Fasnacht

So laufen die Fasnachtszüge in den Mannheimer Stadtteilen Feudenheim, Neckarau und Sandhofen

Überall entlang der Zugstrecken ist Halteverbot: Welche Auflagen erfüllt werden müssen und wie sich die Vereine auf das närrische Event vorbereiten.

Von 
Bernhard Haas und Peter W. Ragge
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Hier ist immer die beste Stimmung in Feudenheim: Besucher an der Ecke Hauptstraße/Eberbacherstraße beim Fasnachtsumzug Feudenheim. © Markus Prosswitz / masterpress

Feudenheim, Neckarau, Sandhofen.

Feudenheim: Hoher organisatorischer Aufwand

Vor dem Spaß steht der Ernst: „Es wird kontrolliert und auch abgeschleppt“, warnt Thomas Frank von der Bürgergemeinschaft Feudenheim. Mit Werner Barth organisiert er den 73. Feudenheimer Fasnachtszug am Dienstag, 4. März. Ehe er sich ab 12.45 Uhr an der Spessartstraße formiert und dann um 14.11 Uhr startet, werden Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst unterwegs sein. Entlang der gesamten Zugstrecke wird von 10 bis 18 Uhr absolutes Halteverbot gelten.

„Wir sind uns sehr wohl der Beeinträchtigung durch die Absperrmaßnahmen bewusst, aber sie dienen der Sicherheit der Teilnehmer und Besucher“, bittet Thomas Frank um Verständnis. Doch das seien eben die Auflagen der Stadt. Die seien für die Bürgermeinschaft „mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden“, sagt Frank. So müssen etwa mit Hilfe der Firma Heck Verkehrstechnik 150 Halteverbotsschilder, etwa 30 „Durchfahrt verboten“-Schilder sowie drei Hinweistafeln zur Sperrung der Hauptstraße entlang der Zugstrecke aufgestellt werden. Die verläuft ab der Spessartstraße, wo wegen einer Baustelle die Zugaufstellung dieses Jahr etwas anders stattfinden muss, über die Eberbacher-, Haupt-, Wallstadter-, Wartburg-, Feld-, Brunnen-, Eintracht-, Eichbaum-, Schiller-, Tal-, Andreas Hofer-, Scheffel-, Ziethen- und dann wieder die Talstrasse.

Fahrzeuge sollten rechtzeitig weggefahren werden

Frank rät daher allen Autofahrern, ihre Fahrzeuge rechtzeitig wegzufahren - auch die Wohnmobile. Unmittelbar vor Zugbeginn werde zudem die Durchfahrt durch Feudenheim „sehr stark eingeschränkt“ sein, kündigt er an. Die Straßenbahn der Linie 2 wird voraussichtlich zwischen 14 und 14.45 Uhr unterbrochen, die Buslinie 58 von 13.34 bis 17 Uhr die Endhaltestelle Feudenheim nur über die Umgehungsstraße ansteuern. Auch die An- und Abfahrt von Anwohnern entlang der Zugstrecke sei während der Dauer des Zuges „sehr stark eingeschränkt bis unmöglich“. Das liegt daran, dass die Stadt an großen Zufahrtsstraßen, wie heute bei Großveranstaltungen üblich, zum Schutz vor Terroranschlägen oder Amokfahrern Blockaden vorschreibt.

An besonders neuralgischen Punkten muss die Bürgergemeinschaft 80 Absperrgitter und Ordner platzieren. Insgesamt 16 Ehrenamtliche hat die Bürgergemeinschaft dazu gewonnen. „Manche haben aber etwas Bauchkribbeln“, gesteht Thomas Frank mit Blick auf die Sicherheitslage, weshalb etwa einige Aktive vom Vorjahr nicht mehr mitmachen würden. Bedeutende Querungen überwacht die Polizei.

