Feudenheim. Wie es der Zufall will, kommt beim Treffen vor Alexander Theis’ Haus gleich eine Nachbarin vorbei. „Darf ich Ihnen schon mal gratulieren?“, fragt die Frau. Der Feudenheimer Steuerberater bedankt sich, wiegelt jedoch ab. Dafür sei es noch zu früh. Später verrät er dem „MM“, den Sekt habe er schon kaltgestellt. „Aber ich mache ihn erst auf, wenn die Schilder weg sind.“
Den Korken kann Theis laut Stadt im Herbst knallen lassen. Bis dahin werde die Parkscheibenzone am westlichen Ende der Hauptstraße „ersatzlos zurückgebaut“, schreibt der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung. Dem hat Christian Specht das Thema übergeben, nachdem der Steuerberater „als Feudenheimer Nachbar und als Wähler“ zweimal an den Oberbürgermeister mailte – mit dessen erster, sehr allgemein gehaltenen Antwort war Theis nicht zufrieden.
Parkscheiben-Zone zwischen Aubuckel und Nadlerstraße wird aufgehoben
Nun kündigt die Verwaltung im letzten von vier Absätzen an, die Parkscheiben-Zone im Abschnitt zwischen Aubuckel und Nadlerstraße werde wieder aufgehoben. Ihre Akzeptanz sei „zwischenzeitlich nicht mehr gegeben“. Zuvor wird sie jedoch wortreich verteidigt. So habe die Zusage, nach der Bundesgartenschau werde es mit dem Parken wie davor sein, nur für nördlich und südlich der Hauptstraße gegolten. Nicht für diese selbst.
Hier habe man mit neuen Schildern zum einen die nicht mehr rechtssichere Formulierung „bis Ladenschluss“ ersetzt (mittlerweile sind Parkscheiben jeden Tag von 9 bis 18 Uhr erforderlich). Zum anderen sei die Zone bis ans westliche Ende der Hauptstraße ausgedehnt worden. Zur Vereinheitlichung, und um die unterschiedlichen Bedarfe zu berücksichtigen. In jenem Bereich hätten allerdings „unbekannte Personen eigenmächtig und über Wochen hinweg“ die Schilder mit Plastiktüten verhüllt.
„Ich war das nicht“, scherzt Theis. Überhaupt könne er über diese Argumentation nur lachen. Jene Schilder seien nach der Gartenschau etwa ein halbes Jahr professionell mit der gleichen blauen Folie überhängt gewesen, wie überall sonst in dem Vorort. Dann seien sie plötzlich alle auf einen Schlag enthüllt worden. Und die Zusage, alles werde wieder wie vorher, habe eindeutig auch für die Hauptstraße selbst gegolten. Zudem gebe es am westlichen Ende kaum Geschäfte, somit auch keinerlei Bedarf an Kurzzeit-Stellplätzen.
Argumentation der Stadt sei "Quatsch"
Auch Mannheimer-Liste-Bezirksbeirätin Christiane Säubert, die Theis ebenso wie die FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund unterstützt hat, hält die Argumentation der Stadt teilweise für „Quatsch“. Aus ihrer Sicht ist nun eindeutig bewiesen: „Die Verwaltung hat Mist gebaut, kann es aber nicht zugeben und hat nun Ausreden gesucht.“
Überdies sei die Aussage, „es soll alles wieder so werden wie vor der Buga und ,niemand hat die Absicht, ein Anwohnerparken einzuführen’“, wiederholt von den Verantwortlichen getätigt worden. Wenn es Protokolle gäbe, würde man das mit Sicherheit nachlesen können.
Grundsätzlich sei es ja normal, dass Menschen auch mal Fehler machten, sagt Säubert dem „MM“. Aber dann möge man die doch bitte eingestehen. So wie in Neuostheim, wo im Februar irrtümlich auch an falschen Stellen Parkscheiben-Schilder aufgestellt wurden. Was die Stadt nach dem Protest eines Bürgers auf „MM“-Anfrage umgehend bedauerte und korrigierte. Damals teilte sie auch mit, kein von der Panne Betroffener müsse ein Bußgeld zahlen.
Davon steht nun nichts im Schreiben an Theis. Gerade am Dienstagmorgen habe er weiter vorn in der Hauptstraße wieder Kontrolleure gesehen, erzählt er. „Ich stelle mein Auto hier tagsüber erst wieder länger als zwei Stunden hin, wenn die Schilder weg sind.“
Mehrere Leserbriefschreiber zeigten sich pessimistisch
Einstweilen ist der Feudenheimer aber schon auch ein bisschen stolz, dass sich der sprichwörtliche David mal wieder gegen Goliath durchgesetzt hat. So sprachen mehrere Leserbriefschreiber ihm zwar Anerkennung für seinen Einsatz aus. Sie bezweifelten jedoch stark, dass die Verwaltung einlenken würde.
Theis sagt, er habe natürlich nicht fest mit einem Erfolg gerechnet, aber schon ein wenig darauf gehofft. Sehr dankbar sei er vor allem seinen Unterstützern, wie Reinemund und Säubert. Andere Parteien hätten auf seine Mails nicht mal reagiert.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-stadt-lenkt-bei-parkscheiben-zone-in-feudenheimer-hauptstrasse-ein-_arid,2230287.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-aerger-ueber-parkscheiben-pflicht-in-feudenheimer-hauptstrasse-_arid,2224867.html