Friedenskirche

Emotionaler Abschied von der Friedenskirche

Die Evangelische Kirche trennt sich von immer mehr Gotteshäusern in Mannheim. So auch von der Friedenskriche - deren Geheimnis soll aber weiterleben.

Von 
Sylvia Osthues
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Danial Danial, Pastor der evangelisch-arabischen Gemeinde (l.), und seine Frau Kenous Shamas (r.), danken Pfarrerin Maibritt Gustrau (Mitte), die ihrer Gemeinde in der Friedenskirche ein neues Zuhause gegeben hat. © Sylvia Osthues

Schwetzingerstadt. „So viele Leute, da kann man sich gar nicht vorstellen, dass sie nicht mehr gebraucht wird“, meinte eine Besucherin beim Abschied von der Friedenskirche. Dabei kam auch zum Ausdruck, wie „tief betrübt“ viele Gemeindemitglieder über den schmerzlichen Abschied von ihrer Kirche sind. Günther Schramm, Jahrgang 1939, hatte ein Bild von seiner Konfirmation mitgebracht: „Da war hier noch Leben in der Kirche“, sagte er wehmütig.

Maibritt Gustrau, leitende Pfarrerin der ChristusFriedenGemeinde, zu der sich die Christus- und die Friedenskirche 2023 zusammengeschlossen haben, freute sich über die so zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher beim Abschied von der Friedenskirche. „Das zeigt, wie tief ihre Verbundenheit ist mit dieser schönen, warmherzigen Kirche mitten im Stadtteil Schwetzingerstadt“, sagte sie.

Beim Abschied von der Friedenskirche werden Erinnerungen ausgetauscht: Günther Schramm (stehend links) und Dekan Ralph Hartmann (r.) sowie unten rechts Pfarrerin Maibritt Gustrau. © Sylvia Osthues

Gustrau berichtete anhand von Bildern aus dem Archiv von Dieter Scheuermann, dass an der Friedenskirche immer gern gefeiert wurde. Durch das gesellige Leben sei ein Netzwerk entstanden. Vor der Friedenskirche wurde das erste Stadtteilfest des Bürgervereins Schwetzingerstadt/Oststadt gefeiert. Unter Pfarrerin Gustrau hat sich die Friedenskirche mit einem Gottesdienst daran beteiligt. So auch an der Langen Nacht der Kunst und Genüsse.

„Die Friedenskirche ist ein besonderer Ort, wo viele Räume geöffnet wurden“

Gustrau erklärte: „Dies und vieles andere ist Christa Krieger zu verdanken.“ Die frühere Chefin der Freilichtbühne in der Gartenstadt hatte, anknüpfend an die einst so lebendige Theaterarbeit an der Friedenskirche, auch wieder eine Theatergruppe an der Friedenskirche gegründet. Beim Abschiedsabend trat sie zusammen mit Brigitte Kämmerer mit zwei amüsanten Sketchen daran.

In den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren gab es auch eine tolle Jugendarbeit an der Friedenskirche. Die gibt es dort auch heute wieder: Vor vier Jahren gründete Gemeindereferentin Marcella Appel hier die Pfadfinder des VCP Stamm Bürger Karl Drais mit derzeit vier Gruppen und insgesamt 60 Mitgliedern. Vieles hat Pfarrerin Gustrau in den elf Jahren ihres Wirkens in der Friedenskirche ins Leben gerufen, ob Krabbelgruppe, Gottesdienste für Groß und Klein oder Predigtgottesdienst mit Hahn Otto.

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Annick Moes stellte den „Freiraum Gottesdienst“ vor, ein Gottesdienst unter Beteiligung aller, die da sind, als Gespräch oder Spaziergang durch die Kirche zu Musik. „Die Friedenskirche ist ein besonderer Ort, wo viele Räume geöffnet wurden“, sagte sie. Auf die Frage, was die Menschen an dieser Kirche besonders schätzen, hätten viele geantwortet „das Geheimnis der Friedenskirche, das weiterleben soll“.

Besonders schmerzlich ist der Abschied von der Kirche für alle, die sich hier in den letzten elf Jahren eingebracht haben, wie etwa Stefanie Pichl, Engel der ChristusFriedenGemeinde 2024. „Der Abschied tut weh und schmerzt mich sehr“, sagte sie. Pichl erinnerte an die vielen schönen Gottesdienste in der Friedenskirche, den Weltgebetstag und das 2015 dort ins Leben gerufene Asylcafé, aus dem sich das „Café für Alle“ entwickelt hat.

Interkulturellen Gottesdienste: Eine Besonderheit der Friedenskirche

Eine Besonderheit waren die interkulturellen Gottesdienste an der Friedenskirche, die sich unter Pfarrerin Gustrau zum Interkulturellen Zentrum entwickelt hat. Hier haben viele internationale Gemeinden eine neue Heimat gefunden. Dafür dankten Danial Danial, Pastor der evangelisch-arabischen Gemeinde, und seine Frau Kenous Shamas Pfarrerin Gustrau.

Lajos Raksí, Leiter der ungarisch-protestantischen Gemeinde, erklärte: „Wir nehmen Abschied von einem Ort, der für viele von uns ein Zuhause war, uns Kraft und Trost gegeben hat.“ Sie seien 2018 aufgenommen worden von der „Gemeinde, die geprägt war von Toleranz, Geduld und einer herrlichen Atmosphäre“. Hier hätten sie viele schöne Momente und Gottesdienste erlebt. Getu Kifle, Leiter der äthiopischen Maranathagemeinde, erklärte, er sei „sehr traurig“, dass sie diesen Ort verlassen und Abschied nehmen müssen von der „wunderschönen, einzigartigen Kirche, die für sie nicht nur ein Ort, sondern ein Zuhause gewesen ist“. Dafür dankte er besonders Pfarrerin Gustrau.

Auch Freddy Ken, Leiter der Presbyterian Church of Cameron, blickte „mit Wehmut und Dankbarkeit“ zurück. Die Friedenskirche sei für sie „nicht nur ein Gebäude, sondern ein Zufluchtsort“ gewesen. Sie seien hier 2015 mit offenen Armen empfangen worden. „Man gab uns nicht nur Räume, sondern ein Zuhause, alles Seite an Seite mit der deutschen Gemeinde“, sagte Ken.

Die Presbyterian Church of Cameron mit Leiter Freddy Ken (2. v. l.) dankt der Friedensgemeinde, die ihnen 2015 einen Zufluchtsort gewährten, mit einem Lied. © Sylvia Osthues

Seit Beginn des Interkulturellen Kirchenzentrums war auch die koreanische Agapegemeinde dabei mit ihrem Pastor Bon Jun Chin. Als er in Ruhestand ging, ist die Gemeinde aus dem Interkulturellen Kirchenzentrum ausgeschieden. Besonders lang sind auch die Siebenbürger Sachsen der Friedenskirche verbunden. Sie feiern seit 45 Jahren Muttertag, Erntedank und Weihnachten in der Friedenskirche und haben sich auch an den interkulturellen Gottesdiensten beteiligt.

Bei der anschließenden Feier im Gemeindesaal wurde auch Witali Hinz geehrt. „Er ist seit über 25 Jahren der Kirchendiener in der Friedenskirche und macht zuverlässig und immer freundlich seine Arbeit bei uns“, lobte Pfarrerin Gustrau.

Freie Autorin

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