Seckenheim. Von einem Tag auf den nächsten war die Sitzbank weg, nachdem Diebe auf dem Friedhof im Mannheimer Stadtteil Seckenheim zugeschlagen haben. Für die langjährige CDU-Stadträtin Marianne Seitz, die die entwendete Bank dem Friedhof bereits im Jahr 2005 gespendet hatte, ist der Diebstahl ein herber Verlust, hatte die Bank ihren Platz doch am Familiengrab.
So war es für Seitz weit mehr als eine Sitzgelegenheit: „Die Bank hat einen ideellen und persönlichen Wert. Es ist ein Ort der Ruhe gewesen, ein Ort des Trauerns und Gedenkens“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion und gibt einen Einblick in ihre Gefühlswelt. „Das reißt einem das Herz raus.“
Bereits Anfang der vergangenen Woche, in einem unbekannten Zeitraum zwischen Sonntag und Montag, 14 und 15. September, waren die unbekannten Täter auf dem Friedhof im Krautgartenweg am Werk, berichtete die Polizei. Seitz hatte von einer Bekannten, die den Friedhof besucht hatte, davon erfahren und daraufhin Anzeige erstattet.
„Ich bin traurig, dass die Bank einfach über Nacht wegkommt“
Wie die Diebe die Bank mitgenommen haben, ist unklar. Sicher ist nur, dass die hölzerne Sitzgelegenheit mit gusseisernen Füßen ziemlich schwer gewesen sein muss, wie Seitz schildert. Mit dem Boden, der am Standort der Bank mit Steinplatten hergerichtet ist, war sie nicht befestigt. Seitz schätzt, dass die Bank abtransportiert worden sein muss, denn allein oder zu zweit sei diese aufgrund ihres Gewichts kaum zu tragen.
Etwa 18 Jahre lang stand die Bank, an deren Rückenlehne eine Plakette auf die Spenderin aufmerksam macht, auf ihrem Platz neben dem Grab. „Ich bin einfach traurig, dass sie so lange da steht und dann einfach über Nacht wegkommt“, sagt Seitz. Erst vor zwei Jahren hatte ihr Ehemann die Bank komplett restauriert, nachdem die mit 43 Jahren verstorbene Schwiegertochter 2023 im Familiengrab ihre letzte Ruhe gefunden hat. Ihre Mutter habe fast täglich auf der Bank gesessen. „Der Platz ist leer. Es fehlt was“, habe sie zu Seitz gesagt.
„Wie kann man so was nur machen?“, fragt sich die 76-Jährige. „Und wie will man so eine Bank finden?“ Ihr Mann sei noch am selben Abend, als sie es erfahren hatten, mit dem Fahrrad im Bereich des Friedhofs herumgefahren und habe nach der Bank gesucht. „Es kann ja sein, dass es Jugendliche aus Spaß gemacht haben.“ Andererseits sagt die Stadträtin: „Ich glaube nicht, dass sie einfach im Busch gelandet ist, dazu war sie zu schön.“ Vielleicht wolle jemand auch Geld daraus machen, spekuliert Seitz weiter.
Bank auf Seckenheimer Friedhof gestohlen: Hinweise oder neue Erkenntnisse bleiben aus
Die Polizei tappt in dem Fall bisher im Dunkeln. Neue Ermittlungserkenntnisse oder Hinweise auf mögliche Täter hätten sich bisher nicht ergeben, sagt ein Polizeisprecher auf Anfrage. Die Ermittlungen dazu dauerten an. Allzu viel Hoffnung sollte Seitz sich aber nicht machen, dass die Bank wieder auftaucht oder die Täter dingfest gemacht werden: „Die Wahrscheinlichkeit der Aufklärung solcher Taten ist als eher gering einzustufen“, sagt der Sprecher.
Den entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf eine hohe dreistellige Summe. 850 Euro habe die Bank gekostet, erzählt Seitz. Das ist ihr aber einerlei. „Die Bank ist mit Geld nicht zu ersetzen“, sagt sie. Dennoch will sie dafür sorgen, dass an ihrem Familiengrab künftig wieder eine Sitzgelegenheit zum Trauern steht. Notfalls spende sie eine neue. „Die Bank fehlt. Ich möchte wieder eine Bank. Aber am liebsten die alte“, sagt Seitz.
Die Polizei bittet Zeugen, die verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich unter der Telefonnummer 0621 /48971 beim Polizeiposten Seckenheim (8 bis 16 Uhr) oder beim Polizeirevier Ladenburg zu melden.
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