Suebenheim. Zum 50-jährigen Weihejubiläum der Filialkirche Don Bosco 2014 war noch stolz ein Blick zurückgeworfen worden. Jetzt gibt auch die katholische Kirche ihren Standort im Mannheimer Stadtteil Suebenheim, einige Jahre nach dem Rückzug der evangelischen Erlösergemeinde, ebenfalls gänzlich auf.
Vor wenigen Jahren wurde, ziemlich unvermittelt, der gesamte Komplex an die Lebenshilfe Mannheim, heute Lebenshilfe Region Mannheim-Schwetzingen-Hockenheim, verkauft. Die führte den Kindergarten „Don Bosco“ als integrative Einrichtung „Sonnenblume“ für Kinder mit und ohne Behinderung weiter. Der sakrale Bereich blieb den Katholiken noch anvertraut, das endete nun ebenfalls mit der sogenannten „Profanierung“, zu der Mannheims Stadtdekan Karl Jung nach Suebenheim kam und die „Entwidmung“ der Kapelle vornahm. Damit kann die Lebenshilfe als Eigentümer, den Raum einem profanen, also weltlichen Gebrauch zuführen.
Dass dieser Vorgang nicht nur in der Seckenheimer Siedlung mit emotionalen Momenten einherging, als das bischöfliche Profanierungsdekret verlesen wurde, war zu erwarten. Schließlich verbinden viele Seckenheimer der Mutterkirche St. Aegidius und viele Suebenheimer mit diesem Gotteshaus ganz persönliche Erinnerungen, von Taufe über Trauungen bis zu Aussegnungen.
Suebenheim: Das ist die Geschichte des Mannheimer Stadtteils
Alles begann ab 1931, als nach dem Reichsheimstättengesetz mit den Bauarbeiten an den einfachen Siedlungshäusern samt Stall und Schuppen begonnen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es etliche Zuzüge in die unzerstörte Siedlung. Die Einwohnerzahl wuchs kontinuierlich an und erreichte bis 1961 mit 1.060 Einwohnern ihren bisherigen Höchststand. Heute leben in Suebenheim etwa 620 Personen. Beide Kirchen erstellten nun für ihre Gemeindemitglieder Räumlichkeiten. Es wurde ein evangelischer und ein katholischer Kindergarten, jeweils in Verbindung mit einem Gottesdienstraum, errichtet.
Auf katholischer Seite wurde mit großem Engagement, angeführt von Pfarrer Christian Spinner, zunächst 1948/49 ein Provisorium errichtet. Dabei handelte sich um Material jener Holzbaracke, die seit 1945 in der ausgebrannten St. Aegidiuskirche für die Notkirche gedient hatte. Suebenheimer und Seckenheimer Katholiken legten dann selbst Hand an, als es ab 1962/63 unter Pfarrer Franz Völker galt, einen festen Bau mit Kindergarten, Nebenräumen und die Kapelle Don Bosco in Suebenheim, Am Sandhang 21, zu errichten. Die Holzbaracke wurde abgebaut und als Obergeschoss im Jugendhaus in Löhrbach abermals weiter verwendet.
Ein Jahr nach der Suebenheimer Grundsteinlegung am 18. August 1963, wurde durch Mannheims Dekan, Prälat Karl Nikolaus, der Neubau im Jahr 1964 eingeweiht. Die feierliche Konsekration nahm dann am 19. Juni 1966 Weihbischof Karl Gnädinger vor. Er legte dazu Reliquien der Heiligen Justus und Florentina in den Altar ein. Wieder ein halbes Jahr dauerte es, bis die von einem Heidelberger Glockengießer gefertigte, 121 Kilogramm schwere Glocke am 4. Dezember 1966 geweiht und installiert werden konnte.
Für die künstlerische Gestaltung des stilvollen Innenraums mit 180 Sitzplätzen, war die Mannheimer Keramikerin Tutti Veith mit Kreuz, Apostelleuchter, Tabernakel und Altar zuständig. Im Laufe der Jahre kam die von Bildhauer Hans Schnepf geschaffene Don-Bosco-Statue und 1983 eine aus Spenden finanzierte, farbig gefasste Nachbildung der Dienstbotenmadonna aus dem Wiener Stephansdom dazu. Im Vorraum war bereits zur Einweihung ein Geschenk aus Paris eingetroffen, nämlich die Nachbildung einer Madonna, deren Großplastik-Vorbild im Gotteshaus der damals noch aktuellen Partnergemeinde Notre Dame d’Espérance steht.
Suebenheim: Versuche, die Don-Bosco-Gemeinde in dem Mannheimer Stadtteil zu beleben, gelangen nicht
Das Suebenheimer Gemeindeleben war rege, es gab eine Frauengemeinschaft, Ortsranderholung und ein halbes Dutzend eifrige Ministranten, darunter Eberhard Weber, Jürgen Schnabel oder Michael Stumpf. Nach Einführung des Seckenheimer Pfarrgemeinderates war lange Jahre immer eine Suebenheimer Stimme im Gremium vertreten, und jeden Sonntag war Eucharistiefeier, zu Beginn sogar wöchentlich eine Werktagsmesse. Dass all das der Vergangenheit angehört, wurde immer wieder bedauert. Doch alle Versuche Don Bosco zu beleben, wie etwa mit der großartigen Krippenschau, dem Sängerbundjubiläum, den Uraufführungen von Bettina M. Bene, weiteren Konzerten, Andachten oder Trauermetten, gelangen nur partiell. Eine kontinuierliche Nutzung von Don Bosco konnte durch die Initiative von Laien nicht erreicht werden.
Was nun aus den erwähnten Kunstwerken, der Glocke, der Orgel und den sakralen Einrichtungsgegenständen wird, darüber soll, so wurde verlautbart, noch gesprochen werden. Was auch immer diese letzten Schritte bringen, das Gemeindeleben in der Siedlung wird wieder um ein Stück ärmer. Schon länger gibt es keine Gaststätte und auch keine Ladengeschäfte mehr. Zum Glück füllt der Siedlerverein Teile dieser Lücke. „Beide Kirchen können gerne Gottesdienste bei uns im Siedlerheim anbieten“, erklärte dazu Siedlerchef Hermann Krauß dieser Zeitung.
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