Gemeinschaft

So war der Freundlichkeitstag auf der Rheinau

Mehr Miteinander ist das Ziel: Auf dem Marktplatz in Mannheim-Rheinau zaubert das Bündnis „Bunte Rheinau“ mit liebevollen Gesten ein Lächeln auf Gesichter.

Von 
Gudrun Bendel
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Das Bündnis "Bunte Rheinau" steht für "mehr Miteinander statt Nebeneinander" und brachte mit seiner Aktion Freundlichkeit unter die Leute. © Gudrun Bendel

Rheinau. Keiner mag es, niemand will es: unfreundlich behandelt zu werden. Und doch erleben wir es alle, wir sind unfreundlicher geworden im alltäglichen Umgang.

Birgit Bender vom Bündnis „Bunte Rheinau“ bemerkt seit Langem, „dass es im Alltag aggressiver zugeht, sei es beim Autofahren oder Einkaufen“ zählt sie auf. Sie bringt das Thema in die „Bunte Rheinau“ ein. Die „Bunte Rheinau“ ist eine Gruppe von Menschen aus dem Stadtteil, die sich für mehr Miteinander starkmacht. Und so trifft man die Entscheidung, auf dem Marktplatz in Rheinau zwei Stunden lang Freundlichkeit zu verteilen. Rund ein Dutzend aus der Gruppe machen mit.

Einfach mal freundlich sein, das klingt so leicht. Aber wie bringt man die Freundlichkeit wieder unter die Leute? Und was genau ist Freundlichkeit überhaupt? Die Ideen für den Freundlichkeitstag in Rheinau waren so einfach wie schön und wirkungsvoll. Jeder brachte mit, was er zur Hand hatte: Bunte Wimpel flatterten im Wind, schillernde Seifenblasen schwebten über den Bürgersteig und lächelnde rosa, gelbe und blaue Sonnen wurden mit Straßenkreide auf das Pflaster gemalt. Es genügte, um die Passanten aufmerksam zu machen, und zauberte bei vielen schon mal ein Staunen oder Lächeln ins Gesicht.

„Schaffen wir das wieder, zusammenzurücken?“

Aber die Vorbeieilenden anzusprechen, und einen schönen Tag zu wünschen, war gar nicht so einfach. Die Freundlichkeits-Aktivisten waren darauf vorbereitet. Denn aufrichtig freundlich und damit nicht zu ignorieren, ging Elfriede Gramlich auf die Vorbeieilenden zu. In einer Schale bot sie liebevoll dekorierte, selbstgebackene Herzen aus Mürbeteig an. Man konnte nicht widerstehen und kostete - und war im Gespräch.

Freundlich zu sein, ist eine wertvolle Handlung. Und dadurch entsteht ein Gefühl des Zusammenhalts, auch unter wildfremden Menschen. Es geht also auch darum, Anonymität aufzubrechen, wenn man freundlich ist. „Wir gehen ja gar nicht mehr in den Kontakt“, so Bender. „Schaffen wir das wieder, zusammenzurücken?“, fragt sie sich.

May Zeghazghi ist vor rund 10 Jahren auf die Rheinau gezogen, „es war schwer, Menschen kennenzulernen“, erinnert sie sich. Erst seit sie im Gospelchor „Spring of Joy“ mitsingt, hat sich das geändert und sie betont: „Ich sehe Veränderung in Rheinau, dass man gut miteinander umgeht.“

Wie wohl tut ein freundliches „Hallo“ oder jemanden den Vortritt zu lassen. Vielmehr noch freut man sich, wenn man selbst vorgelassen wird. Andere zum Gruß anzulächeln, ist wie der Zauberkeks in Herzform, ein wohlwollender Akt der Wertschätzung. Und es wird ja behauptet, dass Freundlichkeit ansteckend ist. Vielleicht ist man dann auch freundlicher mit sich selbst?

Der Rheinauer Radweg: Hier wird es freundlich. © Gudrun Bendel

Freundlichkeit und ein freundlicher Umgang mit anderen Menschen machen uns zufriedener und körperlich gesünder, sagt die Psychologin Nora Blum, die etliche Studien rund um Freundlichkeit ausgewertet hat. Freundlichkeit fördert positive Emotionen und soziale Verbundenheit und stärkt damit die Gesundheit.

Jedes Los ein Hauptgewinn: Herzliche Grüße auf buntem Papier

Natalie Kobielnik lebt in Rheinau. Sie kommt mit ihren beiden Kindern vorbei und kommt mit den zugewandten „bunten Rheinauern“ ins Gespräch. „Ich find’s cool, Menschen zusammenzubringen“, sagt sie. „Alles ist ein bisschen traurig auf der Welt, das hier ist mal eine gute Aktion.“

Ein Highlight an Wärme und Liebenswürdigkeit brachte Walter Gramlich ins Spiel. Jeder durfte in ein unscheinbares Körbchen greifen, in dem bunte Papierstreifen zusammengerollt lagen. Man durfte ein Los ziehen und jedes Mal war es ein Hauptgewinn: Denn auf jedem der zusammengerollten Papierstreifen stand mit der Hand geschrieben ein herzlicher Gruß oder eine liebevolle Motivation: „Schön, dass es dich gibt und du heute hier bist!“

Jenny Greipel zieht einen Spruch aus dem Freundlichkeits-Lostopf. © Gudrun Bendel

Jenny Greipel zieht gemeinsam mit ihrer Tochter den Spruch: „Schön, dass es dich gibt. Dein Lächeln macht die Welt heller!“ Ja, heute ist der Tag der Freundlichkeit auf der Rheinau, erfährt sie und ist begeistert.

Die Freundlichkeit kam an: „Ein Impuls zum Weitermachen“

Paul Wenzel vom Quartierbüro der Caritas ist vor Ort dabei. Er ist überzeugter Netzwerker und resümiert, dass „nichts über die persönliche Ansprache geht“. „Das Quartierbüro und das Quartiermanagement unterstützen das Bündnis ‚Bunte Rheinau‘.“ Es war die erste Aktion dieser Art. Es hätte mehr los sein können, an diesem Samstagmorgen, aber die Freundlichkeit, die verteilt wurde, kam an. Das ist kein Projekt, das irgendwann aufhört, betonten alle. „Und wenn es nur ein Impuls war – es war ein Impuls zum Weitermachen“ verspricht Birgit Bender.

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Als nächster Programmpunkt auf der Agenda „Bunte Rheinau“ wird am 25. Oktober von 12 bis 16 Uhr gemeinsam gekocht: „Zeig mir wie es geht“. Um Anmeldung wird gebeten. Das Bündnis „Bunte Rheinau“ ist über eine gemeinsame Mail erreichbar: bunte-rheinau@gmx.de.

Es gibt eine WhatsApp-Gruppe, in der Rheinauer Aktionen und Veranstaltungen gepostet werden. Wer informiert sein möchte, kann sich beim Quartiermanagement melden und sich hinzufügen lassen. Christiane Rudic, Quartiermanagerin, ist erreichbar unter Telefon 0621/860 37 313 oder per Mail an info@ma-rheinau.de.

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