Waldhof. Alles soll größer und moderner werden: Der Lidl-Supermarkt im Speckweg 55-59 auf dem östlichen Waldhof will umziehen. Auf dem rund 200 Meter entfernt liegenden Grundstück im Speckweg 36 – an der Kreuzung mit der Karl-Feuerstein-Straße – möchte der Lebensmittelhändler einen neuen Markt bauen. Das Projekt war Thema in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Waldhof, denn dafür muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Die endgültige Entscheidung darüber trifft der Technik-Ausschuss des Gemeinderats. Im Bezirksbeirat gab es zwar noch die eine oder andere Frage, grundsätzlich aber geschlossen Zustimmung. Vor allem deshalb, weil auf der bisherigen Discounter-Fläche eine Reihenhaus-Siedlung entstehen soll.
Lidl auf dem Waldhof: Derzeitigen Supermarkt gibt es seit 25 Jahren
Den aktuellen Lidl-Supermarkt gibt es seit 25 Jahren. Das Gebäude samt Parkplatz sei dem Lebensmittel-Händler allerdings zu klein geworden, außerdem entspreche das Gebäude energetisch nicht mehr heutigen Standards, eine Modernisierung sei aus Sicht von Lidl nicht wirtschaftlich, heißt es in der Rathaus-Vorlage für den Bezirksbeirat. Deshalb sei das Unternehmen mit dem Wunsch nach einem Neubau mit größerem Parkplatz auf die Stadtverwaltung zugekommen.
50 Prozent mehr Verkaufsfläche und Platz für 120 Autos
Der neue Markt soll knapp 1.500 Quadratmeter Verkaufsfläche haben – rund 50 Prozent mehr als der bisherige. Für das Gebäude ist ein begrüntes Pultdach mit Photovoltaikmodulen vorgesehen. Geplant ist zudem ein Parkplatz für knapp 120 Autos, der über den Speckweg angefahren wird und auf dem viele Bäume gepflanzt werden sollen. Lidl habe zugesagt, die Fläche auch außerhalb der Öffnungszeiten zum Parken freizugeben, etwa für Veranstaltungen im benachbarten Kulturhaus, berichtete Oliver Meinhardt von der Stadtverwaltung in der Sitzung. Zum Schutz der Anwohner vor Lärm sei das aber nur bis 22 Uhr möglich.
Auf der aus zwei Flurstücken bestehenden Fläche Speckweg 36, auf der der neue Supermarkt geplant ist, stehen aktuell zwei große Gewerbehallen und ein Geschäftshaus. Die Flurstücke gehören laut Stadtverwaltung einem Unternehmen und einer Privatperson. Derzeit seien die Hallen „kleinteilig an diverse gewerbliche Nutzer vermietet“. Lidl will die beiden Flurstücke kaufen. Das Geschäftshaus soll den Angaben zufolge erhalten bleiben.
Neue Reihenhäuser in Mannheim-Waldhof, ähnlich wie in den Draishöfen
Für die Fläche des bisherigen Marktes, die der Discounter dann verkaufen würde, hat ein Projektentwickler bereits einen Vorschlag für eine mögliche Bebauung ausgearbeitet, wie Meinhardt erläuterte. Der sieht 28 Reihenhäuser vor, die ähnlich aussehen wie die in den benachbarten Draishöfen. Direkt am Speckweg ist ein Parkdeck für die Bewohner geplant. Das Konzept müsse allerdings noch weiter ausgearbeitet und dann den politischen Gremien vorgestellt werden, heißt es in der Rathaus-Vorlage.
Den Mitgliedern des Bezirksbeirats gefielen die Pläne. Stefan Höß (SPD) und Thomas Steitz (Mannheimer Liste) halten den neuen Supermarkt für eine gute Option für das Gewerbegrundstück im Speckweg 36, das ja eine Art „Entrée für den Waldhof“ sei. Pia Becker (Grüne) lobte, dass mit der neuen Planung das Gewerbe auf der einen und das Wohnen auf der anderen Seite des Speckwegs konzentriert sei. Höß freut sich außerdem über die Möglichkeit, dass Kulturhaus-Besucher den Lidl-Parkplatz nutzen können. Er hofft allerdings, dass das alles problemloser verläuft als in Käfertal. Dort geht der Rewe-Markt streng gegen Parkende vor, die keine Kunden sind.
