Mannheim. Die Feudenheimer Kerwe war, wie vor Corona, ein absoluter Knaller. Der krönende Abschluss war der Auftritt von Gringo Mayer am Sonntagabend auf der Bühne neben der VR-Bank. Dort gab es kein Durchkommen mehr, die Hauptstraße war mit Fans geradezu gesäumt.
Gringo Mayer, Sänger und Gitarrist aus Ludwigshafen-Gartenstadt, der jedoch die Seiten gewechselt hat und nun in Mannheim wohnt, spielte Songs mit Blues- und Folk-Elementen. Seine Band war nicht dabei („Es kommt der Tatort im Fernsehen, die Band kann net“), eine Gitarre und hier und da eingespielte Musik reichten für eine tolle Show. Und das Ganze auf (Kur-)Pfälzisch.
Gringo Mayer singt über Besuch im Musikpark
Der 35-Jährige nahm kein Blatt vor den Mund, lästerte zwischen den Songs munter vor sich hin, und die Menge tobte. Er hatte auch einen Lieblingsvokal: das „Ä“, am liebsten dreifach „näää“. Das Publikum feierte seine Songs und seine Sprüche, auch die Titel von seinem neuen Album „Ihr liewe Leit“ sangen die Fans lauthals mit. „Oh Jesses“ lautet ein Song daraus, Mayer sang vom Besuch des Musikparks am Berliner Platz, auf dessen Toilette er sich was reinzieht. „Ich war druff wie ä Karniggl“, einfach zu komisch. Wer jedes Wort auf die Goldwaage legt und mit Ironie nicht viel anfangen kann, durfte erst gar nicht zuhören. „Viel zu arg - moi Mudder hot moi Droge versteckt“, hieß es in einem Song.
Natürlich lästerte er auch über die Heimatstadt: Nicht nur die Stadt sei hässlich, sondern auch die Leute. Er komme ja selbst von dort. Wenn man ihm länger zuhört, weiß man, wie das Wort „Schlappgosch“ entstanden sein muss. „Erschdmol äni rache“ empfahl der Sänger für alle Lebenslagen, in denen es Probleme gibt - ein Optimismus-Song, dessen Refrain zum Mitsingen einlädt. Nicht nur Joy Fleming besang den „Mannemer Dreck“, sondern auch Gringo Mayer, allerdings mit „O“: „Ich hab de Blues in de Knoche seit 3000 Woche … ich hab Blut geleckt, ich will Monnemer Dreck.“ Er beschrieb, wie er morgens (wahrscheinlich nach einer durchzechten Nacht) in der Neckarstadt aufwacht „mit einem Döner in der Hos“ - zum Brüllen komisch, da muss man erstmal drauf kommen.
Auch das Publikum zog er auf: „Ich hab gehört, die Feudenheimer sind wohlhabend. Geht in Feudenheim kääner schaffe? Morgen ist doch Montag.“ Das „Schaffe“ ist sowieso ein großes Thema. Früher sei er nie „schaffe gonge“, doch dann, nach der Schule, habe er angefangen zu arbeiten, es wurde immer mehr, und irgendwann ging er nur noch „schaffe“. Er musste zum kalten Entzug: zwei Wochen Kreta. Was im Arbeitsleben alles schiefgehen kann, davon berichtete der etwas melancholische Song „Alla hop“. Man kann sich den Sänger erst gar nicht in einem Bürojob vorstellen, er gehört einfach auf die Bühne.
Aufruf zum Zusammenhalt
Gegen Ende des Konzerts ließ er dann die Ironie beiseite und wurde ein bisschen ernster: „Mir müsse gugge, dass mir zusamme bleiwe un net in zwei Lager drifte. Es is ä schlimmi Zeit, basst uffänonna uff!“ Das Publikum könnte die ganze Nacht noch „Zugabe“ rufen, doch leider musste Gringo Mayer von der Bühne, denn die Straßenbahn kommt - nach 20 Uhr fuhr wieder die Linie 2 durch die Feudenheimer Hauptstraße, und das Publikum musste runter von den Schienen. Über die ernsten Gesichter der Leute in der Bahn, angesichts der Kerwe-Szenerie, hätte Mayer bestimmt auch ein Lied schreiben können.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-warum-gringo-mayer-auf-der-feudenheimer-kerwe-nicht-nur-mit-songs-begeistert-_arid,2136781.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim_artikel,-feudenheim-das-hat-ob-specht-bei-der-feudenheimer-kerwe-versprochen-_arid,2136769.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim.html