Mannheim. Niemals hätte Onur Ayaksiz gedacht, dass er so lange mit seinem Herzensprojekt beschäftigt sein würde: Auch in diesem Jahr steckt der Friseur aus Sandhofen - unterstützt von emsigen Helfern - viel Zeit und Geld in die Restaurierung eines Mercedes-Benz-Oldtimers. Mit dem Fahrzeug will er todkranken Menschen einen Wunsch erfüllen, ihnen letzte schöne Momente ermöglichen. Der Weg ist mühsam, doch Ayaksiz gibt nicht auf: Es geht voran.
Als Friseur im Sandhofener Geschäft Suna kommt Ayaksiz mit vielen Kundinnen und Kunden in der Domstiftstraße ins Plaudern, führt am Frisörstuhl aber auch so manches ernsthaftes Gespräch. Als der Sohn eines Kunden an Leukämie erkrankt, zögert Ayaksiz nicht lange: Er stellt ein Benefiz-Sommerfest auf die Beine. Dann ist sein Engagement geweckt, er unterstützt das St. Anna Stift Ludwigshafen, die gemeinnützige Organisation „Kinder unterm Regenbogen“, das Kinderhospiz Sterntaler. Das spricht sich herum.
Unter einer Bedingung
Als er dann den Mercedes-Benz aus dem Jahr 1961 von einer Kundin bekommt, beginnt für den Friseur und den W 111 - ein Modell der Heckflossen-Serie - eine besondere Reise. Er erhält das Fahrzeug nämlich unter der Bedingung, dass er ihn ausschließlich für soziale Zwecke nutzen darf. Ayaksiz entscheidet sich dafür, die Herausforderung anzunehmen. Er will Menschen, die bald sterben müssen, die Möglichkeit geben, bei einer Oldtimer-Fahrt letzte schöne Momente zu genießen. Doch das Fahrzeug ist in einem desolaten Zustand.
Ayaksiz versucht es zunächst alleine, merkt aber schnell, dass er Unterstützung braucht: Stefanie und Markus Büttner vom gleichnamigen Karosseriebetrieb in Sandhofen stecken gleich zu Beginn viele Monate Arbeit in das Auto. Die Sandhofener Initiative Eltern aktiv spendet 600 Euro, weitere Menschen kleinere Summen. Auch Firmen bieten enorme Unterstützung an: So arbeitet das Unternehmen Speedfire von Ingo R. Carle teils ehrenamtlich, teils zu besonders günstigen Preisen an dem Oldtimer. Die Firma MK Holztechnik packt ebenfalls an und restauriert alle Holzteile.
Keine leichte Aufgabe, denn an dem Fahrzeug gibt es von Anfang an viel zu tun: Die Sitze sind zerschlissen, zudem gibt es keinen Teppich im Fahrzeug. Carle und sein Team von der Sattlerei verarbeiten viele Quadratmeter Leder.
Nur Lob für Unterstützer
Corona-bedingt dauern die Arbeiten 2022 länger als erwartet. Zudem ist die Suche nach Spendern für den engagierten Friseur nicht einfach: Als Privatmann habe man es schwer, sagt er. Und einen Verein zu gründen, das schaffe er nicht. „Aber die Spenden der Menschen waren auf keinen Fall vergebens“, sagt Ayaksiz. Für seine Unterstützer hat er nur Lob übrig: „Die Sattlerei Speedfire von Ingo Carle und seinem Team gehen mit den Spenden nicht nur sehr verantwortungsvoll um, sondern setzt das Projekt mit viel Liebe zum Detail um.“ Das Team habe freiwillig unbezahlte Arbeitsstunden für das Projekt bereitstellt: „Das ist für sie ganz selbstverständlich.“
Weitere Aufgaben stehen an
Obwohl die Fortschritte schon deutlich zu sehen sind, stehen auch 2023 noch viele Aufgaben an: Im Fahrzeug müssen beispielsweise die Sitze aufgepolstert werden: „Mit Kokosfasern vorne und hinten“, so Ayaksiz. An Sitzen, Sitzbank und Innentüren fehlt noch die Lederverkleidung, auch Armaturenbrett und Hutablage müssen instand gesetzt werden. Die kompletten Holzelemente des Fahrzeugs hat die Firma MK Holztechnik um Mathias Kauffeld restauriert, sie müssen wieder einverbaut werden. „Deshalb ist weiterhin finanzielle Unterstützung nötig. Nur so können wir das Projekt realisieren“, sagt Ayaksiz.
Wer mehr über das Projekt erfahren möchte kann Onur Ayaksiz gerne kontaktieren (Telefon: 0172/6363737).
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