Kultur

Kein Halten mehr bei den Besuchern des New Talents Festival

Von 
Tanja Capuana
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Die Band Ember Tales (v.l.): Simon Schneid an der E-Gitarre, Keyboarder Quentin Vogel, Sängerin Louisa Wenderoth, Schlagzeuger Benedikt Weiß und Bassist Michael Goldmann. © Tanja Capuana

Mannheim. Wenn Louisa Wenderoth mit ihrer kraftvollen Stimme die Uptempo-Nummer „Too busy for Love“ singt, kennen die Besucher des Nachtmarkts am Stromwerk kein Halten mehr. Sie stehen nah an der Bühne und tanzen ausgelassen zur Musik der Band „Ember Tales“. Die roten Lippen der Sängerin und Gitarristin schimmern mit dem gleichfarbigen Rampenlicht um die Wette. Gemeinsam mit Simon Schneid an der E-Gitarre, dem Bassisten Michael Goldmann, Keyboarder Quentin Vogel und Schlagzeuger Benedikt Weiß sorgt sie mit Songs aus der Richtung New Folk mit Elementen aus Country und Rock für losgelöste Stimmung.

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Mit dem New Talents Festival hat der Gewerbeverein Neckarstadt-West Jungbusch am Freitag und Samstag jeweils mehr als 400 Besucher auf das Gelände gelockt. Das Programm kann sich sehen lassen: insgesamt acht Newcomer aus Mannheim und der Region sind auf der Bühne gestanden. Und auch wenn sich der Sommer aktuell etwas verhalten präsentiert: Bei lauen Nächten wächst die Sehnsucht, sich im Freien aufzuhalten. Aus diesem Grund hat der Gewerbeverein neuen Acts eine Plattform geboten, mal wieder live zu spielen, sagt Grünen-Stadtrat Markus Sprengler, der als Vorstandsmitglied mit dem Vorsitzenden Florian Fischer das kulturelle Programm auf dem Nachtmarkt organisiert.  „Im vergangenen Jahr haben viele Künstler kaum Möglichkeiten gehabt, sich zu zeigen“, sagt Sprengler. Bei der Auswahl haben die Veranstalter für eine bunte Mischung gesorgt. Die acht Künstler und Bands haben eigene Songs aus Genres wie Alternative, Garagenrock, über Funk und Dance-Pop bis Elektro präsentiert. „Musik ist so vielfältig.“ Auf diese Weise sei dem Festival für jeden etwas dabei.

Die Gruppe „Gap in the Clouds“ eröffnet den musikalischen Abend mit viel Esprit. Seit rund anderthalb Jahren machen sie Musik, erzählt Bassist Florian Hölzel. „Wir nennen die Richtung Funk-Pop“, sagt er. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, tanzbare und gefühlvolle Musik zu machen.“ Angefangen hat die Gruppe um Sängerin Julia Zabel mit englischen Songs, sagt Drummer Pascal Fabian. Doch die Coaches beim Programm Bandsupport haben ihnen den Tipp gegeben, auf Deutsch zu singen. Joannis Schadeck am Keyboard und Gitarrist Elias Friebe komplettieren das Quintett, das das Eis am Freitagabend schnell bricht.

New Talents Festival

  • Beim New Talents Festival des Gewerbevereins Neckarstadt-West Jungbusch sind insgesamt acht Bands und Solokünstler beim Nachtmarkt am Stromwerk aufgetreten.
  • Die Newcomer spielten eigene Songs aus Genres wie etwa Alternative, Pop, Funk, Garage, Dance. Bereits am Freitag besuchten mehr als 400 Musikfans das Open-Air-Konzert. 
  • Am Freitag standen die Gruppen Gap in the Clouds, Kabinett, Ember Tales sowie der Solist Harrison McClary, der sich selbst mit der Gitarre begleitet hat, auf der Bühne.
  • Alexander Maisenhelder, AYLA, LUCY DYE und Beach Towel sorgten am Samstagabend für ausgelassene  Stimmung auf dem Festivalgelände in Neckarstadt-West.

