Natur

Stadtprojekt verschönert Alten Meßplatz in Mannheim mit Wildpflanzen

Türkisfarbene Kübel stehen auf dem Alten Meßplatz in Mannheim: Das Aktionsbündnis Alter Meßplatz hat sie mit bienenfreundlichen Wildpflanzen bepflanzt.

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Katja Geiler
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Keine Rosen und Mimosen, sondern ganz alltägliche Pflanzen, die die Insekten brauchen, werden in die Kübel auf dem Alten Meßplatz in Mannheim gepflanzt. © Katja Geiler

Mannheim. Die sieben türkisfarbenen Pflanzkübel mit eingebauter Sitzgelegenheit fallen ins Auge. Sie stehen seit ein paar Tagen am Alten Meßplatz, zwischen Wasserspiel und Taxistand. Am Wochenende sind sie vom Aktionsbündnis Alter Meßplatz mit bienenfreundlichen Wildpflanzen ausgestattet worden, die mit wenig Wasser auskommen. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von Initiativen aus der Neckarstadt, die sich für die Gestaltung des Alten Meßplatzes einsetzen, zum Beispiel für den Erhalt und den Ausbau der beliebten Aktionsfläche Alter.

Vor etwa drei Jahren sind wir aktiv geworden, als es um die Zukunft des Alter ging. Wir wollten, dass die südliche Platzhälfte bespielt wird.
Dennis Ewert Sprecher des Aktionsbündnisses

„Die Idee ist uns während des Beteiligungsprozesses gekommen. Vor etwa drei Jahren sind wir aktiv geworden, als es um die Zukunft des Alter ging. Wir wollten, dass die südliche Platzhälfte bespielt wird“, sagt Dennis Ewert, Sprecher des Aktionsbündnisses. Das Alter wurde im Juli 2018 als Zwischennutzungsobjekt gestartet, doch wie es so oft kommt, werden Übergangslösungen so beliebt, dass man sie dauerhaft halten will.

Ab Herbst 2024 sollte an dieser Stelle das Forum für Deutsche Sprache entstehen, dessen Bau sich verzögert hat. Als das Alter im September 2023 schloss, setzte sich das Aktionsbündnis, der Verein POW, der das Alter betreibt und viele Privatpersonen dafür ein, dass es bleiben kann.

Aktionsbündnis Alter Meßplatz setzt sich für das Alter in Mannheim ein

Als Ende 2024 die Haushaltsmittel für das Alter im Gemeinderat abgelehnt wurden, gab es im Dezember eine Stadtteilversammlung des Aktionsbündnisses. „Die Versammlung war rappelvoll, die Bürgerinnen und Bürger wünschten sich drei Thementische: Wie soll es mit dem Alter kurz-, mittel- und langfristig weitergehen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, wann es mit der Baustelle des Forums losgeht“, so Ewert.

Nach intensiven Gesprächen mit der Stadtverwaltung wurden schließlich Lösungen zur Finanzierung des Projekts gefunden, die Sommersaison 2025 wurde gesichert. Demnächst wird ein Riesenrad errichtet, als weitere Zwischenlösung, dieses wird im Herbst 2025 wieder abgebaut, denn dann beginnen mit einem Jahr Verspätung die Bauarbeiten zum Forum.

Nina Ruchay und Carsten Wegner schaufeln für den guten Zweck in Mannheim. © Katja Geiler

„Wir freuen uns, dass die Verwaltung uns mit einer so hohen Priorität unterstützt. Es gab danach eine Bürgerbeteiligung, die verschiedene Ideen umsetzt. Eine davon ist die Pflanzaktion.“ Diese fand viele Unterstützer. Die Pflanzkästen stammen von City Decks, einem Stadtmöbelhersteller aus Mannheim. Sie bestehen aus recyceltem Kunststoff, in den Hohlräumen unter den Sitzflächen befinden sich Wasserspeicher. Zweimal am Tag wird Wasser automatisch in das Substrat gepumpt, nur alle zwei Monate müssen die Tanks nachgefüllt werden. Die Anwohner der Neckarstadt müssen daher nicht andauernd schauen, ob die Erde zu trocken wird. Es beteiligen sich 15 Leute an der Pflanzaktion, einige davon sind Mitglieder des SPD-Ortsvereins, zwei sind Mitglieder der Grünen im Bezirksbeirat, jeweils Neckarstadt Ost. Die Kübel waren bereits mit Erde befüllt, zusätzlich wird noch eine Schicht darauf geschaufelt.

Blumen mit kuriosen Namen werden am Alten Meßplatz in Mannheim gepflanzt

Gepflanzt werden beispielsweise Schafgarbe, Fetthenne, Gelber Lein oder auch Natternkopf. Dieser hört sich außergewöhnlich an, wächst und gedeiht jedoch an jeder noch so kleinen Grünfläche und hat ansehnliche, violette Blüten, die Hummeln, Bienen und Schmetterlinge anziehen. „Man findet ihn in ganz Mannheim“, meint Nina Ruchay, SPD-Ortsverein. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Naturerfahrungen machen können. Dazu braucht man ökologische Nischen für Insekten und Vögel“, sagt Andreas Linnemann, Mitglied im Naturgartenverein.

Dennis Ewert (2.v.r.) ist Sprecher des Aktionsbündnisses, das sich für die Gestaltung des Alten Meßplatzes in Mannheim engagiert. © Katja Geiler

„Man braucht die richtigen Pflanzen, damit diese Nischen entstehen, das sind heimische Wildpflanzen“, fügt Claudia Arnold hinzu. Wie bereits auf dem Spinelli-Gelände benötigt man einen mageren Boden für die Pflanzungen. „Gepflegt werden müssen die Kübel auch. Viel Wasser brauchen sie nicht, dafür muss der Müll entfernt werden, zum Beispiel Zigarettenstummel und Glasscherben.“ Die Wildpflanzen haben Lindemann und Arnold extra von einer Wildpflanzengärtnerei geholt. „Wenn alle zusammen so etwas pflanzen, kommt immer mal wieder jemand vorbei, der nach den Kübeln schaut. Durch eine Aktion wie der heutigen steigt die Identifizierung mit diesem Ort“, so Lindemann.

Schaut man sich den Alten Meßplatz genauer an, fällt die große, versiegelte Fläche mit dem Wasserspiel auf. „Der Platz wurde 2007 zum Stadtjubiläum umgestaltet, man würde es heute anders machen“, sagt Dennis Ewert, der hauptberuflich als Architekt arbeitet. Der Klimawandel ist in den letzten 18 Jahren so weit fortgeschritten, dass man viel mehr Wert auf unversiegelte Flächen legt.

Hohe Bäume könne man auf dem Alten Meßplatz aus einem bestimmten Grund nicht pflanzen: „Die Bäume bleiben niedrig, das liegt daran, dass sich noch immer ein Bunker mit einer dicken Betondecke unter dem Platz befindet, wegen ihm haben die Bäume nur kurze Wurzeln.“ Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen möchte das Aktionsbündnis weiterhin Grünräume schaffen und Orte, an denen Menschen Sitzgelegenheiten finden, sich kennenlernen können und Netzwerke schaffen – sozial und ökologisch.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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