Die Initiatoren haben Glück: Bis kurz vor Beginn des Treffens regnet es wie aus Kannen, und gegen Ende beginnt es erneut. Nur während der kurzen Zusammenkunft, da bleibt es trocken, erscheint sogar kurz die Sonne. „Das hat der Peter dort oben gemacht“, schmunzelt mit liebevollem Blick Evelyn Riehl, die Witwe des Alt-Bürgermeisters, dessen Porträt in der Mitte der Gruppe platziert ist.
Es ist der zehnte Jahrestag des Durchstichs für den Branich-Tunnel vom 1. August 2013. Aus diesem Anlass ist es Thomas Höhr, Anwohner der Talstraße, ein Bedürfnis, an jenen zu erinnern, dessen unermüdlichem Einsatz diese Entlastung vom Durchgangsverkehr zu verdanken ist: den Bürgermeister Peter Riehl.
Gemeinsam mit Ehefrau Margit, bis zum Amtsantritt von Bürgermeister Christoph Oeldorf Sekretärin von dessen Vorgängern Riehl und Hansjörg Höfer, organisiert Höhr daher eine kleine Feier am östlichen Tunnelausgang. Ehrengast ist Evelyn Riehl, für die dies eine schöne Überraschung ist. „Sie haben mich abgeholt, aber nicht gesagt, wohin es geht“, berichtet sie dennoch erfreut.
Mit dabei ist auch Frank Röger, viele Jahre lang Leiter der Schriesheimer Volkshochschule und mittlerweile Ratsschreiber in der Nachbargemeinde Dossenheim. Seine Eltern und Großeltern führten in der Talstraße einst das Lokal „Zum grünen Baum“. „Ich erinnere mich noch gut, wie in unserem Haus die Besprechungen der Talstraßen-Initiative stattfanden“, berichtet Röger. „Für eine kurze Zeit wurde dabei eine Trasse über den Huberweg diskutiert.“ Aber dann doch zu Gunsten der Tunnel-Lösung verworfen.
2006 ist die grüne Landtagsfraktion mit ihrem damaligen Vorsitzenden Winfried Kretschmann und dem heutigen Tübinger OB Boris Palmer hier zu Gast. „Palmer wurde dabei fast die Nase abgefahren“, erinnert sich Röger: „Fortan waren die Landes-Grünen für den Tunnel.“
Unter denen, die sich engagierten, war auch Wilhelm Weidner. Tragischerweise hat er die Vollendung des Tunnels nicht mehr erlebt, „obwohl er doch so dafür gekämpft hat“, wie seine Witwe Ursula erinnert.
Überhaupt würdigen alle Anwesenden ausdrücklich die Talstraßen-Initiative, die genau vor 50 Jahren, 1973, gegründet wurde. Von Männern wie Valentin Merkel und Philipp Gaber. Auch Karl Horn, Vater von Margit Höhr, war in dieser BI.
Die Hoffnungen, die sie in den Tunnel gesetzt hatten, haben sich erfüllt. „Es ist sehr, sehr viel weniger Verkehr als vorher“, bestätigt Thomas Höhr. Doch seine Frau fügt hinzu: „Von denjenigen, die noch durchfahren, wird allerdings zuweilen ganz schön gerast.“ Das ist für die Anwohner vor allem gefährlich, aber auch schlichtweg eine Lärmbelästigung, aufgrund des schlechten Zustands der Talstraße nämlich: „Die hat Löcher, da könnte man Golf drauf spielen“, sagt Ursula Weidner.
Insofern hofft nicht nur sie, dass sich dies nach der anstehenden Sanierung der Talstraße bessert. Den im Zuge dessen angedachten Bau eines Geh- und Radwegs entlang des Kanzelbachs, also im rückwärtigen Bereich der Gartengrundstücke, findet sie dagegen nicht gut: „Dann haben wir nicht nur vorne, sondern auch hinten keine Ruhe.“
Der Tunneldurchstich vor zehn Jahren war übrigens auch Thema für den bekannten Schriesheimer Hobbyfilmer Siegfried Wandt. Sein rund anderthalb Stunden langer Streifen wird an diesem Mittwoch, 2. August, 18.30 Uhr, im Saal des „Goldenen Hirsch“ gezeigt. Der Eintritt ist frei.
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