Der „Lallehaag“-Vorgängerverein „Heiterkeit“ hat die ersten Feudenheimer Umzüge verantwotet. © Markus Prosswitz

Hoffnung auf Zuschuss für Kosten von 15.000 Euro

„Etwas abgespeckt“ habe die Stadt die Vorgaben für den Sanitätsdienst, der unter Federführung vom Roten Kreuz Feudenheim läuft. Vorgeschrieben ist nun ein Versorgungszelt mit drei Behandlungsplätzen, ein Zugführer, 16 Sanitäter unterschiedlicher Qualifikation und drei Krankentransportwagen. „Das ist etwas moderater als im Vorjahr“, so Thomas Frank.

Dennoch kostet die Bürgergemeinschaft der Fasnachtszug über 15.000 Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt davon aus dem Vereinsbudget 5000 Euro gegeben, 3000 Euro der Bezirksbeirat. „Für den Rest bekamen wir Spenden, weil viele Feudenheimer wollten, dass es den Umzug nach der langen Pause wieder gibt“, so Thomas Frank. Diese Spenden seien dieses Jahr ausgeblieben, nur der Bezirksbeirat gibt aus seinem Vorortbudget wieder 3000 Euro. Nun hofft die Bürgergemeinschaft, dass der Rest über das Vereinsbudget der Stadt abgedeckt wird.

In Feudenheim werden bis zu 20.000 Besucher erwartet

Immerhin gilt der Feudenheimer Umzug mit knapp vier Kilometer Zugstrecke und meist 15.000 bis 20.000 Zuschauern als größter und ältester der Vorort-Umzüge. Die Tradition geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits 1888 hatte sich in Feudenheim die Karnevalsgesellschaft „Heiterkeit“ gegründet – zehn Jahre vor dem Mannheimer Feuerio und als einer der ersten Karnevalsvereine der ganzen Region. Die „Heiterkeit“ führte in Feudenheim gleich nach der Gründung Umzüge durch, beginnend am „Neckartal“, mit dem Till als Symbolfigur. 1913, zum 25-jährigen Bestehen, soll der Umzug ganz besonders groß gewesen sein. Feudenheimer Umzüge mit eigenem Prinzenpaar sind bis in die 1930er Jahren belegt. 1957 nahm der „Lallehaag“ die Tradition mit einer „Kappenfahrt“ wieder auf. 1960 Jahren übernahm die Bürgergemeinschaft die Organisation.

© Lucia Pichler

„Wir haben auch wieder deutlich mehr Anmeldungen“, freut sich Thomas Frank, der mit rund 450 Teilnehmern rechnet, die in 42 Zugnummern durch den Stadtteil fahren oder marschieren. Große Wagen werden – auch da wegen der Auflagen – aber nur „Lallehaag“, die „Schlappmäuler“ aus der Neckarstadt und die „Insulana“ Ilvesheim sowie die „Grumbe“ Heddesheim schicken. Mit Fußgruppen sind wieder die Freiwillige Feuerwehr, Gewerbeverein, ASV, Trommelpalast, Spielmannszug, Landfrauen, Badenia, „Narrebloos“, Feudenheimer Frauenfasnacht, Familie Theobald vom Weiherhof und Reha Südwest sowie die „Gowe“ aus Wallstadt dabei, ferner die Hot Rod Crew mit ihren motorisierten Seifenkisten. Neu reihen sich ein der Wiesenkindergarten Bullabü, der Dartclub Tripple aus dem „Roten Schaf“, ein Fahrzeug mit Musik der Pilskneipe „Kajüte“ sowie „Harold und sein Bariton“, ein mobiles Ein-Mann-Orchester.

