Mannheim. Wer heutzutage zum 48er Sportplatz mitten auf dem Almenhof gelangt, findet eine kleine Oase im Herzen des Mannheimer Stadtteils. Zwischen August-Bebel-Straße und Robert-Blum-Straße gelegen, laden zwei Spielplätze, eine Boulebahn, Basketballkörbe, Tischtennisplatten und der große Sportplatz zur Naherholung für Klein und Groß ein.
Dass die Fläche inmitten des Wohnviertels nicht immer so einladend gestaltet war, weiß Annette Knapp-Wallenwein. „Die Spielplätze waren in einem maroden Zustand, als ich mein Kind hierher brachte.“ Eine Lösung für die tristen Spielplätze, die Ort der Ablenkung und der Freizeit für Kinder sein sollen, musste her. „Wir brauchten Geld und überlegten, wie wir Einnahmen generieren könnten.“ Die Antwort: ein kleines Kaffee- und Teefest vor dem Sportplatz.
So gründeten sechs Mütter die „Elterninitiative 48er Spiel- und Sportplatz Mannheim Almenhof“ und veranstalteten das Fest, das neben der Zusammenkunft der Nachbarschaft auch noch die wertvollen Einnahmen brachte, die der Sanierung der Spielplätze zu Gute kommen konnten. Das war 1997. Am vergangenen Samstag fand das Spiel- und Sportplatzfest nun zum bereits 23. Mal - und erstmals seit vier Jahren wieder komplett ohne Corona-Beschränkungen statt.
Offene Ohren
Das erste Fest war dabei keinesfalls ein Selbstläufer. „Wir wollten unser Vorhaben bei den städtischen Behörden anmelden, aber keiner fühlte sich verantwortlich“, so Annette Knapp-Wallenwein. Sie kontaktierte die Stadträtin Gertrud Lang und stieß sofort auf offene Ohren. „Sie sagte nur: Ich kümmere mich“, so die ehemalige Vorsitzende des Vereins. Gesagt, getan.
Bereits das erste Fest war ein voller Erfolg, auch wenn das kleine Kaffeefest nicht jedermann kulinarisch versorgen konnte. „Beim ersten Fest kam ein Vater zu uns, wir hatten nur Leberkäse vorbereitet, aber sonst nichts Warmes. Warum wir keine Bratwürste bei uns hätten, fragte er uns. Ich bot ihm an, im Jahr darauf vorbeizukommen und mit anzupacken.“ Für zehn Jahre stellte sich der Vater daraufhin alljährlich an den Grill des Festes.
Erster Bürgermeister Christian Specht hob den Stellenwert des Festes hervor. „Hier wird gesellschaftlicher und nachbarschaftlicher Zusammenhalt gelebt.“ Auf die Frage, was Specht für den Verein tun könne, wusste Michaela Boll umgehend eine Antwort. „Das Wichtigste ist, dass der Platz bleibt. So wie es ist, ist es gut“, meint die Nachfolgerin von Anette Knapp-Wallenwein.
Pläne der Stadt
Am 22. Dezember 2009 veröffentlichte die Stadt Mannheim Pläne, den Platz zu bebauen. „Auf die Bunker an der Nordostseite sollten Penthäuser errichtet werden. Dass die Bewohner dieser Häuser über spielende Kinder nicht erfreut sein würden, war für uns klar“, so Michaela Boll. Auch der Sportplatz stellte einen hohen Kostenpunkt für die Stadt dar. Eine Versiegelung und Bebauung wurde in Erwägung gezogen.
Es bildete sich die „Bürgerinitiative 48er Sportplatz“. Und auch die Elterninitiative zeigte sich von den Plänen nicht begeistert. „Es war Anfang Januar, tiefer Winter. Man sagte uns, wir sollen doch einfach eine Glühweindemo machen“, erinnert sich Anette Knapp-Wallenwein. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt konnten die beiden Vereine auf diese Art tatsächlich zwischen 600 und 700 Anwohnerinnen und Anwohner, die für den Erhalt des Platzes demonstrierten, mobilisieren. Das Unterfangen hatte Erfolg. Und so wird das Gelände um den 48er Platz nicht nur vom Moll-Gymnasium oder vom TV Neckarau, sondern auch weiterhin für das Fest der Elterninitiative genutzt.
Neben dem Flohmarkt, der, wie Annette Knapp-Wallenwein meint, „sowieso ein Selbstläufer ist“, konnten in diesem Jahr auch wieder ein Kasperle-Theater, ein Flöten-Konzert und der Ukrainisch-Deutsche Kinderchor unter der Leitung von Yaroslava Yurchenko bestaunt werden. Darüber hinaus konnten die vielen kleinen und großen Gäste ihr Geschick beim Bierkastenklettern oder auf dem Segway testen. Weitere Highlights in den letzten Jahren waren etwa ein Pony-Reiten oder, besonders spektakulär, der Start eines Heißluftballons auf dem Rasenplatz im Jahr 2019.
Neue Pläne
Indes hat Julijana Grätz, Mutter von drei Kindern und frisch gewählte neue Vorsitzende schon weitere Pläne für die Initiative: Sie möchte die Sichtbarkeit des Vereins und seiner Errungenschaften für die Nachbarschaft erhöhen und etwa einen Instagram-Account erstellen und die Webseite erneuern. Und auch die alten Bunker sollen eine neue Verwendung finden. „Auf den Dächern könnten Photovoltaik-Anlagen angebracht werden“, findet Julijana Grätz. Eine Bebauung der Bunker dürfte dann wohl endgültig ausgeschlossen sein.
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