Tierrettung greift ein

Hunde in Schriesheim ohne Futter und Wasser angeleint - Vorwürfe gegen Sitterin

Hundehalter geben ihre Tiere vertrauensvoll in die Obhut einer Sitterin. Doch diese lässt die Vierbeiner auf einem Grundstück in Schriesheim allein - ohne Futter oder Wasser

Von 
Stephanie Kuntermann
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© Tierrettung Rhein-Neckar

Sie müssen stundenlang gebellt haben - nach etwa sechseinhalb Stunden verständigte der Zeuge schließlich die Polizei. Ein Streifenwagen mit zwei Beamten kam zu dem Gartengrundstück beim Schriesheimer Friedhof, und die Pressestelle berichtet, dass sie dort vier Hunde vorfanden, „die einen verwahrlosten Eindruck machten“. Sie hatten weder Futter noch Wasser. Ein Briard und ein Labradoodle, die beiden größeren Hunde, waren an einer Palette angeleint.

Michael Sehr von der Tierrettung Rhein-Neckar nahm sich der Vierbeiner an: „Sie waren dehydriert.“ Die Halter der beiden angeleinten Hunde wurden gleich ausfindig gemacht. „Wir haben die Tiere ihren Besitzern übergeben“, sagt Sehr. Denn nicht die waren verantwortlich für den Zustand, sondern eine Frau, die im Internet ihre Dienste als Hundesitterin angeboten hatte.

Stundenlang in Transportbox

Noch schlimmer dran als diese beiden waren die zwei anderen Hunde: Ein kleiner Mischling und ein Chihuahua steckten in einer Transportbox, als die Helfer eintrafen. An diesem Abend konnten ihre Besitzer nicht ausfindig gemacht werden, und so verbrachten sie die Nacht in der Obhut des Weinheimer Tierheims. Dessen Leiterin Jutta Schweidler ist empört: „Diese Box war viel zu klein für die zwei Tiere.“ Am folgenden Morgen gelang es, die Mannheimer Familie ausfindig zu machen: Auch hier hatte man der Betreuerin vertraut; die Eheleute sind derzeit noch in Urlaub.

Weder hätten sie gewusst, dass die Tiere auf das Grundstück gebracht wurden, noch, dass zwei größere, ihnen unbekannte Artgenossen dabei sein würden. „Sie waren geschockt“, bemerkt Schweidler. Die Tochter der Besitzer holte die zwei Kleinen ab und erklärte, dass die Frau in einem Internetforum für ihre Hundebetreuung geworben hatte mit dem Hinweis, sie sei Tierpsychologin.

Am Standort in Schriesheim seien die Hunde nur „zwischengeparkt“ worden, wohl wegen einer Autopanne. Offen bleibt, warum die Hunde nicht versorgt wurden. „Ich wollte wissen, was die Leute bezahlt haben“, bemerkt Schweidler und schüttelte den Kopf, als sie von dem Tarif erfuhr: Pro Hund und Tag wurden 30 Euro fällig, also 60 Euro am Tag und 840 Euro für die gesamten 14 Tage Abwesenheit. „Leicht verdientes Geld“, erklärt die Leiterin.

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Wie geht es jetzt weiter? „Die Person wird dem zuständigen Veterinäramt gemeldet, es geht eine Anzeige an den Rhein-Neckar-Kreis“, erläutert Anneliese Baas, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mannheim, das in solchen Fällen übliche Prozedere. Falls der Betreffende beruflich in Sachen Tierbetreuung unterwegs ist, könnte das Konsequenzen haben.

Schweidler erklärt noch, dass man im Weinheimer Tierheim bislang noch nichts mit „schwarzen Schafen“ der Tiersitter-Branche zu tun hatte. Allerdings rät sie Haltern, genau hinzuschauen und den Pflegeplatz zu inspizieren: „Da sollte man hinfahren und nicht nur einen Treffpunkt ausmachen, wo das Tier dann abgeholt wird. So etwas ist ein bisschen unseriös.“ Außerdem empfiehlt sie, sich nach Referenzen zu erkundigen und sich umzuhören, ob es schon Erfahrungen gibt mit der Pension.

Ihr ist klar, dass die Situation der Tierbesitzer ausgenutzt werden kann, die zur Urlaubszeit ein Plätzchen für die Vierbeiner brauchen. Wenn die Ferien vorbei sind und das Haustier wieder abgeholt wird, wundere es nur wenige, dass es etwas verstört sei; das werde oft auf die Abwesenheit der Bezugspersonen geschoben: „Aber das Tier kann ja nichts von dem erzählen, was ihm widerfahren ist.“

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