Mannheim. Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, besagt der Volksmund. Seit einem halben Jahrhundert leben die rund 250 aktiven und passiven Mitglieder des Reitervereins Mannheim Vogelstang-Wallstadt e.V. dieses Motto mit viel Herzblut und Liebe zu den edlen Vierbeinern. Den runden Geburtstag feiert der Verein am Sonntag ab 11 Uhr mit einem Tag der offen Tür auf dem Gelände Auf den Ried 6, unter dem Motto „50 Jahre Reiterverein – so ein Zirkus“.
Neben einem bunten Programm, bei dem der Verein sein breitgefächertes Repertoire passend zum Zirkus-Motto präsentiert, werden unter anderem auch Oberbürgermeister Christian Specht, Kulturbürgermeister Thorsten Riehle und Baubürgermeister Ralf Eisenhauer zur Begrüßung vor Ort sein.
Auf dem Programm stehen Vorführungen, Musik und Kinderunterhaltung
Los geht es ab 11 Uhr mit dem offenen Ponyreiten: Bis 12.30 Uhr können Kinder das Reiten ausprobieren. Wichtig ist, dass sie neben festem Schuhwerk auch einen (Fahrrad-)Helm, mitbringen, da der Verein aus versicherungstechnischen Gründen keine Helme herausgeben darf.
Auf dem Programm, das bis etwa 16 Uhr läuft, stehen unter anderem auch Vorführungen der verschiedenen Gruppen in Bereichen wie Reiten, Voltigieren, Pony Club Kids oder Hobbyhorsing. Es gibt eine Tombola, ein Kinderprogramm mit Basteln, Quiz und Fungames und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Zudem gewährt der Reiterverein einen spannenden Blick hinter die Kulissen und es spielt eine Liveband.
Der Verein mit klarer Philosophie im Umgang mit Pferden sowie bei der Ausbildung von Reitern blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. So hat sich der Reiterverein von einer kleinen, engagierten Gemeinschaft zu einem familienorientierten Reit- und Begegnungsort mit starkem Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendarbeit, Voltigieren, Reitunterricht und heilpädagogischer Förderung entwickelt, erzählt Sybille Klingenspohr, die seit 2018 den ersten Vorsitz innehat. Seit 2022 steht ihr Krissi Klaas als Zweite Vorsitzende zur Seite.
„Der Verein hat massiv in seine Infrastruktur investiert, darunter in eine neue Reitplatzüberdachung, einen neuen Reitplatzboden, eine neue Bewässerungsanlage und eine Reitplatzbande“, sagt sie. Viele dieser Projekte wurden mit viel ehrenamtlicher Hilfe und neben den erhaltenen Fördergeldern vom Badischen Sportbund und der Stadt Mannheim mit eigenen finanziellen Mitteln realisiert. Bis die Reitplatzüberdachung von der Planung bis zur Umsetzung vollendet werden konnte, musste der Verein zahlreiche Herausforderungen überwinden.
Inzwischen hat der Verein die Pferdehaltung optimiert
„Christian Specht und Thorsten Riehle waren entscheidende Unterstützer bei der Bewältigung dieser Schwierigkeiten, indem sie bei der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren halfen“, ist Klingenspohr dankbar. In den vergangenen Jahren habe sich zudem die finanzielle Lage des Vereins von „weniger als Null“ deutlich verbessert. Die kommenden Projekte seien die Sanierung der alten Halle und ein Pony-Kindergarten als Kooperation mit einem privaten Träger.
Am 1. Januar 1975 startete der Verein mit der Ersten Vorsitzenden Lucia Ruttmar und ihrem Stellvertreter Horst Gramlich auf dem Gelände mit einem Schweinestall, der zu einem Pferdestall umgebaut wurde, erzählt Sybille Klingenspohr. „Dann hat man eine kleine Rundbogenhalle gebaut und einen großen Reitplatz angelegt“, sagt sie. Zunächst ging es klassisch mit Boxenhaltung los. Inzwischen hat der Verein die Pferdehaltung optimiert. „Wir sind einer der wenigen Reitervereine, die Offenstallhaltung und keine Boxenhaltung mehr haben“, sagt sie. „Unsere Pferde leben 24 /7 draußen. Sie haben Unterstände und rund um die Uhr Heu, also Raufutter.“
Reitlehrerinnen und -lehrer werden gesucht
„Wir haben acht Schulpferde und acht Privatpferde“, sagt sie. „Aktuell haben wir zwei ausgebildete Reitlehrerinnen, eine Studentin, die uns unterstützt, und zwei Bundesfreiwillige.“ Doch das reicht nicht aus. „Es steht und fällt leider mit Trainerinnen und Trainern.“ Der Verein suche daher händeringend nach Reitlehrerinnen und Reitlehrern, die Lust haben, in einem Schulbetrieb zu unterrichten. „Hätten wir mehr Trainer, könnten wir noch problemlos zwei oder drei Schulpferde kaufen.“ Das wirke sich auch auf die Anzahl an Neuanmeldungen aus, denn dadurch könne man keine neuen Mitglieder mehr im Verein aufnehmen. „Die Warteschlangen sind riesig groß, doch wir können die Nachfrage nicht mehr bedienen“, bedauert sie. „Die Anlage hätten wir jetzt, aber nicht genug Trainer für den Unterricht.“
„Reiten bedeutet nicht schneller, höher und weiter“, betont Klingenspohr. Da das Tierwohl an erster Stelle steht, hat der Verein ein sehr großes Einzugsgebiet in Mannheim. Die optimierte Haltung wirkt sich auch positiv auf die Tiere aus. „Die Pferde sind ausgeglichen und kaum schreckhaft“, sagt sie. „Natürlich ist es ein Tier und es kann mal was passieren, aber im Großen und Ganzen haben wir keine Reitunfälle, unsere Pferde laufen maximal an drei Stunden pro Tag, und das an fünf Tagen in der Woche.“
Auch in der Gegenwart möchte der Verein das Reiten, das ein relativ teures Hobby ist, für jeden ermöglichen, so Klingenspohr. Damit der Verein weiterhin bestehen kann, sei er auch auf die Ehrenamtlichen angewiesen. „Unser besonderes Merkmal ist, dass wir ein relativ kleiner Verein sind, mit wenigen, aber sehr engagierten Menschen.“
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