Neckarau

Die Neckarauer Luisenstraße ist jetzt Fahrradstraße

In der Luisenstraße im Mannheimer Stadtteil Neckarau haben Fahrradfahrer nun offiziell freie Fahrt. Warum viele Beteiligte beim Thema Radmobilität dennoch viel Luft nach oben sehen.

Von 
Johanna Dörsam
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Radeln zur Eröffnung: Die Bürgermeister Diana Pretzell und Ralf Eisenhauer wollen die Angebote in Sachen Fahrradmobilität und öffentlicher Nahverkehr. © Johanna Dörsam

Mannheim. Die Benzinpreise steigen, ebenso die Temperaturen, die Städte sind überfüllt, und schlechte Luftqualitätswerte sind längst nicht mehr nur ein Problem, das wir aus den Nachrichten über weit entfernte Millionenstädte kennen. Das neue Projekt der Verkehrsplanung der Stadt Mannheim will hier mit kleinen Schritten etwas ändern. Die Verbindungsstraße Luisenstraße in Mannheim-Neckarau wurde deshalb von November 2021 bis Mai dieses Jahres für rund 1,1 Millionen Euro zur Fahrradstraße umgebaut und nun offiziell eingeweiht.

Baubürgermeister Ralf Eisenhauer und die für die Ausführung zuständige Bürgermeisterin Diana Pretzell begrüßen zur Einweihung nicht nur Mitglieder des Gemeinde- und Bezirksbeirats, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger. „Die Fahrradstraße, die wir heute eröffnen, ist ein Baustein auf unserem Weg zu mehr Mobilität für alle, aber mit deutlich geringerem CO2-Ausstoß“, so Eisenhauer. „Das Fahrrad wird mehr genutzt, wenn es komfortabel ist und man auf kurzen Strecken sogar schneller ist als mit dem Auto“, schließt sich Pretzell an. Die aktuelle Klima- und Energiekrise müsse zwangsweise dazu führen, dass die Stadt bessere Angebote in den Bereichen Fahrradmobilität und öffentlicher Nahverkehr schaffe, so die Bürgermeisterin.

Baustein für Mobilität

Die Luisenstraße war Gegenstand des Fußverkehrschecks des Landes Baden-Württembergs, an dem die Stadt Mannheim im Herbst 2015 teilgenommen hat und der die Situation unmotorisierter Verkehrsteilnehmer untersucht. Denn wichtig sei für die Verantwortlichen des Stadtraumservice Mannheim gewesen, die Umgestaltung für verschiedenste Nutzergruppen zu planen und Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander auszuspielen. Gerade für Kinder, ältere oder eingeschränkte Menschen sollte die Situation verbessert werden.

Wie dies gelungen ist, können die Anwesenden beim gemeinsamen Abfahren der Luisenstraße selbst in Augenschein nehmen. An der Kreuzung zur Schillerschule sehen sie, dass die Eckbereiche baulich deutlich vorgezogen wurden. „Wir haben den Radius der Kurve verkleinert. So muss die Geschwindigkeit automatisch verringert werden“, erklärt Karol Sgodzaj von der Verkehrsplanung der Stadt Mannheim. Außerdem wurden an mehren Stellen Pfosten installiert, die verhindern, dass parkende Autos das Sichtfeld querender Passanten beeinträchtigen.

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Für Sicherheit sorgt auch ein eigens eingerichteter Querungsbereich. Als erstes jedoch fallen die leuchtend roten Straßenmarkierungen auf, die die Fahrradstraße als solche kennzeichnen. „Der Fahrradverkehr hat Vorrang in beide Richtungen, Autos dagegen dürfen nur in eine fahren“, erläutert Pretzell. Neben der Umgestaltung des Straßenraums wurden 24 neue Fahrradbügel als Abstellanlage installiert.

Doch nicht nur Autofahrer müssen mit dem teilweise eingeschränkten Parkraum Kompromisse eingehen. Denn um die Fahrbahnbreite zu gewährleisten, sind auch Gehwege verkleinert worden. Markus Rebmann, der vom Verkehrsforum Neckarau vor Ort ist, betont: „Es wurden legale Parkplätze geschaffen, denn viele Bereiche, an denen vorher Autos standen, waren illegal. Auch die Fußgänger haben jetzt den Bauch eingezogen und Platz für die Autos gemacht.“

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Tobias Bolay, Schulleiter der Schillerschule, berichtet: „Viele Eltern haben die Veränderung sehr positiv zur Kenntnis genommen. Auch die von uns angeregte Elternhaltestelle wurde umgesetzt.“ Seine Amtskollegin Heike Frauenknecht vom Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium begrüßt die Neuerungen ebenfalls. „Gerade zu den Stoßzeiten gibt es hier ein großes Verkehrsaufkommen und viele Autos halten sich nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen. Mit den neuen Regelungen habe ich Hoffnung, dass sich das ändert.“ Zudem wünsche sie sich, dass der Verkehr aufgrund von Eltern, die ihre Kinder an die Schule bringen, weniger werde.

Knotenpunkt Fischer- und Rheingoldstraße ist weitere Baustelle

Trotz aller positiven Entwicklungen sehen alle Beteiligten nach wie vor noch Luft nach oben. „Zu beobachten bleibt, ob man den Durchgangsverkehr von Querstraßen noch mehr einschränken muss“, erklärt Gerd Hüttmann vom ADFC. Viele Autofahrer würden die Luisenstraße als Umfahrungsmöglichkeit von Ampeln nutzen. Eine weitere Baustelle ist der Knotenpunkt Fischer- und Rheingoldstraße. „Hier endet die Fahrradstraße, aber für Fahrradfahrer ist hier ein Weiterkommen oftmals kaum möglich wegen des Verkehrs und der schlechten Straßenführung“, kritisiert Hüttmann.

Was Anwohnerinnen und Anwohnern zudem auffällt: „Es muss noch bei wirklich allen Autofahrern ankommen, dass es hier jetzt die Fahrradstraße gibt. An einigen Stellen bräuchte es eine noch deutlicherer Beschilderung“, regt Jürgen Wallenwein vom Förderverein Mannheimer Strandbad an.

Doch trotz aller Kritik und Verbesserungsvorschläge - am Ende des Tages sind sich in Neckarau alle einig: Die neue Fahrradstraße ist ein riesiger Zugewinn für alle und ein Schritt in Richtung eines noch fahrrad- und umweltfreundlicheren Mannheims.

Freie Autorin

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