Lindenhof

Das sagen die OB-Kandidaten zum Rheindamm in Mannheim-Lindenhof

Die Mannheimer OB-Kandidaten Isabell Belser, Raymond Fojkar, Thorsten Riehle und Christian Specht diskutierten bei der BIG Lindenhof zu brisanten Themen im Stadtteil. Auch zum Rheindamm

Von 
Sylvia Osthues
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Ulrich Holl (stshend, Mitte) und Christine Gerner (stehend, r.) wollten wissen, ob sich die Geothermietechnologie in Bruchsal auf Mannheim übertragen lässt. © Sylvia Osthues

Beim Podiumsgespräch der Bürger- und Interessengemeinschaft BIG Lindenhof mit den vier OB-Kandidaten Isabell Belser (Die Linke), Raymond Fojkar (Bündnis 90/Die Grünen), Thorsten Riehle (SPD) und Christian Specht (CDU) ging es natürlich auch um den Stadtteil Lindenhof, stellte Vorsitzender und Moderator Ulrich Holl in der voll besetzten Lanzkapelle fest. Nachdem die Kandidaten zunächst sich selbst und ihre Visionen für die Stadt vorgestellt hatten, bezogen sie Stellung zum Thema Rheindamm.

Die BIG setzt sich ein für den Einbau einer Spundwand zum Erhalt der Bäume (wir berichteten). Die Frage des Vorsitzenden, ob sie gegen das Regierungspräsidium klagen werden, beantworteten alle vier Kandidaten mit einem einfachen „Ja“. Holl wollte weiter wissen, ob sie auch eine persönliche Einwendung geschrieben haben. Fojkar erwiderte, dies habe er der Fachfrau bei den Grünen, Gabriele Baier, überlassen „Die Spundwandlösung wird kommen“, versprach er.

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Riehle, der eine persönliche Einwendung geschrieben hat, kann nicht verstehen, warum für den Rheindamm 1000 Bäume gefällt werden sollen. Er dankte der BIG für ihr Engagement. Auch Specht hat eine persönliche Einwendung an das Regierungspräsidium geschickt. „Es geht um den Erhalt der grünen Lunge“, betonte der Erste Bürgermeister. Als Oberbürgermeister werde er das Thema zur Chefsache machen. „Vereine brauchen Unterstützung“, sagte Specht. Für Belser haben die sie unterstützenden Parteien Einwendungen erhoben. Diese würden auch weiterhin solidarisch mit der Bevölkerung kämpfen.

Unter der Erde

„Alle wollen weg von Kohle, doch was sind die Alternativen?“ fragte Holl anschließend die Kandidaten. Ein Thema, das die Lindenhöfer sehr interessiere, sei Geothermie, so Holl. Erdwärme finde sich im Rheingraben nur 4000 Meter unter der Erde. Andererseits wies der BIG-Vorsitzende auf das Risiko hin: „Der Oberrheingraben ist Erdbebengebiet und wer haftet bei Schäden an Häusern und Grundwasser?“ Riehle erwiderte: „Die Regulierungssumme bei Schäden beträgt 20 Millionen Euro, hinzu kommt die Umkehrung der Beweislast - das Unternehmen muss beweisen, dass es nicht für die Schäden verantwortlich ist.“ Schon in der frühen Phase wolle er als Oberbürgermeister die Menschen und auch die BIG miteinbeziehen.

Specht erklärte dazu: „Geothermie ist nur eine Möglichkeit, von der Kohle wegzukommen.“ Bruchsal betreibe Geothermie seit zehn Jahre unfallfrei. „Wir sollten auf die Technik nicht verzichten“, fand Specht. Fojkar erklärte, er sei von der Technologie in Bruchsal schon lange überzeugt. Die Lithiumgewinnung für Batterien eröffne zudem wirtschaftliche Möglichkeiten für die Stadt. „Kohle muss weg, weil der Quecksilberausstoß uns massiv schädigt“, mahnte der Arzt.

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Beim Thema Verkehr wies Holl auf den katastrophalen Zustand von Nebenstraßen, wie der Rheindammstraße, hin. Fojkar will als Oberbürgermeister mehr tun für Fahrradfahrer, Fußgänger und ÖPNV. „Autos stehen meist nur rum und nehmen uns Lebensraum weg“, fand er. Autos würden auch immer größer und schwerer. Sie belasteten die Gehwege und beschädigten die Leitungen darunter. Belser ist für Ausbau des ÖPNV und kostenlose Tickets. Specht hingegen sprach sich für „Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer“ aus. Das Thema Verkehr müsse größer gedacht werden, meinte der Sicherheitsdezernent.

Auf dem Lindenhof werde Lebensqualität täglich reduziert durch das Verkehrschaos beim Schichtwechsel von John Deere. Hinzu komme das Parkproblem beim Diakonissenkrankenhaus. Zwei Drittel der Belegschaft von John Deere wohne nicht in Mannheim und habe keine Möglichkeit, mit dem ÖPNV her zu kommen, so auch beim Diakonissenkrankenhaus. „Frage ist, wie machen wir die Belegschaft von John Deere zu Mannheimern?“ meinte Specht.

Thema Radwegenetz

Wichtig für die Gestaltung beim Diakonissenkrankenhaus sei es, das Radwegenetz zwischen den Stadtteilen zu verbessern durch Lückenschlüsse und Beseitigung von Schlaglöchern. Radschnellwege taugten dafür nicht. Riehle hingegen erklärte: „Wir brauchen Investitionen in das Radwegenetz und den ÖPNV, aber auch schnelle Radwegeverbindungen.“

Ein weiteres Thema, das die Menschen auf dem Lindenhof beschäftigt, sind die fehlenden Kinderbetreuungsplätze. „Mannheim nennt sich kinderfreundliche Kommune, aber über 1400 Kinder sind unversorgt“, klagte Jan Habenicht, Beisitzer der BIG und Mitbegründer einer Elterninitiative. Statt Missstände zu lösen, bereite die Stadt freien Trägern Schwierigkeiten, wie dem Internationalen Bund am Neckarauer Übergang (ehemaliges Vögele-Gelände) oder der Familienheim e.G. im Bereich Alte Feuerwache.

Modulbauweise für Kitas

Fojkar, seit 14 Jahren im Jugendhilfeausschuss, kritisierte eine falsche Grundlagenerhebung und Einschätzung der Kinderzahlentwicklung durch die Stadt. „Der Umgang mit freien Trägern muss verbessert werden.“ Die 47-jährige Krankenschwester Isabell Belser hat als alleinerziehende Mutter einer neunjährigen Tochter während Corona den Mangel an Erziehern selbst erlebt und fordert eine Aufwertung des Berufsstands. „Wir brauchen auch barrierefreie und kostenlose Kitaplätze.“ Specht kritisierte den langsamen Kitabau durch extrem hohe Standards. Deshalb plädierte Riehle für eine Modulbauweise. Die Stadt sollte freie Träger, die mehr Bewerber haben, unterstützen. „Wir müssen sie als Partner begreifen, sie haben Möglichkeiten, die wir als Stadt nicht haben“, so Riehle.

Freie Autorin

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