Natur

Tiny Forest entsteht in Kleingartenverein in Mannheim

Kleiner Wald, große Wirkung: Tiny Forests verbessern das Stadtklima. Ein Kleingartenverein in Mannheim lässt jetzt einen Mini-Wald wachsen. Was sie planen.

Von 
Ute Bechtel-Wissenbach
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Die Vorstände des Kleingärtnervereins Mannheim-Süd Jürgen Bauer und Andreas Fellner sowie Gärtnermeister Dominik Graf und Vorstandsvorsitzender Alexander Kubiak (v.l.) zeigen den zukünftigen Standort des Tiny Forest. © ube

Neckarau. Der Wald hat viele Talente: Er sorgt für gute Luft, schützt das Klima, hält das Wasser bei Starkregen zurück, bietet Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und einen Wohlfühlraum für Menschen. Das gilt für die großen Wälder der Erde, aber auch für die winzigen Wälder, die Tiny Forests. Auf gerade mal 240 Quadratmetern wird im Kleingärtnerverein Mannheim-Süd ein solches Wäldchen entstehen.

Auf einer Fläche, nicht mal halb so groß wie ein Tennisplatz, werden einheimische Bäume und Sträucher gepflanzt, etwa vier Stück pro Quadratmeter. Sie konkurrieren hier miteinander um das Sonnenlicht und wachsen etwa zehnmal so schnell empor wie bei herkömmlichen Pflanzungen. Entwickelt wurde das Konzept zur Stadtbegrünung von dem japanischen Botaniker Akira Miyawaki in den 1970er Jahren. Umgesetzt wurde es in vielen Städten, unter anderem in New York City.

MVV fördert insgesamt zehn Wäldchen in Deutschland

Möglich wurde das Projekt bei den Kleingärtnern durch die MVV Stiftung Zukunft. Werner Faschingbauer, der für die finanzielle und organisatorische Unterstützung von Seiten der MVV zuständig ist, berichtet, dass insgesamt zehn dieser Wäldchen in Deutschland gefördert werden sollen. In Mannheim gibt es bereits zwei Tiny Forests, einen im Glücksteinquartier, organisiert von der Bürgerinteressengemeinschaft Lindenhof, und einen am Marchivum, der vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert ist.

Muss noch wachsen, ist aber schon grün: Der Tiny Forest auf dem Lindenhof. © Stefanie Ball

Entstehen soll der Wald am Grünschnittplatz, unweit der Schäferwiese am Rheindamm. Der Bauschutt dort ist inzwischen weggeräumt und der Boden rund einen Meter tief abgetragen. Er wird mit Terra Preta vermischt. Dieser fruchtbare Boden zeichnet sich durch hohen Humus- und Nährstoffgehalt aus und kann Kohlenstoff speichern. Der Untergrund des Tiny Forest wird dann ruhen, bevor er bepflanzt wird.

Tiny Forest in Mannheim soll nach rund drei Jahren alleine bestehen können

Geleitet wird das Projekt von Gärtnermeister Dominic Kraft, dem Fachberater des Vereins. Dafür wird er auf Helfer zurückgreifen, um die Pflanzen Ende des Sommers in die Erde zu bringen, um regelmäßig zu wässern und Unkraut zu jäten. Nach rund drei Jahren soll das Wäldchen alleine bestehen können.

In unmittelbarer Nachbarschaft wollen die Kleingärtner ein großes Insektenhotel aufstellen. Die Frauengruppe, so berichtet Renate Scheller vom Förderverein, soll ihre lange gewünschte Plauderbank und einen Bücherschrank erhalten. Schon jetzt lädt Vereinsvorsitzender Alexander Kubiak Bürger, Schulen und Kindergärten ein: „Sie können den geplanten Weg entlang gehen, das Wachstum der Pflanzen verfolgen und sich anhand der Info-Tafeln mit dem Projekt vertraut machen“.

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Am Ende soll der Tiny Forest mit 1200 Bäumen und Sträuchern 150 Tonnen CO₂ einsparen, für kühlere Temperaturen sorgen, Wasser im Boden halten und die Ansiedlung von Insekten und Kleintieren ermöglichen. Jürgen Bauer, Vorstand für die Gartenanlage, hofft hier auf die selten gewordenen Wildbienen. Zu den Pflanzen, die Gärtnermeister Kraft dafür im Blick hat, gehören Felsenbirne, Traubeneiche, Hainbuche, Linde, Schwarznuss, Liguster, Sanddorn sowie Holunder.

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