Mannheim. Fast 20 Jahre lang kämpfte die Eugen-Neter-Schule im Mannheimer Stadtteil Blumenau dafür, dass ein sicherer Schulweg den gefährlichen Trampelpfad direkt neben der K 9754 ablöst. In wenigen Wochen hat das Warten ein Ende: Die Bauarbeiten des ersten Abschnitts sollen im Juli beginnen und im Oktober abgeschlossen sein. Der zweite Bauabschnitt verschiebt sich vom ursprünglichen Starttermin 2024 nun auf 2025.
Amphibienschutz ein großes Thema
Der neue Rad- und Gehweg verläuft auf der Südseite des Viernheimer Weges: „Auf der Nordseite befindet sich ein Biotop, denn es gibt hier eine enorme Amphibienwanderung, weshalb einige Tunnel errichtet werden“, erklärte Projektleiter Björn Mistele vom städtischen Eigenbetrieb Stadtraumservice bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung in Sandhofen.
Der 2,50 Meter breite und im ersten Abschnitt 700 Meter lange Rad- und Gehweg wird zudem seitlich mit einem Geländer versehen. Die Einmündungen zu den Wald- und Wirtschaftswegen bleiben erhalten, so dass Fußgänger und Fahrzeuge die Wege weiterhin nutzen können.
Für die Stadtplaner ist der Amphibienschutz an dieser Stelle ein großes Thema: „Die Amphibien werden durch Gitter in die Tunnel geleitet“, sagte Mistele. Bislang transportierten Mitglieder des Naturschutzbundes die Falleimer per Hand: „Das dauerhafte System aus Straßentunneln soll das Ganze nun so ersetzen, dass keine Betreuung mehr nötig ist. Die ehrenamtliche Arbeit wird so entlastet“, berichtete der Projektleiter und verwies auf „streng geschützte und stark gefährdete Arten“ vor Ort.
Blenden an der Rückseite
Die Gesamtkosten des Projektes betragen laut Stadt rund zwei Millionen Euro. „Der Weg wird insektenfreundlich beleuchtet, bewegungsgesteuert, so dass die Beeinflussung des Lichts gering ist, aber die Sicherheit gegeben ist“, erklärte Mistele. Diese Art der Beleuchtung ist laut Sitzungsleiter und Erstem Bürgermeister Christian Specht ein „Novum im Stadtgebiet“. Auf der Rückseite der Lampen würden Blenden befestigt, so dass es nicht in den Wald strahle: „Und bei der Farbgebung wählen wir etwas für die Insekten verträgliches“, so Mistele.
Nur in Ausnahmefällen
Grundsätzlich dürfe laut der Neuerungen im Naturschutzgesetz in Außenbereichen nur noch in Ausnahmefällen beleuchtet werden: „Wir haben hier einen Kompromiss mit der Unteren Naturschutzbehörde, weil es sich um einen Schul- und Pendlerweg handelt, wo wir auf jeden Fall Beleuchtung brauchen“, sagte Mistele. Zum Ausgleich der Maßnahme werden verschiedene Waldwege entsiegelt. „Außerdem forsten wir 3600 Quadratmeter Wald am Ballauf-Wilhelmswörth bei Kirschgartshausen auf“, erklärte Mistele weiter.
Specht bezeichnete das Areal im Mannheimer Norden als „sensiblen Bereich“: „Wir mussten hier zudem in einen Wald eingreifen, der uns nicht gehört.“ Die Vorschriften seien enorm: „Gerade am Wald- und Feldrand. Doch der Umwelt- und Artenschutz macht das notwendig“, so Specht.
Bezirksbeirat Wilken Mampel (CDU) fragte nach, ob es bei der geplanten Verbindung zum Radweg bleibe, der an der hessischen Landesgrenze beginnt. „Diese Weiterführung ist für 2025 geplant und soll in gleicher Bauweise nur ohne Amphibienvorrichtungen bis an die hessische Landesgrenze führen“, sagte Mistele zum rund 800 Meter langen zweiten Bauabschnitt. „Es geht hier im Moment noch um den Grunderwerb, das dauert“, so der Projektleiter. Die Instandhaltung des neuen Weges übernehme nach der Fertigstellung der städtische Straßenbetrieb, antwortete Sven Lehr vom Stadtraumservice auf die Frage von Rat Sascha Schmidt (CDU). Hubert Becker (SPD) bedankte sich auch im Sinne des Naturschutzes für den nahenden Baubeginn: „Wir haben Jahrzehnte für den Radweg gekämpft.“
Keine Sperrungen
Michael Christill, Vorsitzender der Siedler- und Eigenheimergemeinschaft Blumenau, erkundigte sich, ob während der Bauzeit Straßensperrungen nötig sind: „Es wird zu keiner Vollsperrung kommen, wir werden nur eine Spur sperren und den Verkehr mit einer Lichtsignalanlage regeln“, kündigte Specht an.
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