Sandhofen. Zugegeben – es klingt zunächst ein wenig theoretisch: Die Stadt Mannheim möchte ein Konzept erarbeiten, wie Flächen in der Stadt entsiegelt werden können. Dabei geht es nicht nur um rund 2000 Schottergärten im Stadtgebiet oder um die Begrünung von Parkplätzen. Der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung hat jetzt in einer Bezirksbeiratssitzung dieses Konzept erläutert und auf Möglichkeiten hingewiesen, wo solche Flächen im Mannheimer Norden ausgewiesen wurden. Die Stadtklimaanalyse 2020 hat aufgezeigt, dass der Grad der Versiegelung die maßgebliche Ursache der innerstädtischen Hitzeinseln darstellt, erläuterte Christian Konowalczyk die grundsätzlichen Vorgaben. Die höchsten Versiegelungsanteile weisen demnach die Stadtteile Innenstadt (86 Prozent) Schwetzingerstadt (83 Prozent) und Waldhof-West (76 Prozent) auf. In Sandhofen seien dagegen nur etwa 40 Prozent der Flächen versiegelt.
Weniger Hitze, bessere Luft, mehr Lebensqualität
Vor dem Hintergrund der Klimakrise und den einhergehenden negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt strenge sich die Stadt an, Flächen im Stadtgebiet zu entsiegeln. Kann Regenwasser zum Beispiel versickern, wirkt sich das auch bei Starkregen positiv aus. Der Boden kann dann, wie ein Schwamm, mehr Wasser aufnehmen, die Kanalisation wird entlastet und somit das Risiko von Überschwemmungen vermindert. Je mehr Wasser im Boden versickert, desto besser ist dies auch für das Grundwasser, das diesen Regen braucht. Außerdem können entsiegelte Flächen zumindest zeitweise Regenwasser speichern. Darüber würden entsiegelte Oberflächen zur Kühlung der Umgebungstemperatur beitragen, da sie weniger Wärme abstrahlen als versiegelte Flächen und damit die Auswirkungen des städtischen Wärmeinseleffektes reduzieren. Auf diesen Flächen könnten Bäume (1000 Bäume-Programm der Stadt) oder Sträucher gepflanzt werden. Bäume spielen darüber hinaus eine bedeutende Rolle, da sie das Mikroklima positiv beeinflussen und Schatten spenden. Durch Verdunstung werde die Umgebung abgekühlt. Zudem könnten Bäume die Schadstoffe in der Luft reduzieren und die Luftqualität verbessern. Entsiegelungen würden zu guter Letzt die Stadt lebenswerter und gleichzeitig widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen, führte Konowalczyk aus.
Mitarbeiter Christopher Barron erläuterte weiter: „Wir machen Mannheim grüner“. Alle Flächen, die eine positive klimaökologische Wirkung entfalten könnten, würden als Potenzial eines Flurstücks betrachtet. Im Mannheimer Norden gibt es im Vergleich zur Innenstadt verhältnismäßig weniger Möglichkeiten, Flächen zu entsiegeln, da hier mehr Grün vorhanden sei. Es gebe aber dennoch viele Chancen, Flächen bei gleicher Nutzung zu entsiegeln. Barron nannte hier zum Beispiel Parkplätze oder Garagenzufahrten, die durch entsprechende Gestaltung einfach besser für das Klima gestaltet werden könnten.
Das Konzept könne nur nach und nach umgesetzt werden, zumal viele Flächen gar nicht der Stadt gehörten. Deshalb seien nun vor allem die Bürger gefragt, sich an dem Konzept zu beteiligen. Auf der Beteiligungswebseite Mannheims unter Mannheim-gemeinsam-gestalten.de könnten konkrete Potenziale innerhalb Mannheims vorgeschlagen werden. Diese Vorschläge würden von der Stadtverwaltung quartalsweise geprüft und in die Planung eingefügt werden.
Bezirksbeirat Timo Kessler schlug vor, die Zufahrt zum Schwimmbad genauer zu untersuchen, ob hier nicht ein solches Potenzial für Sandhofen zu finden sei. Stadtrat Wilken Mampel (CDU) schlug vor, vorgesehene Ausgleichsflächen nicht immer in der Landwirtschaft zu suchen, sondern diese Flächen als mögliche Ausgleichsflächen zu betrachten. Das könnte über das Vergeben von Ökopunkten ausgeglichen werden. Konowalczyk erklärte, dass dies gemacht werde. Allerdings dürften da nur nicht durch das Land geförderte Flächen einbezogen werden. Die Versiegelung des Habichtplatzes (Käfertal) falle da beispielsweise weg, da hier das Land einen wesentlichen Förderbetrag zugesagt habe, erläuterte der Sachbereichsleiter.
Möglichkeiten aufzeigen, aber keine Verbote aussprechen
So fiel das Fazit von Barron auch ein wenig ernüchternd aus: Die Mehrheit der im Rahmen des Konzeptes identifizierten Potenziale befindet sich in Privatbesitz (über 90 Prozent, in Sandhofen sogar noch mehr) und nur circa zehn Prozent sind in Besitz der öffentlichen Hand. Deshalb wurde im Rahmen des Konzeptes ein Katalog entwickelt, der sich auch an Private und Gewerbetreibende richte, um auch ihnen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten bestehen, damit die Entsiegelung und damit das Prinzip einer „Schwammstadt“ Mannheim vorangetrieben werden kann. Fördermöglichkeiten zeige zum Beispiel die Klimaschutzagentur auf. Verbote – etwa von Schottergärten – oder Zwang werde allerdings in keinem Fall angewendet werden, erläuterten die Vertreter der Stadt. Es würden lediglich Möglichkeiten aufgezeigt, das Klima innerhalb des Stadtgebietes nachhaltig zu verbessern.
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