Viel Arbeit für die Nckarauer Narrengilde „Pilwe“: Selbst die Ordner, die neben den Wagen laufen, müssen organisiert werden. © Bernhard Haas

Neckarau: Die „Pilwe“ haben die Organisation im Griff

Am Fasnachtsdienstag wird auch im Mannheimer Stadtteil Neckarau der traditionelle Fasnachtszug der Neckarauer Narrengilde „Die Pilwe“ stattfinden. Seit 1957 zieht das närrische Treiben durch die Straßen. Der Umzug beginnt um 14.11 Uhr, doch bereits ab 13 Uhr werden die Straßen am Aufstellungsort für den Verkehr gesperrt. Auch entlang der Wegstrecke werden die Straßen kurz vor dem Eintreffen des Zuges gesperrt. Natürlich muss im Vorfeld viel organisiert werden. „Die Vorgaben sind im Wesentlichen gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben“, sagte Pilwe-Präsident Rolf Braun. Auch die Stadt habe signalisiert, dass alles wie gehabt ablaufen kann. In der Pfalz würden dagegen einige kleinere Umzüge ausfallen, weil die Kosten für die Terrorvorsorge auf die Vereine abgewälzt würden, berichtete Braun. Zum Glück würde dies rechtsrheinisch anders gesehen. „Das ist Aufgabe des Staates“, so Braun.

Wie viele Gruppen machen mit?

Am Zug in Neckarau beteiligen sich 23 verschiedene Gruppen. Sechs große Lastwagen, drei Kleinlaster und zwei Pkw begleiten das „Zügl“. „Wir wollen an der langjährig gepflegten Tradition festhalten“, erklärt dazu Pilwe-Präsident Rolf Braun. Unterstützung erhalten die Veranstalter von befreundeten Fasnachtsvereinen, darunter die Löwenjäger aus Käfertal, die Sandhase aus Rheinau und die Grokageli vom Lindenhof. Ein Höhepunkt des Umzugs ist die Teilnahme des Stadtprinzenpaares von Mannheim, Sarah I. der Sandhase und Marco II. vom Hippodrom, die auf dem Wagen der Sandhase mitfahren. Das Prinzenpaar wird die Karnevalsgesellschaft mit kräftigen „Ahois“ unterstützen. Der Umzug beginnt traditionell in der Angelstraße. Dort versammeln sich die Teilnehmer, darunter auch einige Musikkapellen und bekannte Vereine wie die Roten Socken der SPD und die Kanugesellschaft.

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Wie verläuft die Route in Neckarau?

Die Route führt über zahlreiche Straßen wie die Neudamm-, Rosen- und Maxstraße und endet auf dem Platz am Niederbrückl, wo sich der Zug wieder auflöst. Nach dem Umzug findet der so genannte Kehraus in der Pilwe-Scheuer in der Friedrichstraße 64 statt. Während des Umzugs leitet die RNV die Buslinie 50 um, so dass einige Haltestellen nicht angefahren werden können. Eine Ersatzhaltestelle wird in der Steubenstraße eingerichtet, und die Busse halten zusätzlich im Bereich Neckarau Bahnhof an der BRN-Haltestelle. „Wir organisieren den Umzug, um zu zeigen, dass wir ein Brauchtum nicht wegen hoher Auflagen und damit verbundenen Kosten sterben lassen“, betonte Präsident Braun. Die Organisation eines solchen Ereignisses erfordert viel Arbeit, da zahlreiche Richtlinien und Auflagen erfüllt werden müssen.

© Grafik

Sandhofen: Viele Fußgruppen am Start

„Unser Ziel ist es, dass sich mindestens 30 Zugnummern am Umzug in Sandhofen beteiligen“. Damit setzt Zugmarschall, Heiko Stasch, der Abteilung Karneval, der Stichler, im Sport- und Kulturverein Sandhofen eine klare Vorgabe für den Vorort-Karnevalsumzug im Mannheimer Norden fest. Als Zugmarschall wacht er darüber, dass so ein Umzug seine Ordnung hat und alles in geregelten Bahnen abläuft. Denn der Zugmarschall sorgt auch dafür, dass der Zug abwechslungsreich gestaltet wird. Allerdings muss auch der Wagen des Elferrates der Stichler in Ordnung gebracht werden. Dabei helfen viele mit. Zuerst muss Farbe gekauft werden, denn an so mancher Stelle bröckelt diese ab. Also geht eine Abordnung erst einmal in einen nahe gelegenen Baumarkt und kauft Farbe. Nussbraun, schwarz, blau und weiß – und natürlich Pinsel – sind notwendig, um Fehlstellen auszubessern.

