, für Firmenzwecke oder privat?

Rufer bezweifelt angesichts der Zahlen, „dass irgendein Gastronom das erwirbt“. „Aber es ist umso wahrscheinlicher, dass es irgendjemand erwirbt, der einfach das nötige Geld hat“ und der die Burg dann als Firmenzentrale, für Firmenzwecke oder privat nutze – „dann wäre die Öffentlichkeit draußen, ausgeschlossen“, fürchtet der 62-Jährige, der die Burg schon vom Kinderzimmer aus sah und sie heute beim Zähneputzen und Frühstück vor Augen hat.

Die Schriesheimer Strahlenburg in der „blauen Stunde“. © Marcus Schwetasch

Bislang ist die Burg zwar auch in Privatbesitz, aber sie war die meiste Zeit des Jahres zugänglich, durch den Besuch von Restaurant oder Biergarten, „aber man konnte auch einfach so reingehen“, sagt er. Und so soll es wieder werden. Zweck der Stiftung soll es sein, das Anwesen zu kaufen „und dafür zu sorgen, dass die Burg auch künftig für die Öffentlichkeit betretbar und nutzbar bleibt“, wenn möglich mit Gastronomie. „Aber das Wichtigste ist, dass sie offenbleibt.“ Immobilienexperte Beisel spricht von einem Versuch, „der wahrscheinlich in der Umsetzung herausfordernd wird“. Aber wer es nicht probiere, müsse sich das hinterher immer vorwerfen.

Kann sich die Stadt an der Rettung der Schriesheimer Strahlenburg beteiligen?

Das Ziel sei, deutlich mehr als den Kaufpreis an Spenden zu akquirieren, so Rufer, der auch Kosten wie die Grunderwerbsteuer im Hinterkopf hat. Brigitte Rufer bringt bestehende Stiftungen aus der Region als Spender ins Spiel, und Höfer sagt: „Realistischerweise wird man Großspender brauchen.“ Bisher gibt es laut Rufer nur wenige potenzielle Spender, aber die Idee sei ja noch nicht bekannt. In Aussicht gestellt seien Beträge zwischen 1000 Euro und 100 000 Euro. Gespendet werden soll erst, wenn ausreichend Zusagen vorliegen. Auch die Aufnahme von Darlehen sei geplant.

Rufer schweben neben einem jährlichen Burgfest für Spender zudem „Baucamps“ vor, bei denen Schriesheimer – wie im Waldschwimmbad – gemeinsam anpacken, „und die Burg so zur eigenen wird“. Damit habe man in der Evangelischen Kirchengemeinde sehr gute Erfahrungen gemacht, so Rufer, der auch Kirchengemeinderatsvorsitzender ist. Ob die Stiftungs- und Spenden-Idee ankommt, soll sich bis spätestens bis Oktober zeigen.

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Die Zeit drängt. Einer der Miteigentümer habe erklärt, dass er die Burg vor Beginn der Heizsaison verkauft haben wolle, sagt Rufer. Der Mann war telefonisch zunächst nicht zu erreichen. Ein anderer Miteigentümer, Gilbert Lauer, sagte dieser Redaktion, er finde die Stiftungsidee gut, aber es gebe auch andere Interessenten, „ernsthafte Interessenten“, mit denen man im Gespräch sei, aber es sei nichts spruchreif. Bürgermeister Christoph Oeldorf begrüßt laut Pressestelle die Stiftungsidee. Eine mögliche Beteiligung der Stadt an der Stiftung müsse die Aufsichtsbehörde genehmigen.

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