Mannheim. „Ich kann es kaum erwarten, in der Aula wieder Hockey zu spielen“, sagt ein Schüler. Daraufhin seine Mitschülerin: „Da ist doch viel zu wenig Platz.“ Andere diskutieren darüber, mit welchem Bus sie zu welcher Ersatzsportstätte müssen. Oder schlagen vor, „auf der Karnickelwiese Fußball zu spielen“. Die meisten Kinder und Jugendlichen der Theater-AG, die an diesem Mittwoch szenisch die Sportunterrichts-Situation der Integrierten Gesamtschule Herzogenried (IGMH) darstellen, kennen es gar nicht anders. Denn vor fünf Jahren, im Sommer 2020, musste die alte Halle wegen gravierender Baumängel und akut drohender Gefahr abrupt geschlossen werden.
Doch jetzt stehen die nagelneue, hochmoderne Dreifeldsporthalle und die abgetrennte Einfeldsporthalle bereit. Und so jubeln die Theaterleute: „Ist das nicht ein Traum, nach so langer Zeit eine eigene Sporthalle“. Die Aufführung in der „kleinen“ Halle ist Teil des Festakts zur offiziellen Einweihung. Auch wenn es noch einige Tage oder Wochen dauern wird, bis die Restarbeiten erledigt sind und der Sportbetrieb vollumfänglich beginnen kann: Fünf harte Jahren liegen hinter der Schulgemeinschaft.
Neue IGMH-Sporthalle erfüllt die höchsten Standards bei Größe, Ausstattung und Nachhaltigkeit
„Endlich haben wir wieder ein eigenes Dach über dem Kopf“, atmet Claudia Wörner vom Schulleitungsteam auf. Die zurückliegende Zeit „war für alle Beteiligten eine große Herausforderung“. Rainer Mickelat, stellvertretender Gesamtleiter der IGMH, lobt das Kollegium. Es habe die fünf Jahre „sehr gut überbrückt“ und „in widrigen Zeiten den Sportunterricht gewährleistet“.
Ursprünglich sollte die alte Halle saniert werden. Aber nach der plötzlichen Schließung wegen Baufälligkeit lief alles auf einen Neubau hinaus. Der sollte eigentlich im Sommer 2024, rechtzeitig zum 50-jährigen Bestehen der IGMH, zur Verfügung stehen. „Ich hatte Ihnen im Jahr 2021 versprochen, wir schaffen das“, wendet sich beim Festakt Peter Doberass an Rainer Bade, Schulleiter bis Sommer 2023. „So ein Mist“, blickt der Geschäftsführer der städtischen Schulbaugesellschaft BBS auf sein nicht eingehaltenes Versprechen zurück. Unter anderem die wirtschaftlichen Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine machten den Zeitplan zunichte.
Um so gelungener ist das Bauwerk, das knapp 23 Millionen Euro gekostet hat. Trotz Zuschüssen von Bund und Land blieb der Löwenanteil an der Stadt hängen, wie Oberbürgermeister Christian Specht betont: Trotz aller finanzieller Schwierigkeiten „vernachlässigen wir keine Investitionen in Bildung“. Dass es fünf Jahre bis zur Eröffnung der neuen Halle dauern würde, „hatten wir uns nicht so vorgestellt“, sagt Specht. Dafür stehe nun „die größte Schulsporthalle, die wir je in Mannheim realisiert haben“, zur Verfügung.
Die Halle wurde auf dem Grundriss des Vorgängergebäudes errichtet und in die parkartige Umgebung eingebunden. Die abgesetzte Einfeldhalle und die Dreifeldhalle mit Trennvorhängen sorgen für flexible Nutzungsmöglichkeiten. „Herzstück ist eine zentrale ,Gebäudefuge‘, ein Weg, der alle Bereiche miteinander verbindet“, so die Verwaltung in einer Pressemitteilung. Das geräumige Foyer „bietet Platz für theoretischen Unterricht, Besprechungen oder kleinere Vereinsangebote“, heißt es weiter. Und: „Großzügige Verglasungen zum Schulhof, direkte Zugänge zu den Freisportflächen und barrierefreie Erschließung unterstreichen die Offenheit und Nutzerfreundlichkeit.“
IGMH-Halle Mannheim soll nicht nur den Schülern, sondern auch Vereinen offenstehen
Christian Specht ist es wichtig zu erwähnen, dass Klimafreundlichkeit eine große Rolle spiele. Die Photovoltaikanlage decke „einen Großteil der Eigenversorgung der Halle“, das Gründach sorge für Hitzeschutz. Beides zu kombinieren, sei zwar aufwendig gewesen. Aber die dadurch entstandenen Mehrkosten hält er für gerechtfertigt. „Man hätte günstiger bauen können“, räumt Specht ein. Aber mit diesem repräsentativen Bauwerk bringe die Stadt nicht zuletzt die „hohe Wertschätzung“ gegenüber der IGMH zum Ausdruck, die als Eliteschule des Sports Hervorragendes leiste.
Außerdem diene die neue Halle nicht nur dem Schulsport. Für Specht ist sie zugleich „ein echtes Leuchtturmprojekt in der Neckarstadt“, das nicht zuletzt Vereinen zur Verfügung stehe. Fünf Jahre lang habe die IGMH Ersatzsportstätten nutzen müssen – mit entsprechenden Eingriffen in die Belegungspläne der anderen Hallen. „Das braucht eine gewisse Solidarität“, so der OB. Jetzt könne sich die IGMH gegenüber anderen solidarisch zeigen.
Neben Rainer Bade ist sein Schulleitungs-Vorgänger Gerhard Diehl zum Festakt gekommen. Beide sind ehemalige Sportlehrer – und genießen neben der Aufführung der Theater-AG und des Schulchors die bewegten und bewegenden Darbietungen der neu formierten Rope-Skipping-Gruppe. Aber Bade und Diehl werden auch selbst aktiv. Sie treten gegeneinander und gegen Specht im Basketballwurf an. Alle Drei scheitern in der ersten Runde, Diehl trifft den Korb in der zweiten. Und wird von allen bejubelt.
Was der IGMH jetzt noch fehlt, ist ein neuer Schulleiter. Der wird seit mehr als drei Jahren gesucht. Bildungsbürgermeister Dirk Grunert hofft, dass das Leitungsteam 2026 wieder komplett sein wird: „Das Bewerbungsverfahren läuft. Es gehen alle davon aus, dass es mit der Besetzung zum nächsten Schuljahr klappt.“
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