Schulkindergarten mit Förderschwerpunkt

Regenbogenkindergarten in Mannheim-Gartenstadt: Vorreiter der Inklusion

Inklusion leistete der Regenbogenkindergarten im Mannheimer Stadtteil Gartenstadt bereits vor mehr als 40 Jahren. Warum die Trägergesellschaft, Reha-Südwest, jetzt groß feierte

Von 
Sylvia Osthues
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Jedes Paar Gummistiefel ist ein wenig anders. Aber alle stehen im Regal einer Kindertagesstätte gleichberechtigt nebeneinander – ein gutes Symbol für den Gedanken, der hinter dem Begriff Inklusion steckt. © dpa

Mannheim. Seit über 40 Jahren gibt es den Regenbogenkindergarten im Stillen Weg. Vor genau 40 Jahren wurde der Schulkindergarten mit Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung um eine Kindertageseinrichtung erweitert. Um das Jubiläum gebührend zu feiern, hatte die Reha Südwest Regenbogen gGmbH am Samstag zu einem Festakt eingeladen.

Dabei konnte Geschäftsführerin Petra Röder Netzwerkmitglieder, Geschäftsführung, Politik, Stadtverwaltung, Förderer und Vorstand begrüßen. „Heute feiern wir 40 Jahre gelebte Vielfalt“, erklärte Röder. Eltern hätten dazu 1964 den Grundstein gelegt mit dem Spastiker Verein e.V. Ein Bildungshaus folgte im Jahr 1977 für einen Kindergarten. 1983 wurde der Schulkindergarten mit dem Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung um eine Kindertageseinrichtung unter dem gleichen Dach erweitert.

Petra Röder (von links), Heike Ackermann, Andrea Baroncioni und Dirk Grunert beim Festakt. © Sylvia Osthues

Seit dieser Zeit verbringen Kinder mit und ohne Unterstützungsbedarf in selbstverständlichem Miteinander den Kindergartenalltag im Regenbogenkindergarten. Damit war der Meilenstein zu den heutigen Inklusionseinrichtungen gelegt. „Dadurch war es möglich, Inklusion durch frühzeitige Teilhabe umzusetzen in Mannheim“, erklärte Röder. Sie dankte den Eltern, die es ermöglichten, dass ihre Kinder diese frühkindliche Förderung erfahren.

Soziale Kompetenz fördern

Für Dirk Grunert (Grüne), Bürgermeister für Jugend, Kinder, Bildung, Familie und Gesundheit, ist der Regenbogenkindergarten „eine besonders wertvolle und bedeutende Trägerinstitution“. Aus den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen habe die Stadt sieben strategische Ziele abgeleitet, in deren Mittelpunkt der Mensch steht. Dazu leiste der Regenbogenkindergarten einen besonderen Beitrag, indem er Kinder bei der Regelbeschulung und ältere Kinder bei der Ausbildung und am Arbeitsplatz individuell begleite.

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Dadurch werde die soziale Kompetenz aller Kinder gefördert im Sinne einer inklusiven Gesellschaft. Was als Idee von Eltern begonnen habe, sei heute „ein Vorzeigeeinrichtung, wie unterschiedlichen Kindern und Jugendlichen ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft und Teilhabe ermöglicht werden kann“ - darunter auch Kindern aus der Ukraine. Grunert: „Wir schätzen die beispielhafte Einrichtung als „inklusiven Partner.“

Heike Ackermann von der Konzern-Geschäftsführung der Reha-Südwest für Behinderte gGmbH, erklärte nach einem Rückblick auf 40 Jahre Regenbogenkindergarten, warum der Konzern noch nötig ist. Seit 2014 sei Reha Südwest im Zuge der Regionalisierung nicht nur Träger der Kita Regenbogen, sondern von vielerlei Angeboten, wie dem Werner-Hülstrunk-Haus und zahlreichen ambulanten Angeboten.

Gut vernetzt in Stadt und Region

Der Konzern mit seinen 80 Einrichtungen sei gut vernetzt in der Stadt und in der Region. „Das ist wichtig, um Visionen und Projekte voranzubringen“, betonte Ackermann. So plant Reha Südwest in Mannheim eine neue inklusive Kita in Neckarau in Umsetzung mit der Theodor-Fliedner-Stiftung. Ackermann dankte den Mitarbeitern, Leitungskräften, aber auch den Aufsichtsräten, „die den Regenbogenkindergarten zu einem Ort der Begegnung, Bereicherung und Begeisterung gemacht haben.“

Auch Andrea Baroncioni, Vorsitzende des Vereins für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V., blickte noch einmal zurück zum Ursprung und den Wurzeln. Auf Elterninitiative sei 1981 die Idee eines integrativen Kindergartens entstanden. Dafür erhielten die Initiatoren einen Preis für vorbildliches Bürgerengagement durch das Land. 1983 gab es die erste integrative Gruppe, 1984 eine zweite Gruppe. „Der Regenbogenkindergarten war die erste integrative Einrichtung in weiterem Umkreis“, sagte Baroncioni.

Seit fünf Jahren leitet Petra Röder die Geschicke des Regenbogenkindergartens. Sie dankte allen, „die dazu beigetragen haben, dass wir heute so arbeiten können, wie wir arbeiten“ - insbesondere Christl Link, Elisabeth Seidel und Sonja Diedrich sowie ihrer Vorgängerin Eva-Maria Wittmann. Der Festakt wurde musikalisch von Sängerin Jeanette Friedrich und Dieter Scheithe am Klavier begleitet. Nach dem Festakt am Samstag folgte am Sonntag ein buntes Sommerfest mit vielfältigem Programm für Eltern und Kinder.

Freie Autorin

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