Feudenheim. Für einen Moment löst Eveline Herrmann überraschend großes Gelächter aus. Die Projektleiterin von der Rhein-Neckar Verkehrsgesellschaft (RNV) ist an diesem heißen Abend in die Feudenheimer Kulturhalle gekommen, um über einen umfangreichen Austausch von Gleisen und Weichen am Aubuckel zu berichten. Die Arbeiten beginnen ab 7. September. Eine Woche danach wird der Schienenverkehr an der Stelle komplett unterbrochen, auch Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger müssen sich auf massive Behinderungen einstellen. Darüber hält sich die Begeisterung im Bezirksbeirat wie im Publikum in engen Grenzen. Zumal einige wegen häufiger Probleme mit der Linie 2 – die dann zeitweise gar nicht mehr fahren soll – ohnehin nicht gut auf die RNV zu sprechen sind.
Als sich mehrere Fragestellerinnen besorgt zeigen, die Arbeiten könnten nicht wie geplant bis 13. Oktober (am Wochenende vor der Feudenheimer Kerwe) fertig werden, entkrampft Herrmann die Stimmung mit einem gelungenen Scherz: „Wir sind vielleicht nicht so pünktlich“, räumt die Projektleiterin bezüglich der Straßenbahnen ein. „Aber unsere Baustellen sind zu 99 Prozent pünktlich fertig. Wir sind nicht die Stadt!“ Da ist das Gelächter groß. Allerdings lächeln die Abgesandten der Verwaltung eher etwas gequält.
„Verspätungen der Linie 2 sind wir ja schon gewohnt, da reden wir gar nicht mehr drüber“
Zu den vielen Klagen über die Linie 2 erkundigt sich Herrmanns Kollege Willy Dirnsteiner, ob es eher um verspätete oder ausfallende Züge gehe. Letzteres, so RNV-Stammkundin Petra Hörmann. „Verspätungen sind wir ja schon gewohnt, da reden wir gar nicht mehr drüber.“ Wobei derzeit die Bahn, wenn sie mal komme, immer drei Minuten zu früh dran sei. Bemängelt wird auch, dass Haltestellen-Anzeigen, App und Online-Fahrplan nicht aufeinander abgestimmt seien.
Dirnsteiner verspricht, das alles intern weiterzugeben. Und während der Gleiserneuerungen im September/Oktober werde die RNV alles tun, die Straßenbahn-Sperrung am Aubuckel – von der Linie 7 ebenfalls betroffen ist – mit Schienenersatzverkehr aufzufangen. Im Bezirksbeirat wie im Publikum werden vor allem Befürchtungen laut, was das für Schulkinder bedeutet. Ausgerechnet unmittelbar zum Schulstart. Sie hätten die Arbeiten gern komplett die Ferien verlegt, versichert Herrmann. Doch da hätten die beauftragten Firmen dafür zu wenig Personal. Die Projektleiterin sagt zu, die betroffenen Schulen schon bald über die Baumaßnahmen zu informieren, damit sie das an die Eltern weitergeben können.
Sanierung der Kulturhalle stockt wegen der städtischen Finanznot
Ein weiteres Thema, das manches Blut an diesem hochsommerlichen Abend (draußen sind es noch 34 Grad) in Wallung bringt, ist die noch ausstehende Sanierung der Kulturhalle. Der städtische Elektro-Experte Marcus Guthruf berichtet von ersten Schritten etwa bei der Bühnentechnik und geplanten Anschaffungen, verweist aber auch auf die klammen Kassen der Kommune. Dass es weder eine genaue Kostenermittlung noch einen Zeitplan gibt, ärgert die meisten im Saal. Alexander Fleck – ausdrücklich nicht der CDU-Stadtrat, sondern der gleichnamige Privatmann – erinnert als Vorsitzender der die Halle betreibenden Bürgergemeinschaft daran, dass der Gemeinderat doch 2022 schon 70.000 Euro bereitgestellt habe. Mindestens einige Sicherheitsprobleme etwa bei den Fluchttüren hätten längst beseitigt werden müssen, kritisiert Fleck. Auch die mitunter nur schlecht funktionierende Kühlung sei besonders für Staatsexamens- und IHK-Prüflinge eine Zumutung.
Birgit Sandner-Schmitt, bis Spätsommer 2024 FDP-Bezirksbeirätin, äußert sich ebenfalls „enttäuscht und schockiert“. Sie erinnert an einen Besuch Christian Spechts. Anfang vorigen Jahres habe der CDU-Obermeister zugesagt: „Ich bringe gute Nachrichten. Sie kriegen eine sanierte Halle.“ Bildungsdezernent Dirk Grunert, der Sitzungsleiter, nimmt seinen Vorgesetzten in Schutz: „Der OB hat da sicher unter anderen Haushaltsvoraussetzungen gesprochen.“ Grunert verweist auf die bundesweiten Finanznöte der Kommunen und auf die besonders dramatische Situation in Mannheim (Nationaltheater und Klinikum), mit strikten Sparauflagen vom Regierungspräsidium.
CDU-Bezirksbeirätin findet Waldhof-Verteilerkästen grundsätzlich schön, aber einen Spruch nicht
Unter dem letzten Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ wird vor allem Kritik an den neuen Gehwegmarkierungen vor einem Getränkemarkt laut (wir berichteten). Zudem nennt unter anderem Christiane Säubert eine „Frechheit“, dass die Gastronomie auf Spinelli nun mit zugestandenen Parkmöglichkeiten direkt neben der U-Halle werbe.
Autos seien in diesem Bereich eigentlich nicht vorgesehen, erinnert die Bezirksbeiratssprecherin der Mannheimer Liste. Heidrun Back, ihre Kollegin von der CDU, findet es „grundsätzlich schön“, wie Waldhof-Fans überall in der Stadt Verteilerkästen verzieren. Allerdings nicht, dass auf einem an der Ecke Hauptstraße/Görresstraße „Tod allen Feinden“ steht. Diese Parole habe sie auch schon in Ilvesheim gesehen. Die Verwaltung möge doch bitte darauf einwirken, dass so etwas unterbleibe. Grunert sieht da zwar in erster Linie die MVV als Eignern der Kästen am Zug, nennt Backs Hinweis aber „absolut richtig: Dieser Spruch gehört sicher übermalt.“
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