Der Wagen der Stichler brauchte in diesem Jahr frische Farbe. © Bernhard Haas

Drei Musikkapellen marschieren mit

Aber auch an andere Dinge muss gedacht werden. So wird das Toilettenhäuschen, das sich auf dem Wagen befindet auf Vordermann gebracht. Der Boden, auf dem die Elferräte stehen und Süßigkeiten werfen, darf nicht rutschig sein. „Das wäre bei Regen ziemlich unangenehm“, meint da Heike Siegmann. Übrigens kaufen die Elferräte die Süßigkeiten aus der eigenen Tasche. „Wir machen da zwar eine Sammelbestellung, aber jeder Elferrat bezahlt selbst“, berichtet Stasch. Das erkläre auch, warum er immer wieder gefragt werde, warum die Elferräte so wenig Material werfen würden. Neben den vielen Gesprächen mit der Stadt oder der Polizei, sorgt Stasch auch dafür, dass in aller Regel mindestens drei Musikkapellen beim Zug mitmarschieren und so für ordentlich Stimmung unterwegs sorgen. „Wir wollen auch ein wenig Abwechslung bieten. Daher dürfen sich auch gerne neue Gruppen für den Zug anmelden“ so der eingefleischte Fasnachter.

Wann geht’s in Sandhofen los?

Nach Absprache mit den Behörden zieht der närrische Lindwurm wie gewohnt durch die engen Gassen und Straßen Sandhofens. Wie viele Gruppen tatsächlich mitlaufen, soll noch ein kleines Geheimnis bleiben „Wir wollen doch nicht alles im Voraus verraten“, so Stasch. Mit Wagen, Traktoren oder zu Fuß werden die Gruppen unterwegs sein. Vorneweg stellen sich die Wormser Domguggler ab 13 Uhr in der Groß-Gerauer Straße auf. Pünktlich um 14. 11 Uhr geht es dann ebenfalls am Dienstagnachmittag los In diesem Jahr gibt es nur eine Zufahrt zum Aufstellungsort über die Scharhofer Straße, „damit kein Chaos entsteht“. Zwar stehe der Wagen des Elferrates ganz an der Spitze des Zuges. Der lasse aber alle Gruppen vorbeiziehen und markiert selbst das Ende des Umzugs. Die weiteste Anreise werden wohl die Karnevalisten aus Gau-Odernheim haben, verrät der Zugmarschall dann doch.

Wie verläuft die Route?

Der Umzug selbst verläuft über folgende Strecke: Groß-Gerauer-Straße, Ausgasse, Kriegerstraße, Schönauer Straße, Bartholomäusstraße, rechts Karlstraße, Domstiftstraße, Am Stich, Sandhofer Straße und endet nach rund vier Kilometern in der Schönauer Straße. „In der Nacht vor dem Umzug schlafe ich ganz schlecht. Kurz bevor der Zug losgeht, steigt bei mir die Spannung bis in die Zehenspitzen“, erzählt Stasch, der zusammen mit dem Elferrat in diesem Jahr das Ganze zum elften Mal organisiert. Erst wenn sich der Zug wieder auflöst, komme er ganz langsam wieder auf Normaltemperatur, berichtet er. Die Lieblichkeit, Muriel I., verrät auch, dass in diesem Jahr der Wünschewagen des ASB, der letzte Herzensangelegenheiten erfüllt, sich an dem Umzug beteiligt. „Ich sammle Spenden für diesen Wagen“, erklärt sie. Sollte übrigens etwas fehlen, so springe der Senat ein: „Die unterstützen uns auch immer“, erklärte Stasch.

© Grafik

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