Wunsch nach besserer Trennung von Fußgängern und Autos
Melanie Schmitt (Grüne) vermisst bei der Gestaltung des Lidl-Parkplatzes eine klare Trennung von Auto- und Fußgängerflächen. Das sei schon auf dem jetzigen Parkplatz ein Problem, kritisierte sie. Helga Schlichter (CDU) und Steitz bewerten die knapp 120 Stellplätze als zu viele. Ob man stattdessen nicht noch Flächen für Dauerparker schaffen könne, will die CDU-Vertreterin wissen. Pia Müller hält die Einfahrt in den Parkplatz vom Speckweg für sehr eng, auch weil da ja noch ein Radweg verlaufe. Da müsse man genügend große Sichtflächen freihalten, forderte sie.
Lidl-Vertreter Benedikt Sell will den Wunsch nach einer besseren Trennung von Fußgängern und Autos in die weitere Planung mitnehmen. Bei der Zahl der Parkplätze dagegen könne er keine Zugeständnisse machen. „Die Realität ist einfach, dass die Kunden mit dem Auto kommen und am liebsten in den Markt reinfahren würden. Daher sind die 120 Plätze für uns essenziell.“ Zu möglichen Schwierigkeiten bei der Zufahrt aufs Gelände sagte Rathaus-Vertreter Meinhardt, dass Verkehrsfragen im Bebauungsplanverfahren ohnehin noch mal geprüft würden.
Einer der rund 20 Besucher der Sitzung wollte wissen, was mit den Gewerbetreibenden passiere, die aktuell das künftige Supermarkt-Grundstück nutzten. Lidl-Vertreter Sell sagte, wenn Lidl die Fläche kaufe, werde man mit den Betroffenen ins Gespräch gehen, „dass sie ausreichend Zeit haben, sich Alternativen zu suchen“.
Hilferuf aus Waldhof-West: „Wir versaufen im Müll“
Unter dem Punkt „Verschiedenes“ wurde es in der Sitzung dann zum Schluss noch mal unerwartet emotional. Zwei Bewohner des westlichen Waldhofs traten ans Mikrofon und machten ihrem Ärger und ihrer Enttäuschung Luft – über den Dreck, den herumliegenden Sperrmüll und die vielen Ratten in ihrem Wohnumfeld. „Wer soll bei uns noch wohnen wollen in so einem Dreckloch? Wir bekommen keine Hilfe, wir versaufen im Müll“, schimpfte einer der Männer am Mikrofon. Viele im westlichen Waldhof trauten sich nicht mehr raus. Der andere appellierte an den Bezirksbeirat: „Bitte helft dem Waldhof.“
Die Situation auf dem westlichen Waldhof ist nicht neu, auch der „MM“ hatte in der Vergangenheit viel darüber berichtet, zuletzt im November. Der Bezirksbeirat hat immer wieder Beschwerden an die Stadtverwaltung weitergegeben. Dass es bei der Stadt Mannheim inzwischen Mülldetektive gebe, die die Verursacher von einfach abgeladenem Sperrmüll ausfindig machen sollen, sei auch eine Reaktion auf die Lage im westlichen Waldhof gewesen, erklärte zum Beispiel SPD-Vertreter Höß. Der Bezirksbeirat selbst habe aber eben nur eingeschränkte Befugnisse. „Wir können keine Strafen verhängen“, so Höß.
AfD hat nicht genügend Politiker in Mannheim-Waldhof
Rüdiger Ernst von der AfD, zuständiger Stadtrat für den Waldhof, sagte, er habe den Eindruck, man komme bei diesem Thema bei der Stadtverwaltung „nicht weiter“. Der Bezirksbeirat müsse die Situation auf dem westlichen Waldhof noch mal gesondert in den Blick nehmen. Es war das einzige Mal, dass sich die AfD in der knapp zweistündigen Sitzung zu Wort meldete. Von Udo Metzger war gar kein Wortbeitrag zu hören. Er ist der einzige AfD-Vertreter im Bezirksbeirat Waldhof. Die beiden anderen der insgesamt drei Sitze, die der rechtsextremistischen Partei nach dem Ergebnis der Kommunalwahl im vergangenen Jahr zustehen, kann sie nicht besetzen.
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