Konzert

Besondere Töne erklingen im Mannheimer Stadtteil Feudenheim

Jesse Flowers entlockt seiner Gitarre im Mannheimer Stadtteil Feudenheim außergewöhnliche Töne. Das Publikum in der Kulturkirche Epiphanias ist aus einem bestimmten Grund erleichtert, als manche Stücke zuende sind.

Von 
Katja Geiler
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Volle Konzentration: Jesse Flowers entlockte seiner Gitarre außergewöhnliche Melodien. © Katja Geiler

Mannheim. Wenn Jesse Flowers Gitarre spielt, hat das fast schon etwas Magisches. Der Australier ist Preisträger internationaler Wettbewerbe und erhielt 2015 das Stipendium zum Darmstädter Musikpreis. Inzwischen ist er Professor an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Daher liegt es nahe, Konzerte in der Region zu geben, nun auch in der Kulturkirche Epiphanias.

„Gitarre ist ein Begleitinstrument, da sie nie zu laut ist“, sagte Ursula Trede-Boettcher zur Begrüßung. Doch an diesem Abend war die Gitarre nicht das begleitende, sondern das Solo-Instrument für viele verschiedene Stilrichtungen, vom Barock bis zur Moderne. Das Programm wurde eröffnet mit der vierten Cello-Suite in Es-Dur von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). Flowers hatte dazu die Suite für Gitarre bearbeitet. „Bach selbst hat Werke für Laute umgeschrieben“, so Flowers. Die Suite spielte er komplett ohne Noten, dabei ließ er sie klingen, als sei sie für kein anderes Instrument als Gitarre von Bach geschrieben worden.

Das zweite Werk bildete zur barocken Harmonie einen Kontrast, wie er größer nicht sein könnte: „Hommage à Charles Bukowski“ von der jungen ungarischen Komponistin Petra Szászi (geboren 1997). Wer den Schriftsteller Bukowski kennt, konnte ahnen, dass es gleich etwas schräg werden würde. „Während des Liedes werden alle Saiten auf E gestimmt, dabei zerfällt das Werk. Das ist Bukowski-like“, erklärte Flowers im Voraus. Das Werk begann mit einer Art Stimmen der Gitarre, es gab rhythmische Percussion-Geräusche, eine Saite nach der anderen veränderte ihren Ton gnadenlos Richtung E. Zwischendurch kamen immer wieder Melodien zustande und auch Harmonien, doch diese wurden sofort wieder mutwillig zerstört. Am Ende war man zwar erleichtert, aber auch begeistert von einem solch außergewöhnlichem Werk.

Die zweite Hälfte des Programms gehörte den spanischen Komponisten. Francisco Tarrega (1852 bis 1909) war selbst Gitarrist und komponierte viele kurze Salonstücke, darunter auch „Capricho Arabe“.

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Verlorenes Werk

Der letzte Komponist war Antonio José (1902 bis 1936) mit der „Sonata para Guitarra“. Der bekannte Maurice Ravel (Bolero) sagte über José, dass dieser der größte spanische Komponist seiner Generation werden würde. Leider wurde José Opfer der faschistischen Regierung und von dieser hingerichtet. Sein einziges Werk für Gitarre war genannte Sonate. „Das Werk war damals verloren, doch in den 90er Jahren wurde es gefunden und wieder gespielt“, erklärte Flowers. Wahrscheinlich hätte sich José über Flowers’ Interpretation der Sonate sehr gefreut.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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