Fasnacht

Prinzessin als Überraschung

„Spargelstecher“ finden doch neue Lieblichkeit. Hohe Ehrung für Bernhard Mäder

Von 
Peter W. Ragge
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Die Nachfolge hat doch geklappt (v l.): Ex-Prinzessin Laura I., „Spargelstecher“-Präsident Alexander Boppel und die neue Prinzessin Cigdem I.. © Michael Ruffler

Käfertal. Plötzlich steht sie mitten im Saal, in einem prächtigen, üppig glitzernden Kleid in zartem Rosa mit langer Schleppe: Cigdem Sögüt. Schon lange in der Garde der „Spargelstecher“, so wird die 24-jährige Erzieherin an diesem Abend zur Prinzessin der Vergnügungsabteilung der DJK Käfertal-Waldhof gekürt. Ihre Inthronisation ist eine gelungene Überraschung, denn lange sah es so aus, als hätte der Verein in diesem Jahr keine Lieblichkeit.

Dabei ist es eine Zeit, auf die man „superglücklich“ zurückblicken kann. So schwärmt Laura Boxheimer, 2023/2024 als Laura I. von Bildung und Tanz im Amt. Zum Abschied darf die Grundschullehrerin noch mal einmarschieren, ein letztes Mal ihr Motto sagen sowie ihrer Familie, ihren Freunden, ihrem Verein danken. „Ohne Euch wäre es nicht so eine tolle Zeit gewesen“, strahlt die 28-Jährige. Nun werde sie wieder in ihre alte Rolle zurückkehre, kündigt sie an – und ist kurz darauf wieder als Gardetänzerin und Trainerin zu erleben.

Zunächst geht fast jeder im Saal davon aus, dass es keine Nachfolgerin gibt – was erstmals in der Geschichte des 1951 gegründeten Vereins gewesen wäre, der stets Prinzessinnen, teilweise sogar Prinzenpaare kürte. Aber dann glückt Präsident Alexander Boppel doch die Überraschung. „Es hat außer mir niemand gewusst“, sagt er stolz. Und er gibt zu, dass es lange wirklich so aussah, dass die „Spargelstecher“ ohne Lieblichkeit dastehen. „Es stand spitz auf Knopf“, gesteht der Präsident, denn es sei „nicht immer einfach und wird immer schwerer“, eine geeignete Kandidatin zu finden. Aber dann habe „der Liebe Gott ein Einsehen gehabt, dass es doch funktioniert“, so Alexander Boppel.

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Peter W. Ragge
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„Es war mein Traum, Prinzessin zu werden, Ihr glaubt es kaum“, stellt sich Cigdem I. vom Wunderland, wie sie nun heißt, in ihrem Motto vor. Sie wolle sicher und fröhlich die Narren durch die fünfte Jahreszeit führen, kündigt sie an und erntet gleich viel erleichterten Beifall.

Und tatsächlich, so erzählt es Cigdem Sögüt, sei es schon als Kind ihr Traum gewesen, auch mal Prinzessin zu sein. In Neckarau aufgewachsen, wohnt sie schon lange in Käfertal. Seit 2013 tanzt sie in der Garde der „Spargelstecher“. „Ich fand als Kind die Uniform so toll, wollte da unbedingt dabei sein“, sagt sie. Mit elf Jahren habe sie sich selbst bei den „Spargelstechern“ gemeldet, sei seither begeistert dabei. Als Alexander Boppel sie im Sommer fragte, ob sie Prinzessin werden wolle, habe sie aber abgesagt – aus zeitlichen Gründen. Denn seit September absolviert die Erzieherin, die im Kinderhaus Herzogenried arbeitet, berufsbegleitend eine Weiterbildung zur Fachwirtin für Organisation und Führung, die in zwei Jahren befähigt, sozialpädagogische Einrichtungen zu leiten. Da dachte sie, dass sich das mit dem Amt der Prinzessin nicht vereinbaren lässt. Als die Weiterbildung dann zwei Monate lief und Alexander Boppel im November einen erneuten Anlauf machte, sagte sie doch zu. Dabei hat sie die Unterstützung ihrer ganzen Familie.

„Viele prickelnde Momente“ wünscht ihr Jochen Braxmeier, der noch amtierende Stadtprinz der vergangenen Kampagne. Und er hat auch gleich herausgefunden, wofür der Name von Cigdem im Türkischen steht – für Sonnenblume. „Damit regiert hier jetzt eine Sonnenblume“, schmeichelt er ihr. „Genieße die Zeit“, wünscht Stadtprinzessin Sarah I. der neuen Käfertaler Stadtteilprinzessin.

„Ein Wunsch, ein Traum, er wird doch wahr: Die Spargelstecher haben eine Prinzessin in ihrem 70. Jubiläumsjahr“, reimt Feuerio-Elferrat Oliver Althausen, der die siebenköpfige Feuerio-Delegation anführt. Die Kür von Cigdem sei „eine tolle, eine schöne Überraschung, und sie sieht in dem Kleid bezaubernd aus“, gratuliert er. Außer dem Feuerio beglückwünschen – begleitet von Haus- und Hofmusiker Markus März – die neue Lieblichkeit mehr als 40 närrische Delegationen von Vereinen aus ganz Mannheim, der Pfalz und von Südhessen.

Eine der Delegationen sorgt für die zweite große Überraschung des Abends: die „Rheinschanze“. Ihr Präsident Dirk Auerbach verleiht, stilvoll per Ritterschlag mit Degen, an Bernhard Mäder den Orden vom „Goldenen Vlies“, der als der höchste, im karnevalistischen Leben zu vergebenden Orden gilt. 1429 gestiftet, war das ursprünglich ein burgundischer, später bis 1918 österreichischer und anschließend bis 1931 ein hoher spanischer Orden, ehe ihn die Karnevalisten inzwischen für ganz außergewöhnliche Verdienste übernommen haben. Und die bescheinigt Auerbach Bernhard Mäder. 1968 erstmals auf der „Spargelstecher“-Bütt aktiv, ist er seit 2009 Senatspräsident und damit Koordinator, Motivator und Repräsentant dieses wichtigen Kreises von Unterstützern des Vereins.

Mit Franziska und Jürgen Griebel, beide bei der VR Bank, Gardeeltern und vielfältige Helfer vor und hinter den Kulissen, hat der Senat jetzt auch zwei neue Mitglieder bekommen. Immerhin 1111,11 Euro spendeten die Senatoren zum Auftakt der Kampagne – verwendet für die neuen, schmucken Uniformen in Lila, mit denen nun die Garde ausgestattet ist. Die hat an dem Abend auch gleich ihre neuen Tänze gezeigt und lust gemacht auf die Prunksitzung am 1. und die Familiensitzung am 9. Februar im DJK-Zentrum.

Redaktion Chefreporter

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