Feudenheim - Benefizkonzert der Mannheimer Liedertafel unterstützt lokale Ukraineprojekte

Beeindruckendes Konzert der Liedertafel in Mannheim-Feudenheim zugunsten der Ukraine-Hilfe

Von 
Sylvia Osthues
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Ferdinand Dehner (l.) dirigiert den Gemischten Chor und Solosopranistin Johanna Beier (im langen blauen Kleid). © Sylvia Osthues

Mannheim. Auch wenn die Johanneskirche in Feudenheim angesichts hochsommerlicher Temperaturen nicht ganz gefüllt war, zeigten sich hunderte Besucher tief beeindruckt vom Benefizkonzert der Mannheimer Liedertafel zugunsten lokaler Ukraineprojekte. Unter der Leitung von Ferdinand Dehner und Andreas Fulda sangen der Gemischte Chor und das Junge Ensemble der Mannheimer Liedertafel sowie die Solistin Johanna Beier (Sopran). Dazu musizierte Jan Skowron (Orgel).

Hohe Qualität

Bei dem bunt gemischten Programm beeindruckten die Klangfülle und die Präzision der Sänger und Musiker. Mit Werken von Brahms und Mendelssohn-Bartholdy bewiesen sie eindrücklich die hohe Qualität aller Mitwirkenden. Als im Februar Putin die Ukraine mit Krieg überzog, „waren wir entsetzt und hilflos und haben uns gefragt, was können wir dem entgegensetzen als Verein“, erklärte Lisa Schulz, die just am Abend davor zur neuen Vorsitzenden der Liedertafel gewählt wurde. Mit Singen wollten sie einen Raum schaffen zum Innehalten und Trauern um die Geflüchteten und die im Krieg Gefallenen. Mit Brahms’ Begräbnisgesang – gesungen auf der Empore – sind die zeremoniellen Leitplanken packend-einflößender Schicksalhaftigkeit sowie Würde und Ruhe eingezogen.

Wo die Spenden hinfließen

  • Die Spenden fließen in den regionalen Verein Mannheim hilft ohne Grenzen e.V. Der 2020 gegründete Verein organisiert Sach- und Geldspenden sowie Hilfstransporte in die westukrainische Stadt Czernowitz.
  • Bisher nicht von militärischen Angriffen betroffen, wurde Czernowitz zu einer wichtigen Anlaufstelle für Binnenflüchtlinge. Mannheim hilft ohne Grenzen e. V. unterstützt die dortige Stadtverwaltung, um dringend benötigte Hilfsgüter für die Versorgung der Geflüchteten zu beschaffen.
  • Ein weiteres Hilfs-Projekt: In Zusammenarbeit mit dem Awo Kreisverband Mannheim startet die Liedertafel ein kostenfreies Singangebot für geflüchtete ukrainische Frauen und Mädchen unter der Leitung von Viktoriia Khaievska. 

Für frischen Wind sorgte der gemischte Chor unter Leitung von Ferdinand Dehner mit Gunnar Erikssons Improvisation „Vem kann segla förtan vind“: Chormusik in einem neuen Ganzen, die Tradition und Avantgarde verbindet – ein Abenteuer mit Lust am Unbekannten, Unerhörten, verbunden mit der Frische des Augenblicks. Beim Kanon „Dona nobis“ stimmten die Kirchenbesucher begeistert mit ein.

Nach Wilhelm Nagels gefühlvollem Lied „Schöne Nacht“ folgte der erste Teil einer lyrischen Lesung von Karlheinz Schmitt zur Erinnerung an Krieg und Vertreibung in Deutschland, um dann im zweiten Teil zusammen mit Lena Weller an Krieg und Vertreibung in Europa zu erinnern. Zwischendurch präsentierte das Junge Ensemble unter Leitung von Andreas Fulda eine Auswahl an A-capella Liedern aus sechs Jahrhunderten unter dem Motto „Wasser ist Leben“, wobei die Sängerinnen und Sänger durch plastische Vibratolosigkeit, Einfühlsamkeit und akzentuiert-entfaltende Elastizität das Kunststück vollbrachten, die teilweise uralten Texte ins Hier und Heute zu übertragen. Sie erzählten vom „Antreiben“ der Toten am Ufer des Mittelmeers und der verdammenswerten Passivität und dem Schweigen, aber auch von der heilenden Kraft des Weinens und der Gnade Gottes, der dem Dürstenden Wasser schenkt. Ein „Abend am Meer“ und „Komm Trost der Welt“ am Ende sind getragen von „der Zuversicht, dass die Wogen und Sorgen des Lebens vergänglich sind und es immer einen Ruhepunkt gibt, zu dem wir zurückkehren können“.

Und für die Zuhörer wurde diese Symbiose von Mensch und Natur im Gesang förmlich erlebbar. Eingebunden in „Hör mein Bitten“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy war Sopransolistin Johanna Beier. Als eine Art Gottesanruferin begeisterte die Sopranistin mit fantastischer Stimme, während der Chor ihre Rufe entweder unmittelbar aufgriff oder durch Variation und Weiterführung multiplizierte. Kompliment!

Langer Beifall zeigte den Akteuren die große Bewunderung des Publikums. Als Zugabe erklang die Nationalhymne der Ukrainer. Beim Benefizkonzert der Mannheimer Liedertafel kamen zugunsten lokaler Ukraineprojekte am Ende 1315,81 Euro zusammen.

Freie Autorin

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