Mannheim. „Was wir heute feiern, ist was Außergewöhnliches in unserer schnelllebigen Zeit“, erklärte Quartiermanager Michael Scheuermann nach Begrüßung der vielen Gäste, die zur Feierstunde 30 Jahre Wandgemälde am Spielplatz Ecke Beilstraße/Böckstraße gekommen sind. „Dass das Kunstwerk 30 Jahre hier besteht und lebendig gehalten wird, ist der Verdienst von Susanna-Iris Weber“, sagte der Quartiermanager.
Kunst nur in Nischen
Zur Geschichte des Kunstwerkes berichtete er: „1992 war der Jungbusch noch ganz anders, es gab keine Popakademie und keinen Musikpark, der Jungbusch war die Rumpelkammer Mannheims.“ Kunst habe es nur in Nischen gegeben und der Stadtteil sei noch kein Hotspot gewesen. „Es bedurfte einer gehörigen Portion Optimismus, als Susanna-Iris Weber und ihre Partnerin Wanda Stokwisz für die Idee eines Wandgemäldes an diesem zentralen Platz im Jungbusch geworben haben“, erklärte Scheuermann. Weber habe gesagt, „es soll was sein, das die Vielfalt im Stadtteil abbildet“. Im Jahr 1993 begannen Wanda Stokwisz und die im Jungbusch wohnende und arbeitende Susanna-Iris Weber ihre Vision für den Jungbusch.
Für den auf einem ehemaligen Trümmergrundstück zwischen Beil- und Böckstraße entstandenen Spielplatz entwarfen sie ein großformatiges, buntes Wandgemälde. Dabei - und das war das Besondere - beteiligten sie von Anfang an Kinder. „Und die Vision wurde Wirklichkeit, denn nicht nur das Wandgemälde nahm Gestalt an, sondern auch das stetige Bemühen um das friedliche Zusammenleben der Kulturen - und das bis heute“, so Scheuermann.
Die Künstlerin Susanna-Iris Weber erzählte, sie sei vor 35 Jahren mit ihrer Mutter in den Jungbusch gezogen, wo sie Wanda Stokwisz kennenlernte, die aus Russland kam und keine Aufenthaltsgenehmigung hatte. Sie habe bei ihnen auf dem Sofa geschlafen. Mit Michael Scheuermann hätten sie ausgemacht, ein Kunstwerk mit Kindern auf der Wand beim Spielplatz zu gestalten.
Die ersten Kinder, die mitgemacht hätten seien Griechen und Italiener gewesen, dann Türken und jetzt Bulgaren und Rumänen. In ihrer Laudatio lobte Stefanie Rihm vom Kulturamt, das die Arbeit am Wandgemälde jahrelang begleitet und unterstützt hat, die sehr hohe Dichte an Kreativität und Potenzial im Jungbusch.
Dazu gehöre auch Susanna-Iris Weber. Die Künstlerin wurde 1962 geboren in Leimen, besuchte von 1981 bis 1982 die Kunstschule Roedel in Mannheim und studierte von 1982 bis 1987 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Professor Max G. Kaminski. Die heute freischaffende Künstlerin habe überzeugt „durch ein hohes Maß an Spontanität und Reflektionskraft und sie bleibt sich stets treu in der Auseinandersetzung und Suche nach Identität“. Rihm dankte Susanne-Iris Weber vor allem dafür, dass sie die Kinder betreut und für sie einen Begegnungsort initiiert und gepflegt hat.
Crêpes und Musik
Bei ihrem Wandgemälde habe es viele Veränderungen und Restaurierungen gegeben. Auch die Wand sei verändert worden durch Abriss der Mauer beim Neubau der benachbarten Moschee. Viele hätten geholfen bei der Wiederherstellung des Wandgemäldes, auch die Islamische Gemeinschaft Millî Görüs. Rihm dankte auch Michael Scheuermann für die Organisation im Hintergrund und die Sponsorensuche.
Der Quartiermanager dankte den Inhabern des Kiosks, die 150 Crepes für die Gäste gebacken hatten und sie auch mit Getränken versorgten - alles kostenlos. Er dankte auch den Musikern Erwin Ditzner und Laurent Leroi, die die Feierstunde musikalisch umrahmten.
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