Brauchtum

Impressionen von der Blumenauer Kerwe: Kleiner Stadtteil feiert groß

Klein, fein und gemütlich: Die Blumenauer Kerwe überzeugte auch in diesem Jahr. Impressionen vom Event – und warum manche ironisch von einem „Blexit“ sprachen.

Von 
Bernhard Haas
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Unter den Schirmen lässt es sich gemütlich feiern auf der Blumenauer Kerwe. © Bernhard Haas

Blumenau. In gemütlicher Runde, bei sonnigem Wetter, haben die Siedler der Blumenau auf dem vereinseigenen Festgelände die Kerwe eröffnet. Schon vor dem offiziellen Beginn fanden sich die ersten Besucher ein, um sich bei Kaffee und Kuchen zu unterhalten. Der eine oder die andere begann das friedlich verlaufende Fest auch schon einmal mit einer gut gefüllten Weinschorle oder einem Bier.

Die 44. Blumenauer Kerwe eröffnete der Vorsitzende der Siedler- und Eigenheimergemeinschaft Blumenau, Michael Christill. „Wenn die Kerwe um 15 Uhr eröffnet wird, bedeutet das für die Blumenauer, dass sie mindestens eine halbe Stunde früher anfangen“, so Christill. Und in der Tat wollten sich nur wenige gedulden, ehe die Folien von den sauber abgedeckten Kuchen entfernt wurde. „Wir kommen von der Schönau. Da dort keine Kerwe gefeiert wird, kommen wir hier her. Außerdem schmecken hier die Kuchen ganz besonders gut“, freute sich ein älteres Ehepaar über die reichhaltige Auswahl an Süßem.

Michael Chrsitill und Martina Irmscher eröffnen die Kerwe. © Bernhard Haas

Erstaunlich war sicherlich, dass einige ziemliches Sitzfleisch mitgebracht hatten. „Gegen Abend gesellt sich zu den Gästen noch das jugendliche Publikum. Dann wird es rappelvoll“, freute sich auch Christill. Mit dieser Prognose sollte er Recht behalten. Immer mehr Besucher strömten unter die Zelte auf den Festplatz rund um das Hans-Böttcher Haus, das in diesem Jahr mit einer barrierefreien Toilette aufwarten konnte.

Christill bedauerte zwar, dass keine Schausteller gefunden wurden. Dafür hatten die Siedler aber eine Hüpfburg gemietet, auf der sich die Jüngsten austoben konnten. Zudem hatten Brigitta und Tobias Baatz ein Bastelprogramm für die Kleinen zusammengestellt, damit diese am Sonntag Sonnenschutz für Schildmützen, Armbänder basteln oder Bilder ausmalen konnten. Das war ein richtiger Magnet für die Kleinen.

„Das Fest ist gemütlich. Es ist nicht so groß und man sitzt hier sehr schön“, fanden Hans, Renate, Petra, Alexander und Christel, die ebenfalls von der Schönau auf die Blumenau gewandert waren. Mit dem Fahrrad aus der Gartenstadt war Bernd geradelt: „Ich komme jedes Jahr hier vorbei, weil es kaum bessere Hamburger zu essen gibt als hier“, lachte er und verschwand in der Küche. Es dauerte nicht lange, da hatte er sein Lieblingsgericht auf dem Teller, setzte sich und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Tradition der Kerwe seit 1978

Bei der offiziellen Eröffnung wies Christill darauf hin, dass das ganze zweitägige Fest von rund 80 ehrenamtlichen Helfern gestemmt werde. Viele von ihnen würden schon seit vielen Jahren mitarbeiten. Da könne auch mal etwas länger dauern oder auch schiefgehen, warb Christill um Verständnis und etwas Geduld. Die Kerwe, die 1978 erstmals stattfand, habe auf der Blumenau schon eine lange Tradition. 1981 sei zum ersten Mal ein Zelt aufgestellt worden. Auch in diesem Jahr habe es mit dem Bau einer Toilettenanlage eine Neuerung gegeben. Finanziert wurde das durch die Stadt, die Aktion Mensch und viele Spenden.

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In diesem Zusammenhang bedauert Christill, dass die Siedler keine Mittel aus dem Fördertopf der Stadt erhalten könnten, weil sie auf ihrem eigenen Gelände feiern würden und nicht auf städtischem Grund. Nicht ganz ernst sagte Chrsitill: „Im letzten Jahr ist der ansonsten lebendige Vorort durch die Kanalarbeiten der MVV im Viernheimer Weg fast völlig von der Stadt abgekoppelt worden.“ Man habe schon von einem Blexit gesprochen und befürchtet, die Blumenau könnte an Lampertheim angebunden werden. „Zum Glück haben sich diese Gerüchte nicht bestätigt“, so der Vorsitzende.

Er gab auch zum Besten, dass der Nikolaus eine Rotlicht zeigende Ampel nicht beachtet habe und er von einem kleinen Knirps auf sein verkehrswidriges Verhalten aufmerksam gemacht worden war. Aber nach dieser launigen Einstimmung ging es richtig los.

Der Kerwekranz schwebt am Hans-Böttcher Haus. © Bernhard Haas

Mit dem Aufruf „Die Kerwe ist unser“, stieß die Zweite Vorsitzende der Siedler, Martina Irmscher, mit den Gästen an. Der Kerwekranz wurde zurechtgerückt und noch ein wenig in die Höhe gezogen. Daraufhin startete das Fest ganz offiziell. Im Hintergrund baute Musiker Toni Rec schon sein Equipment auf. Es dauerte allerdings ein wenig, bis er richtig loslegte und ein italienisches Konzert im Stil der 90er Jahre sehr zur Freude der Besucher zum Besten gab. Mit eigenen Liedern traf er den Geschmack des Publikums.

Ökumenischer Gottesdienst, Gesangsverein Sängerrose und Auszeichnung

Der Sonntag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, der musikalisch vom Männergesangsverein Sängerrose begleitet wurde. Danach wurde der musikalische Frühschoppen eingeläutet. Dazu wurde ein Mittagstisch angeboten – gemischtes Gulasch mit Semmelknödel und grünem gemischten Salat.

Schließlich wurde es spannend. Eine Person, die sich besonders um die Blumenau verdient gemacht hat, ehrten die Blumenauer mit der Auszeichnung „Coole Socke 2025“ geehrt werden. Endlich wurde das gut gehütete Geheimnis gelüftet. In den vergangenen Jahren wurden schon etliche bekannte Personen, darunter Oberbürgermeister Christian Specht. Im vergangenen Jahr war es Lilly Freund, die Kirchenälteste der Dreieinigkeitsgemeinde. Anschließend startete der bunte Blumenumzug, angeführt von einem mit vielen Girlanden geschmückten Cabrio, durch die Gassen des Vororts. Auf dem Festplatz wurde unterdessen mit Pfälzer Schorle und Bier weiter gefeiert.

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