Mannheim. Die Gruppe „Radstark“ aus Seckenheim rief auch in diesem Jahr wieder zur Radparade durch den Stadtteil auf, um auf das fehlende Radkonzept und die gefährlichen Stellen auf der Seckenheimer Hauptstraße aufmerksam zu machen. Es war bereits die zweite Parade.
Treffpunkt für die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war der OEG-Bahnhof. Alles, was Pedale hatte, war hier zu sehen, und man gewann den Eindruck, die Radparade hat zwar einen ernsten Hintergrund, soll den Leuten aber auch Spaß machen. Die Parade führte etwa drei Kilometer durch den Ort, und an der Bus- und Bahn- Haltestelle Rathaus hieß es demonstrativ: Absteigen und schieben, denn hier befindet sich die gefährlichste Stelle.
"Radfahrer komplett vergessen worden"
„Wir sind mit der Situation sehr unzufrieden. Der Dreh- und Angelpunkt ist das Alte Rathaus. Alles wurde erneuert, aber es gibt keine Radwege“, sagte Veranstalter und Bezirksbeirat Giuseppe Randisi. Der Radweg ist auf Höhe des Rathauses innerhalb der Bahnschiene eingezeichnet. „Dort sind schon einige Unfälle passiert. Wir haben eine Umfrage gestartet. Darauf meldete sich eine Frau, die sich den Arm gebrochen hatte.“ Das Problem ist, dass diese Unfälle nicht in der Statistik auftauchen, da sie als Eigenverschulden gelten. „Wir vom Bezirksbeirat haben keine Nachweise, die wir vorlegen können, deswegen veranstalten wir die Demo“, so Randisi.
Bei den großen Erneuerungsarbeiten vor ein paar Jahren seien „die Radfahrer komplett vergessen worden“. Zur Hauptstraße gebe es keine Alternative. Oder vielleicht doch? Der Weg, der am Neckarufer entlangführt, ist zwar sicher, aber ziemlich abgeschnitten und hat kaum Verbindungswege zur Hauptstraße. Was als Möglichkeit bleibt, wäre die Zähringer Straße, doch diese ist stark mit Autos befahren.
In der Zähringer sieht Randisi die einzige Möglichkeit: „Sie soll eine Fahrradstraße werden, das bedeutet, dass Fahrräder Priorität haben. Die Zähringer Straße verbindet zwei Schulen, man sollte sie ertüchtigen und mit entsprechenden Signalen versehen.“ Auf der Radparade waren viele Kinder mit ihren Eltern dabei, denn die Kinder stehen im Mittelpunkt. Sie sind auf das Fahrrad angewiesen, man möchte ihnen durch die Demo eine Stimme geben. „Seckenheim braucht unbedingt eine Alternative zur Hauptstraße, denn diese hat ein hohes Gefahrenpotenzial“, sagte Rocco Hartmann, der zwei Söhne im Alter von drei und fünf Jahren hat, die auch bei der Parade mitradelten. „Beim Busbahnhof ist der Bordstein sehr hoch, man hat keine Ausweichmöglichkeit. Wir meiden es, dort zu fahren.“
Stadtteile verbinden
Auch Mitglieder QuadRadEntscheid-Projektes waren auf der Parade mit dabei. „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Stadtteile Mannheims miteinander durch Radwege, sprich Wege ohne Autos, verbunden werden“, so Matthias Philipp, der Unterschriften sammelte. 17 000 werden gebraucht, rund 4000 hat der Verein.
„Radfahren in Seckenheim macht nur begrenzt Spaß“, sagte Ralf Kittel in einer Ansprache. „Im Ortskern sollen sich alle aufhalten können, ohne Angst zu haben. Kinder sollen nicht Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse sein.“ Auf die Frage, wer bereits einen Unfall auf der Hauptstraße gehabt hatte, meldeten sich prompt vier Personen. Kurz darauf startete die Rad-Karawane mit Polizeieskorte zu „Nine Million Bicycles“ von Katie Melua.
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