Seckenheim

Wie ein siebenjähriger Junge in Mannheim-Seckenheim Müll einsammelt

In Seckenheim sorgt ein Siebenjähriger für Aufsehen: Yannik Bühler ist mit seinem selbst gebauten Müllauto unterwegs. Das Gefährt besteht größtenteils aus Karton - und ist voll funktionsfähig

Von 
Eva Baumgartner
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Yannik mit seinen Eltern Yvonne und Christian Bühler und dem Müllauto. In der Hand hat er seine zweite Greifzange, die erste ist schon kaputt. © Eva Baumgartner

Mannheim. Im Mannheimer Stadtteil Seckenheim sorgt seit einigen Wochen ein siebenjähriger Junge für Aufsehen: Yannik Bühler ist dort nämlich mit seinem selbst gebauten Müllauto unterwegs. Das Gefährt besteht zwar größtenteils aus Pappkarton, doch ist voll funktionsfähig. Ausgestattet mit einer Greifzange sammelt er den Unrat ein, den andere Menschen liegenlassen – und transportiert diesen dann mit seinem Fahrzeug ab.

Richtung Spielplatz

Insgesamt eineinhalb Jahre, freilich mit einigen längeren Pausen, hat der Junge an seinem Gefährt gebaut, mit Unterstützung von Papa und Opa: „Das steht bei uns im Keller, und Mama trägt es dann immer hoch“, berichtet er.

Von seinem Wohnhaus in der Kloppenheimer Straße zieht er das Auto, das auf einem Holzbett mit sechs Rollen steht, über den Asphalt in Richtung des sogenannten Post-Spielplatzes, der über einen Seitenweg der Kloppenheimer Straße aus zu erreichen ist: „Ich sammle sehr gerne Müll“, sagt er und lässt den Greifer um ein Stück Plastik schnappen.

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Auch Taschentücher und Flaschen schiebt er bei seinen Touren oft in die große Luke seines Fahrzeugs. Seine „Schichten“, so berichtet seine Mutter Yvonne Bühler, dauern rund eine Stunde. Ab und an sind auch Klassenkameraden des künftigen Zweitklässlers dabei. „Wir haben eine große Mülltonne“, fügt sie lachend hinzu – der gesammelte Unrat muss schließlich irgendwo hin.

Immer wieder hebt Yannik auch Plastik auf, zudem liegen oft Zigarettenstummel herum, vor allem auf dem Spielplatz. Diese nimmt er nur mit der Zange auf, nie mit der Hand. „Und der Fußballplatz ist voller Hundehaufen“, hat Mutter Yvonne Bühler bemerkt. Sie ist vom Engagement ihres Sohnes angetan: „Ich finde es super, dass er ganz alleine darauf gekommen ist. Obwohl die Stadt zweimal pro Woche reinigt, ist hier immer so viel Müll“, sagt sie.

Aufgemalter Tacho

Der Bub zeigt beim Pressetermin jedenfalls stolz die verschiedenen Fächer seines Müllautos. Denn es finden sich neben der großen Schaufel nicht nur separate Flächen für Papier und Plastikmüll, sondern auch Bereiche für die Ausstattung des jungen Müllwerkers: frische Handschuhe oder Müllbeutel. Auch einen Mundschutz hat er dabei. Und ein Papierrohr für Durchsagen ist am Fahrzeug ebenfalls installiert: „Das habe ich aber noch nicht benutzt“, lacht Yannik Bühler verschmitzt. Den aufgemalten Tacho braucht er übrigens, um zu sehen, wie schnell er unterwegs ist.

Obwohl Yannik Bühler sehr gerne mit seinem Müllauto auf Tour geht, hat er doch eine Bitte: „Ich würde mir wünschen, dass die Leute ihren Müll nicht so wegwerfen“, sagt er. Seine Mutter pflichtet ihm bei: „Die Menschen sollten wirklich mehr darauf schauen, nicht so viel auf der Straße zu lassen. Wenn es Kinder schon stört. . .“

Seckenheimer begeistert

Von der privaten Abfuhr sind die Menschen in Seckenheim jedenfalls begeistert: „Viele finden das ganz toll“, freut sich Yannik Bühler. Ein Ehepaar habe ihn sogar schon einmal eingeladen für die Arbeit, sagt er nicht ohne Stolz.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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