Neue Gehweg-Markierungen

Ärger über Strafzettel auf Kundenparkplätzen vor Feudenheimer Getränkemarkt

Die Stadt Mannheim hat vor einem Getränkeladen in Feudenheim Gehwege neu markiert – sehr zum Ärger des Inhabers und vieler seiner Kunden.

Von 
Steffen Mack
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Der Gehweg neben den Kundenparkplätzen vor diesem Getränkeladen in der Feudenheimer Hauptstraße wurde mit dieser dicken weißen Linie neu markiert. © Steffen Mack

Feudenheim. Hans Peter Nagy ist wütend. Der Feudenheimer hat beim Einkauf in einem Getränkemarkt sein Auto auf einen der Kundenparkplätze nebenan in der Liebfrauenstraße gestellt – und einen 55-Euro-Strafzettel erhalten. Grund: Parken auf dem Gehweg. Auf dem sei das Hinterteil seines Wagens aber nur ein kleines Stück gestanden, weil die schräg eingezeichneten Stellplätze zu kurz bemessen seien, selbst wenn man vorne bis ganz an die Hauswand fahre, so Nagy.

Wie er dem „Mannheimer Morgen“ weiter schreibt, beschwerte er sich telefonisch beim Ordnungsamt. Dort sei er mit den Worten abgespeist worden: „Gehweg ist Gehweg und darf nicht zugestellt werden.“ Obwohl er auch von anderen Betroffenen wisse, die sich beklagt hätten. „Das ist doch Abzocke hoch drei“, schimpft Nagy.

Großes Thema in Feudenheim-Facebookgruppe

Dieser Zeitung wurden ebenfalls weitere Beschwerden zugetragen. Auch in einer großen Feudenheimer Facebook-Gruppe (fast 2.500 Mitglieder) werden die neu eingezeichneten Bürgersteig-Linien vor dem Geschäft in der Hauptstraße reichlich kommentiert, überwiegend erbost. Horst Trautmann, der ein Stück weiter seine Metzgerei hat, droht: Eigentlich wolle er bald seinen Traditionsladen in die dritte Generation übergeben. Aber bei den negativen Entwicklungen in Feudenheim müssten sie sich jetzt nach einem alternativen Standort umschauen. „Den Letzten beißen die Hunde.“

Bei einem Besuch in dem Getränkemarkt spricht ein Mitarbeiter – der anonym bleiben will – von einem „Genickbruch“, den ihnen die Stadt da verpasst habe. Ähnlich äußert sich später am Telefon der Inhaber, Helmut Bruch. Seit die Linien vorige Woche gezogen worden seien, verlange die Stadt sogar 70 Euro. Und an einem Tag seien gleich dreimal Politessen vorbeigekommen.

Stadt verweist auf blockierten Gehweg und Bürgerbeschwerden

Auf Anfrage verweist Stadtsprecherin Désirée Leisner auf die Verkehrssicherheit. Die erforderliche Mindestbreite sei auf dem Bürgersteig neben dem Laden häufig nicht eingehalten worden. Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen hätten auf die Straße ausweichen müssen. Hierüber seien wiederholt Bürgerbeschwerden eingegangen. Die Verkehrsbehörde habe daher bereits vor gut einem Jahr mit dem Inhaber gesprochen und ihn aufgefordert, statt Schräg- fortan Längsparkplätze anzubieten, also parallel zur Straße. Das hätte er mit dem Hauseigentümer klären sollen. Nachdem die ganze Zeit nichts geschehen sei, habe man nun die Grenze zwischen Gehweg und Privatgrundstück deutlich markiert.

Dazu sagt Bruch, er sei von sich aus Ende 2023/Anfang 2024 auf Ordnungsamt und Verkehrsbehörde zugegangen, weil plötzlich Strafzettel verteilt worden seien. Er habe vergeblich argumentiert, dass eine Bürgersteigbreite von drei Metern sehr üppig sei. Laut Mietvertrag habe er Anspruch auf die Kundenparkplätze und sei dann auf den neuen Hauseigentümer zugegangen. Der habe einen Architekten und das Bauamt kontaktieren wollen. Doch weil zwischenzeitlich keine Bußgelder mehr verhängt worden seien, habe er das nicht weiter verfolgt. „Auch ich hatte es nicht mehr auf dem Schirm“, sagt Bruch. Dann seien plötzlich unangekündigt die Linien eingezeichnet worden und Politessen gekommen.

Eine Lösung hält Bruch bei dieser Gehwegbreite kaum für möglich

Der Inhaber will jetzt erneut mit dem Hauseigentümer über eine räumliche Lösung sprechen. Aber wenn die Stadt auf dieser Gehwegbreite beharre, sei der Platz wohl einfach zu eng. Zeige sich das Ordnungsamt nicht noch kulant, habe er voraussichtlich keine andere Wahl, als die Filiale zu schließen. Wegen der Strafzettel sei der Umsatz schon voriges Jahr um rund 20 Prozent eingebrochen. Bruch betont: „Bis zum heutigen Tag sind uns in 32 Jahren keine Beschwerden von Anwohnern oder Fußgängern bekannt.“

Auch wenn Autos wie dieser Ford C-Max jetzt bis ganz an die Wand fahren, stehen sie trotzdem ein Stück auf dem Bürgersteig. © S. Mack

Aber die hat es, wenn auch nicht bei ihm, offensichtlich gegeben. In der Facebook-Gruppe, in der Empörung über wegfallende Parkplätze dominiert, berichten einige von einem wiederholt blockierten Gehweg, vor allem mit großen Autos. Daher findet das Vorgehen der Stadt bei manchen auch Zustimmung.

Und was sagt Hans Peter Nagy, als er vom „MM“ den Hintergrund für seinen Strafzettel geschildert bekommen hat? „Ich bin trotzdem der Dumme.“ Denn die 55 Euro müsse er nun ja bezahlen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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