Neckarstadt

Wie die Melanchtongemeinde ihren 100. Geburtstag gefeiert hat

Dekan Ralph Hartmann bezeichnet die Mannheimer Melanchtongemeinde als "urbanste" Gemeinde südlich von Frankfurt. Was an der Neckarstädter Gemeinde besonders ist

Von 
Bernhard Haas
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Pfarrer P. Geißert (v. l.), Kantorin B. Rux-Voss, Pfarrerin J. Natho, OB C. Specht, Gemeindereferentin G. Müller, Dekan R. Hartmann, R. Daum (Stadtsynode) und Bruder Franz-Leo. © Bernhard Haas

Mannheim. Lebendig, vielfältig und engagiert hat die Melanchthongemeinde in der Neckarstadt ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Am Lagerfeuer wurde am Samstagabend Stockbrot gebacken, Kartoffeln geröstet und zur Gitarre gesungen. „Viele Familien mit Kindern kamen an das gemütliche Feuer“, berichtete Gemeindemitglied Claudia Paschmann.

Ein Vater habe eine klassische Gitarre ausgepackt und darauf zusammen mit Pfarrer Helmut Becker gespielt, berichtete die Frau begeistert, und am Feuer habe niemand gefroren. Der Pfarrer selbst sorgte auf seiner Gitarre für stimmungsvolle Musik, die vor allem die Kinder erfreute.

Jubiläum der Melanchtongemeinde: Torte mit Kerzen

Am Sonntag wurde ein feierlicher Gottesdienst abgehalten, bei dem Liturgie und Predigt von Pfarrer Peter Geißert und Pfarrerin Judith Natho gestaltet wurden. Parallel dazu fand ein Kindergottesdienst unter der Leitung von Pfarrerin Laura-Maria Knittel statt. Die Kinder freuten sich über eine Geburtstagstorte mit vielen Kerzen. Musikalisch gestaltete den Gottesdienst die Kantorei, die später von Dekan Ralph Hartmann in seinem Grußwort als die „wildeste“ in Mannheim bezeichnete.

Der Kinderchor war ebenfalls ganz in seinem Element und sang sich in die Herzen der Zuhörer. © Bernhard Haas

Die Melanchthonkantorei und das Orchester unter der Leitung von Beate Rux-Voss sorgten für eine mehr als eindrucksvolle Liturgiefeier, die Oberbürgermeister Christian Specht als „eindringlich und inspirierend“ darstellte. Während des Gottesdienstes wurde auch auf die Entstehung der Melanchthonkirche eingegangen.

So sei die Gemeinde bereits 1913 gegründet worden, berichtete Natho. Die Gottesdienste seien zunächst in der Uhlandschule abgehalten worden. Zwischen 1922 und 1923 wurde dann die Melanchthonkirche gebaut, also in einer Zeit der Not. Heute sei man stolz, dass der Bau in einer sehr kargen Zeit fertiggestellt worden war. Sie sei als Notkirche geplant worden. Nach dem Bau einer größeren Kirche sollte das Gebäude später als Gemeindehaus genutzt werden.

Melanchtonkirche in der Neckarstadt: Ein Ort der Kultur

Mitte der 1950er Jahre sei die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Kirche wieder aufgebaut gewesen. Aber erst 1997 sei der Glockenturm der Pfarrkirche errichtet worden. Pfarrer Geißert unterstrich, dass das Gotteshaus immer ein Ort der Kultur in der Neckarstadt gewesen sei und dies auch heute noch sei, wenn auch unter etwas geänderten Vorzeichen. Aber man dürfe die Zuversicht auf eine gute Zukunft nicht verlieren, machte der Pfarrer Mut.

Man dürfe sich auch dankbar erinnern, als die Kirche immer voll gewesen sei. Er wandte sein Augenmerk auch auf das Ehrenamt, von dem man viel abverlange, ohne das aber Kirche heute nicht mehr funktioniere. Nach dem Gottesdienst folgten die Grußworte des OB, der es als große Ehre empfand, vom Altar sprechen zu dürfen. Der Dekan bezeichnete die Melanchthongemeinde als die „urbanste“ südlich von Frankfurt. Beide stellten ihre Verbundenheit mit der Gemeinde heraus und waren zuversichtlich, dass diese auch in 100 Jahren Bestand hat.

Den mit Abstand größten Szenenapplaus erhielt der Kinderchor. Die kleinen Solisten zeigten keine Scheu und kein Lampenfieber. „Das ist fantastisch, wie die Kleinen schön singen“, war eine ältere Dame voll des Lobes. Ali Ungan und ein Flötist überbrachten musikalische Grüße der Orientalische Musikakademie Mannheim (OMM). Mitteleuropäische Ohren empfanden die Musik auf der Baglama, einer Langhalslaute, und der Neyy, einer Rohrflöte, etwas fremd. Aber die Kantorin empfand die Zusammenarbeit mit der OMM immer wieder „Spannend“.

Ökumenische Glückwünsche

Gemeindereferentin Gundula Müller und Bruder Franz-Leo Barden überbrachten ökumenische Glückwünsche. Sie hatten eine riesige Brezel dabei. Müller betonte, dass diese Brezel ideal zum Teilen sei, was in der Ökumene wichtig sei. Auch sei sie verschlungen wie manche Wege, unter der die Ökumene leide.

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Der Popchor setzte eine erneute musikalische Note, ehe Beate Rux-Voss und Flötist Benjamin Saile ein Konzertstück in Vollendung zu Gehör brachten. Eine Andacht mit Musik des Posaunenchores läutete zum Mittagessen mit Kürbis- oder Linsensuppe ein. Den musikalischen Abschluss bildete die Gesangsformation Capella Nova der Bonifatiusgemeinde. Wer wollte, konnte sich zwei Ausstellungen anschauen.

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