Neuostheim. Gibt es endlich eine Lösung in Sachen Sandspielzeug zum Ausleihen auf dem Spielplatz Ulanenweg? Das Thema bewegte den ganzen Sommer über vor allem viele Familien mit Kindern in Neuhermsheim, nun hat sich nach monatelangem Hin und Her die Stadtverwaltung an Alexandra Newton und Michael Hill gewandt und den beiden engagierten Anwohnern einen Vorschlag unterbreitet: Der Stadtraumservice Mannheim besorgt eine geeignete Kiste, bringt sie zum Spielplatz in der Hermsheimer Straße (Ulanenweg) und verankert sie im Boden. Die Finanzierung der Kiste übernehmen die Bürger im Rahmen einer Patenschaft und gegebenenfalls durch das Sammeln von Spenden. Viel Ärger hatte es im Stadtteil um das Thema gegeben.
Viele Familien freuten sich über die Initiative – doch dann gab es plötzlich Ärger
Wie die ganze Geschichte anfing: Mehrere Wochen lang hatte Tagesmutter Alexandra Newton auf dem städtischen Spielplatz Ulanenweg in Neuhermsheim eine Kiste mit gespendetem Sandspielzeug und Bobbycars zum Ausleihen für die kleinen Besucher bereitgestellt. Diese Initiative wurde von vielen Familien und Besuchern gelobt, darunter auch von dortigen Hort- und Kindergartengruppen sowie Gruppen von Menschen mit Behinderungen, die ebenfalls regelmäßig auf den Spielplatz Ulanenweg kommen.
„Die Resonanz war überwältigend: Der davor kaum genutzte, nahezu brach liegende Spielplatz wurde wieder zum lebendigen Treffpunkt für Kinder und Eltern aus dem Stadtteil und darüber hinaus“, erzählte Alexandra Newton. Über mehrere Wochen habe dieses Konzept auch sehr gut funktioniert. Nach dem Spielen wurden die Sachen in der Regel auch ordentlich zurück in die Box gelegt. Defekte Gegenstände wurden aussortiert und durch neue Spenden ersetzt.
Doch dann habe sie – auf die mündliche Anordnung eines Ordnungsbeamten hin – das ausgeliehene Spielzeug auf dem Spielplatz entfernen müssen. Auslöser war offenbar eine einzelne Beschwerde eines Nachbarn wegen angeblicher „nächtlicher Randale durch Jugendliche“, die das Sandspielzeug missbräuchlich genutzt hätten und mit den Bobbycars mit viel Getöse nachts über den Spielplatz gefahren sein sollen.
Zahlreiche Anwohner widersprechen dieser Darstellung jedoch vehement. Das Spielzeug sei mit positiver Resonanz von der Gemeinschaft aufgenommen worden und habe große Beliebtheit erlangt, heißt es. „Das war eine Bereicherung, alle haben großen Nutzen daraus gezogen und es hat ein Gefühl der Gemeinschaft und Freude in den Alltag gebracht“, sagt Halime Sezgun. Für sie als Eltern sei es manchmal schwierig gewesen, dass sie nach der Arbeit und nach dem Abholen der Kleinen aus dem Kindergarten nicht gleich auf den Spielplatz gehen konnten, sondern erst zu Hause ihr Sandspielzeug holen mussten.
„Durch die Spielsachen, die allen gehören, lernten die Kinder auch das Teilen und kamen leichter in Kontakt, die Sandspielsachen waren eine Förderung von Bewegung und Gesundheit, Gemeinschaft und Miteinander“, fügt Fabienne Habenicht hinzu.
„Jeder fand das toll, es gab nur wenige Beschwerden, die Mehrheit befürwortete das Sandspielzeug zum Ausleihen“, erklärt Michael Hill. Er verstehe nicht, wie man so eine mündliche Anweisung machen könne, ohne zu prüfen, ob tatsächlich nachts randaliert wurde. Warum wurde da nicht die Polizei gerufen? Viele Anwohner vermuteten, dass es bei der Beschwerde eigentlich um den gestiegenen, täglichen Kinderlärm ging, jetzt, da der Spielplatz wieder besucht wurde.
„Ein Lärm, der laut Rechtsprechung aber als sozialadäquat gilt, und von den Anwohnern schlicht zu dulden ist“, sagt Newton. Sie hatte über eine Petition in nur zwei Tagen bereits mehr als 100 Unterstützungsunterschriften gesammelt – von Eltern, die sich ausdrücklich für die Wiederzulassung der Spielsachen aussprechen. „Es geht hier nicht nur um Spielzeug, sondern auch um bürgerschaftliches Engagement, Teilhabe und das Recht von Kindern auf öffentliche Räume, in denen sie sich frei entfalten können, ohne dass selbsternannte ,Ruhebewahrer‘ sie stören“, sagt Newton.
Offener Brief an die Stadt und Suche nach einer Lösung für alle
Die Spielplatznutzer haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Christian Specht und die Bürgerbeauftragte Maria del Pilar Cristobal Torres gewandt – mit der Bitte auf Wiederzulassung der bereitgestellten Spielsachen am Spielplatz. „Das Engagement von Eltern für lebendige Spielplätze verdient Unterstützung statt Verbote – deshalb hoffe ich auf eine gemeinsame Lösung im Sinne der Kinder und Familien in Neuhermsheim“, sagt dazu Aljoscha Kertesz, Bezirksbeirat der Freien Wähler – Mannheimer Liste.
Die Bürger, so die jetzt mit der Stadt verabredete Lösung, stellen Spielzeug zur Verfügung und kontrollieren mindestens alle 14 Tage, ob beschädigtes Spielzeug in der Kiste ist. Dieses entsorgen sie dann. Nicht zur Verfügung gestellt werden dürfen Gegenstände mit scharfen Kanten oder Bruchstellen, mit strangulationsgefährdenden Schnüren oder Seilen, Kleinteile, die von kleinen Kindern verschluckt werden können, mit elektrischem oder elektronischem Aufbau, Flüssigkeiten oder Lebensmitteln oder mit hohem Gewicht (wegen der Quetschgefahr). „Das Projekt sehen wir als Test an, um auszuprobieren, ob es funktioniert“, betont Stadtsprecher Kevin Ittemann.
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