Oststadt. Maibritt Gustrau hört nach zwölf Jahren als Pfarrerin der ChristusFriedenGemeinde auf. Sie wird eine neue Pfarrstelle für Ökumene mit dem Schwerpunkt Interkonfessioneller Dialog und Ghanapartnerschaft im Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach übernehmen. „Ein Stellenangebot, das Frau Gustrau nicht ablehnen konnte, da die Position ihrer Ausbildung und Erfahrung entspricht“, sagte die Vorsitzende des Ältestenkreises, Brigitte Hohlfeld, die deren Fortgang bedauerte.
Seit September 2013 arbeitete Maibritt Gustrau als Gemeindepfarrerin in der ChristusFriedenGemeinde. Sie erklärte: „Vor fünf Jahren habe ich mir noch nicht vorstellen können, was denn nach der ChristusFriedenGemeinde noch beruflich Interessantes kommen kann für mich als Pfarrerin, war ich doch genau da, wo ich hinwollte.“ Außerdem habe sie sich in Mannheim „sehr wohlgefühlt“. Sie sei „glücklich gewesen über die Vielfalt des Gemeindegebiets, die Buntheit der Gemeindeglieder und die beiden Kirchen, die sie unterschiedlich profiliert“ hätten.
Innovative Ansätze beleben die Gemeindearbeit
Gustrau hat die evangelische Gemeinde in einer schwierigen Zeit übernommen. Kurz davor waren die Christus- und die Friedensgemeinde zur ChristusFriedenGemeinde fusioniert. Dass dies nicht bei allen Gemeindegliedern auf Zustimmung traf, mussten Gustrau und ihr damaliger Kollege Stefan Scholpp, der 2023 Domprediger in Berlin wurde, erleben. Gemeinsam setzten beide in der fusionierten Gemeinde Akzente. Gustrau initiierte beispielsweise ein Seelsorgeteam, das im gemeinsamen aktiven Gestalten der Gemeindeglieder die beiden unterschiedlichen Gemeinden zu einer Gemeinschaft zusammenführte. „Und doch haben beide Kirchen Zeit ihres Bestehens ihren eigenen Charakter bewahrt“, betonte Gustrau.
Darüber hinaus schuf Gustrau ein neues Gottesdienstformat: „Freiraum“ – ein Gottesdienst, der sich von der strengen Einhaltung der Liturgie löste – weniger Orgel, mehr Flügel, Geige, Klarinette. Es wurden moderne Kirchenlieder gesungen und die spontane Beteiligung der Besucherinnen und Besucher war ausdrücklich erwünscht. Zu den Gottesdiensten für Große und Kleine in der Friedenskirche hat die Pfarrerin immer ganz persönlich eingeladen durch Besuche in Kitas und Schulen. Die Friedenskirche war dabei immer gut besucht. Dass Predigten nicht immer ganz ernst sein müssen, zeigte Gustrau als Bauchrednerin. Mit ihrem Hahn Otto führte sie Zwiegespräche auf der Kanzel – und Hahn Otto fand nicht alles toll, was in der Bibel steht.
Gustraus Vermächtnis: das Interkulturelle Zentrum
Doch Gustraus größtes Vermächtnis in Mannheim ist das Interkulturelle Kirchenzentrum: Gustrau, die sich schon in ihrer Dissertation mit altorientalischen Kirchen beschäftigte und als Bezirksbeauftragte der Badischen Landeskirche für evangelische Kirchen anderer Sprachen und Kulturen erste Kontakte knüpfen konnte, ist es gelungen, ein Interkulturelles Kirchenzentrum in der Friedenskirche aufzubauen. Vier anderssprachige evangelischen Gemeinden – aus Kamerun, Äthiopien, Korea und Ungarn – haben hier eine religiöse Heimat gefunden. Auf ihr Betreiben hin wurde eine Rahmenvereinbarung für die interkulturell-ökumenische Partnerschaft geschlossen – die erste in Baden. Für Gustrau ist es eine große Freude, dass das Kirchenzentrum im Evangelischen Gemeindezentrum Neuhermsheim fortbestehen wird.
So wie die Amtszeit von Gustrau begann, endet sie auch mit einer strukturellen Zäsur: Zum 1. Januar 2026 wird aus der ChristusFriedenGemeinde, der CitykircheHafenKonkordien und der Thomasgemeinde die Großgemeinde Region Mitte. „Für eine gelingende Zusammenarbeit hat Frau Gustrau in den letzten beiden Jahren dank ihrer Argumentationsstärke intensive Vorarbeiten geleistet – als Vorsitzende eines eigens dafür gegründeten Ausschusses und auch als Mitglied des Stadtkirchenrates“, lobte die Ältestenkreisvorsitzende die Theologin.
Hahn Otto soll auch in Frankfurt gelegentlich krähen
Gustrau freut sich auf die interessante und herausfordernde Aufgabe in Frankfurt und Offenbach, für die sie sich nicht zuletzt auch durch ihr dreimonatiges Kontaktstudium 2023 an der evangelischen Hochschule in Beirut und in Istanbul an dortigen evangelischen und katholischen Einrichtungen bestens vorbereitet hat. Und wird Hahn Otto auch an ihrer neuen Arbeitsstelle krähen? Sie werde zwar keine Gemeindearbeit im eigentlichen Sinne mehr leisten, sondern aufsuchende Gemeindearbeit. Aber mit Einverständnis ihrer neuen Kollegen könne Hahn Otto vielleicht ab und zu in einem Gottesdienst krähen, sagte Gustrau.
Zum Abschied von Pfarrerin Gustrau am Sonntag, 27. Juli, um 10 Uhr ist nicht nur ein Gottesdienst mit viel Musik geplant, sondern anschließend auch ein großer Empfang auf dem Werderplatz vor der Kirche.
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