Fasnacht

Pilwe übernehmen die Macht in Mannheim-Neckarau

"Die Pilwe" haben das Neckarauer Rathaus erobert und bis Aschermittwoch die Macht in dem Stadtteil übernommen. Die Gegenwehr der Obrigkeiten fiel spärlich aus

Von 
Bernhard Haas
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Erfolgreich umzingelt: Bürgerdienstleiter Silas Walz ergibt sich mit erhobenen Händen den Pilwe und händigt der Narrengilde den Schlüssel zum Neckarauer Rathaus aus. © Bernhard Haas

Es hat nur ein klein wenig Zeit gebraucht. Schon hat da die Neckarauer Narrengilde „Die Pilwe“ das Rathaus im Sturm erobert. Die Gegenwehr der Obrigkeit fiel dabei schon fast zärtlich aus, hatte sie der geballten blau-weißen Masse doch fast nichts entgegenzusetzen. Beim anschließenden Neujahrsempfang, veranstaltet von den Pilwe und der Interessengemeinschaft (IG) Neckarauer Vereine, ging es im Jakobussaal anschließend etwas weniger fröhlich, aber gut gelaunt weiter.

Ehe der Rathaus-Sturm begann, hatte Pilwe-Präsident Rolf Braun die Rathausbesatzung mit markigen Worten zur Aufgabe bewegen wollen, was aber misslang. Unter Begleitung der mächtig Lärm verursachenden „Stropis“, der Brass-Band aus Stroseridder und Pilwe, zogen die Narren die Treppe hinauf und hissten nach einem kurzen Wortgeplänkel schließlich ihre Flagge am Rathausbalkon als Zeichen dafür, dass sie nunmehr bis Aschermittwoch die Macht übernommen haben.

Narren erstürmten Rathaus in Mannheim-Neckarau

Nicht nur mit lauter Musik und schmucken Garden war die närrische Streitmacht angerückt, auch unter dem Beifall einer Schar von Zuschauern erstürmten die Narren das Rathaus. Der seit Dezember im Stadtteil herrschende neue „Bürgermeister“ Silas Walz hatte dem nicht viel entgegenzusetzen, obwohl er von drei Stadträten, einigen Bezirksbeiräten und Vertretern von Vereinen beschützt wurde. Arm in Arm zogen die Narren gemeinsam mit den städtischen Vertretern in den Jakobussaal. Die Stropis intonierten einige Musikstücke und brachten so den Saal beinahe zum Einsturz.

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Nach einer weiteren kurzen Auseinandersetzung hielt schließlich der zweite Vorsitzende der Pilwe, Matthias Böckel, den Schlüssel als Zeichen der endgültigen Eroberung des 1889 erbauten Rathauses in die Höhe. Claudia Küstner, die Vorsitzende der IG Neckarau, übernahm die Begrüßung der vielen Gäste, allen voran des seit 1. Dezember regierenden Bezirksbürgerserviceleiter Walz zum Neujahrsempfang.

Aufruf zur Beteiligung an Kommunalwahl

Küstner stellte das lebendige Vereinsleben im Stadtteil heraus. Walz sagte dem „MM“: „Das ist ein toller Stadtteil mit einem bunten Vereinsleben, das ich bereits kennenlernen durfte. Hier macht das Arbeiten richtig Spaß.“ Das Grußwort der Stadt übernahm SPD-Stadtrat Bernhard Boll, der mit einem eher ungewöhnlichen „Prost Neujahr“ begann. Er betonte, dass es in der heutigen Zeit voller kriegerischer Auseinandersetzungen ein besonderes Privileg sei, in Frieden und Freiheit zu leben. Die Bürger rief er auf, sich an der Kommunalwahl am 9. Juni zu beteiligen und so die Stadt mitzugestalten.

Boll monierte, dass es im Stadtteil viel zu viel Individualverkehr gebe. An der Mobilitäts- und Verkehrswende müsse gearbeitet werden. Dazu gehöre auch, dass die Fähre nach Alttrip künftig auch bei Niedrigwasser fahren könne. Auch der Gedanke, den Neckarauer Bahnhof mit einer Seilbahn nach Alttrip zu verbinden, müsse ernsthaft weiterverfolgt werden. Die Gestaltung des Marktplatzes müsse ebenfalls weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus müsse der Erhalt der Arbeitsplätze beim Großkraftwerk im Vordergrund stehen.

Pilwe-Präsident Braun machte die Stadträte und die Bezirksbeiräte zu „ordentlichen“ Menschen, indem er ihnen Jahresorden der Narrengilde umhängte. Damit war der Neujahrsempfang noch nicht zu Ende. Hoch nobler Besuch wartete im Foyer. Die Stadtprinzessin Larissa I., die Jubiläumsprinzessin der Löwenjäger, eroberte ebenfalls im Sturm die Herzen der Gäste, als sie ihr Motto verkündete: „Was gibt es Schöneres auf unser Erden, als Stadtprinzessin in Mannem zu werden?“

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