Brauchtum

So verbringen die Pilwe-Fasnachter in Mannheim-Neckarau den Sommer

Keine Narrenkappen, keine Ahois – triste Zeiten für die Fasnachter von den Pilwe im Mannheimer Stadtteil Neckarau? Keineswegs. So verbringen sie die Sommerpause.

Von 
Gudrun Bendel
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Pilwe-Präsident Rolf Braun (3. v.l.) und seine ehrenamtliche Truppe bei der Kerwe in der Pilwe-Scheuer. © Gudrun Bendel

Neckarau. Hochsommer im Stadtteil. Man denkt ans Baden im Stollenwörthweiher oder an ein sommerliches Grillfest. Aber an die Fasnacht? Ende August steht bei der Neckarauer Narrengilde „Die Pilwe“ die Traditionskerwe auf dem Programm. Zwei Tage lang wird in der Pilwe-Scheuer in der Friedrichstraße gefeiert, Kurpfälzer Spezialitäten werden aufgetischt, es gibt Musik und Tanz und für die kleinsten Besucher ein buntes Kinderpogramm. Rund 600 Besucher, so Pilwe-Präsident Rolf Braun, waren mit dabei.

Gleich morgens waren schon etliche Mittagessen vorbestellt, obwohl das Fest noch gar nicht eröffnet war. Es gab „Sauschwänzel mit Sauerkraut und Brot“ für 5,50 Euro und das Bier mit 0,4 Litern kostete 4 Euro. „Wir halten die Preise, das ist ein wichtiges Ziel von uns“, so Braun. „Das Essen bei uns und die Getränke sollen bezahlbar bleiben. Wir haben auch einen Auftrag für die Gesellschaft, bei uns soll sich jeder das Feiern leisten können.“

Für die Live-Musik an den beiden Abenden spielte die Schbreisel-Band, den Frühschoppen bestritt die Kapelle Egerland mit volkstümlicheren Klängen. Obwohl bis weit in den Abend gefeiert wird, akzeptieren die Anwohner in Neckarau die Musik. Das nachbarschaftliche Miteinander, so freuen sich die Fasnachter, sei gut.

Pilwe-Traditionskerwe: Fast ein Gipfeltreffen der Mannheimer Fasnachtsvereine

Auch um das Miteinander der aktiven Vereine der Mannheimer Fasnacht ist es gut bestellt. Zu einer Art närrischem Gipfeltreffen kam es, als befreundete Vereine ihre Aufwartung in Neckarau machten: „Vertreter der Aulaner, der Sandhase, der Grokageli, des Feuerio, der Fröhlich Pfalz, des Kurpfälzer Karnevals Komitee, das Traditionscorps und noch einige mehr sind vorbeigekommen“, zählte Braun auf. Die Namen der Traditionsvereine der Mannheimer Fasnacht sind ein weites Feld.

So bezeichnet das Wort „Pilwe“ ein Kopfkissen. Eine Erklärung ist, dass im alten Neckarau viele Gänse gehalten wurden. Daher habe man es sich in Neckarau leisten können, auf Federkissen zu schlafen, wo andere noch Stroh in die Kissen füllten, schmunzelt Braun. „Ich bin ein lustiger Mensch“ so Braun über Braun. Sonst hätte er seine Arbeit als Vorsitzender und Präsident nicht schon seit Jahrzehnten erfolgreich machen können. Dennoch bedauert er, „dass die Fasnacht ihren Stellenwert verloren hat“. Er beklagt damit nicht die „guten alten Zeiten“, sondern sieht vielmehr die aktuellen Herausforderungen, mit denen man umgehen muss: „Es gibt nicht mehr so viele Zuschüsse wie früher. Weder von der Stadt noch von privaten Spendern.“

Das Essen bei uns und die Getränke sollen bezahlbar bleiben. Wir haben auch einen Auftrag für die Gesellschaft, bei uns soll sich jeder das Feiern leisten können.
Rolf Braun Präsident der Neckarauer Narrengilde „Die Pilwe“

Gefeiert wird aber auch im Herbst. So hat der Neckarauer Fasnachtsverein die Halloween-Party am 31. Oktober ins Leben gerufen. Und die legendäre Pilwe-Nacht am Samstag, 24. Januar 2026 sei bereits praktisch ausverkauft, so Braun.

Doch zurück zur Kerwe in der Pilwe-Scheuer: Rund 40 Ehrenamtliche sind über die beiden Tage verteilt im Einsatz. Emma, sechs Jahre alt, testet die Hüpfburg aus. Sie trägt das blaue Pilwe-T-Shirt ebenso wie ihre Mutter, die im Garten die Speisenkarten auf den Biertischen verteilt. Emma tanzt für ihr Leben gerne, „es macht ihr so viel Spaß“, bestätigt die Mutter. Emmas großer Traum ist es, Tanzmariechen zu werden.

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Das legt die Frage nahe: Wie steht es um den Nachwuchs bei der Pilwe? Der Präsident zählt die Aktiven auf: „15 Stoppelhopser im Alter von drei bis fünf Jahren tanzen, die Gardejugend hat sogar 22 Aktive“, freut sich Braun. Bei den Junioren tanzen neun Mädchen und bei den Funken sind es auch neun. Der Nachwuchs in der Garde ist gesichert. Braun freut sich auf die Gardevorstellung am 29. November. „Letztendlich bin ich zufrieden mit der Situation!“, resümiert er.

Der Sommer wäre geschafft. Für die Fasnachter kein Grund zur Traurigkeit. Denn im Herbst geht’s ja schon weiter mit der Halloween-Party in der herbstlich und gruselig geschmückten Scheune am Freitag, 31. Oktober, 17 bis 23 Uhr.

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