Kabinett hat bereits eine Fangemeinde und einen Merchandise-Stand am Start. Kira Kuntner, Mila Langenkämper und Alissa Hirche freuen sich bereits auf den Auftritt ihrer Lieblingsband. „Das sind Freunde von uns“, erzählt Langenkämper, die es sich auf einem Liegestuhl nahe der Bühne bequem gemacht hat. Kuntner findet es gut, dass der Eintritt frei ist. „Dadurch ist es vor allem für junge Leute ein Anreiz zu kommen.“ Hirsche lobt die gute Stimmung, für die die Combo gesorgt hat.“ An diesem Abend unterhalten der Sänger José Sommer, Keyboarder Manuel Freund, Gitarrist Max König, Schlagzeuger Lukas Rudnick und Bassist Matthias Hagmann das Publikum mit Balladen wie „Summer Heat“ sowie den Hits „Blueberry Lips“ und „Chloe B.“ Die Newcomer stehen für vollverstärkte Tanzmusik, sagt Sommer, der Freund über eine Suchmaschine für Bandmitglieder kennengelernt hat. „Jeder kommt aus einer anderen Richtung“, sagt Freund. Daraus habe sich der Stil Indie Pop entwickelt. Die Band ist froh, dass sie mal wieder live auftreten konnten. „Extrem schön“, findet es Freund. „Wahnsinnig befreiend“, sagt Sommer. „Dass die Leute wieder stehen dürfen, macht einen Riesenunterschied. Sie fühlen es und sind gut drauf.“ Nach zwei Zugaben verabschieden sie sich von den Zuschauern.

Die Besucher genießen den Konzertabend.  „Ich bin zum ersten Mal hier“, sagt Corinna Vyborny. „Dass es Livemusik gibt, wussten wir nicht.“ Sie findet es aber schön, in Gesellschaft anderer zu sein und Musik zu hören. „Das Ambiente und die Stimmung ist toll.“ Henrietta, Lisa, Jacky und Ronja machen sich ebenfalls einen schönen Abend. „die Leute sind total entspannt“, lobt Ronja, die auch froh ist, dass die Abstände eingehalten werden. „Ich werde wiederkommen.“ Jacky gefällt es, dass das Konzert unter freiem Himmel stattfindet. „Ich weiß nicht, ob ich hergekommen wäre, wenn es in einer Halle stattgefunden hätte.“ Die Musik gefällt ihr. „Ich fand Kabinett am besten“, lobt sie. Laura und Katharina kommen jedes Wochenende her. „Solange es die Uni zulässt“, sagt Laura. Sie sei nicht unbedingt ein Fan von Livemusik. Die jungen Frauen würden sich daher freuen, wenn auch mal ein DJ Lieder auflegen würde.

Die Band Ember Tales, deren Mitglieder von der Popakademie Mannheim stammen, versüßt den Zuschauern inzwischen den Abschied mit den Zugaben „Get lost in the Dark“, einer mitreißenden Nummer, bei denen das Stillstehen schwer fällt. Nach der Ballade „Hey Stranger“ räumen sie unter viel Beifall die Bühne, um Platz für den Solokünstler Harrison McClary zu machen. Dieser schlägt eher ruhige Töne an. „Ich habe euch vor allem Liebeslieder mitgebracht“, kündigt er an. „Ist das okay für euch?“ Bevor er das Lied „Timothy anstimmt, will er wissen, ob es unter den Besuchern Leute gibt, die bereits in der Friendzone gelandet sind. Ohrenbetäubender Jubel beantwortet die Frage des jungen Amerikaners mit der Soulstimme. Und wie auch seine Vorgänger wird McClary nach seinen Gig schließlich mit viel Beifall belohnt.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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