Naturschutz

Fledermäuse im Schriesheimer Wald: Buchen und Eichen bevorzugt

Die Bechsteinfledermaus findet im Schriesheimer Stadtwald und im Hirschberger Wald ideale Lebensräume vor. Ältere Buchen und Eichen bieten den Tieren Unterschlupf

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Eher scheue Gestalt: eine Bechsteinfledermaus verlässt ihre Höhle. © Dr. Renate Keil/BUND-Fledermauszentrum Hannover

Große, spitze Ohren, flauschiges Fell, nackte Flügel: Die Bechsteinfledermaus gehört sowohl zu den gefährdetsten als auch zu den niedlichsten Waldbewohnern in Baden-Württemberg. In der Reihe „Naturschutzprojekte im Wald“ des Kreisforstamts werden daher die Bemühungen vorgestellt, um diese faszinierende Tierart zu erhalten und zu fördern.

Bechsteinfledermäuse brauchen viele verschiedene Quartierbäume als Unterschlupf. © Rhein-Neckar-Kreis

Bechsteinfledermäuse breiten sich nur sehr langsam aus und brauchen zudem viele verschiedene Quartierbäume als Unterschlupf. Um einem Parasitenbefall vorzubeugen, wechseln die Tiere ihre Behausungen regelmäßig. Die seltene Art ist durch die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie streng geschützt und kommt unter anderem im Schriesheimer Stadtwald vor.

Ein Grund für das häufige Vorkommen dieser und weiterer Fledermausarten (wie beispielsweise das Braune Langohr oder das Große Mausohr) sind laut Wolfgang Kutzsche, ehrenamtlicher Naturschützer in Schriesheim, die zahlreichen Altbuchen und Alteichen, welche einen günstigen Lebensraum schaffen. Zusätzlich werden spezielle Fledermaus-Nistkästen als Ergänzung angebracht, kontrolliert und gesäubert.

Acht weitere Arten nachgewiesen

Von 2018 bis 2020 wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg das Projekt „Erfassung und Sicherung von Habitatbäumen“ in Schriesheim durchgeführt. Dabei wurden die Bäume kartiert, die von den Fledermäusen als Quartiere genutzt wurden. Außer den Bechsteinfledermäusen konnte der Biologe und Fledermausexperte Andreas Arnold im Schriesheimer Wald acht weitere Fledermausarten nachweisen.

Zusätzlich wurden Nistkästen für die Fledermaus angebracht. © Rhein-Neckar-Kreis

Um diese Habitatstrukturen langfristig zu erhalten, setzt der zuständige Revierförster Walter Pfefferle das Alt- und Totholzkonzept mit der Ausweisung von Waldrefugien und Habitatbaumgruppen um. Ehrenamtliche Naturschützer markieren zusätzlich weitere Habitatbäume, welche ebenso von der Nutzung ausgeschlossen werden. Die Dokumentation der Bäume und der speziellen Waldrefugien ist essenziell für einen stabilen Bestand der Fledermäuse.

Als Ansprechpartner zum Thema Fledermausschutz informiert Kutzsche den Revierleiter Pfefferle stets über neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet. „Die Zusammenarbeit mit der AG Fledermausschutz Baden-Württemberg ist sehr konstruktiv und vertrauensvoll“, lobt Pfefferle die Kooperation.

Klimaveränderung ein Problem

Trotz der besonderen Bemühungen und des gemeinsamen Erfolgs der Forstleute und Naturschützer bleibt Pfefferle bescheiden: „Es freut mich, dass die Bechsteinfledermaus im Revier – auch im angrenzenden Hirschberger Wald – so zahlreich vorkommt. Und insgeheim ist man natürlich auch ein bisschen stolz darauf, ganz gleich, ob man Anteil an diesem erfreulichen Umstand hat oder nicht.“

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Als großes Problem werden allerdings die klimatischen Veränderungen angesehen. Die Absterbeprozesse, welche gerade auch bei den für die Fledermäuse so wichtigen alten Laubbäumen zu beobachten sind, könnten langfristig die Anzahl der Quartierbäume verringern. red

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