Soziales

Zwei Mannheimer Krankenhäuser sollen zusammengefasst werden

Änderungen in der Mannheimer Krankenhauslandschaft: Bis 2029 soll das Diakonissenkrankenhaus ausgebaut werden, gleichzeitig das Theresienkrankenhaus eingeschränkte Aufgaben erhalten. Welche Pläne es bisher gibt

Von 
Till Börner
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Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) lässt sich von Professor Dieter Schilling (r.) die Neubaupläne erklären. © Till Börner

Mannheim. „Die Strecke war gut“, sagt Manne Lucha (Grüne) und nimmt den Helm vom Kopf. Mit dem Fahrrad hat der baden-württembergische Minister für Soziales, Gesundheit und Integration die knapp viereinhalb Kilometer vom Theresienkrankenhaus zum Diakonissenkrankenhaus (Diako) zusammen mit seinem Tross zurückgelegt.

In den nächsten Jahren wird der Pendelverkehr zwischen den beiden Mannheimer Kliniken zunehmen. Insbesondere Umzugslaster dürften sich dann auf den Weg machen. Denn bis zum Ende des Jahrzehnts soll sich die Aufgabenverteilung der beiden Krankenhäuser wesentlich ändern.

Wie Prof. Dr. Dieter Schilling, Ärztlicher Direktor am Diako, beim Besuch des Ministers mitteilt, wollen die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) als Träger der beiden Kliniken „bis 2029 einhäusig“ sein. Heißt konkret: In sechs Jahren soll die Standortzusammenfassung weitgehend abgeschlossen sein. Im Theresienkrankenhaus findet dann nur noch eine ambulante Patientenversorgung statt, dafür wird die stationäre Versorgung im Diakonissenkrankenhaus gestärkt - auch räumlich. Erste, aber noch nicht vorgestellte Pläne für Neubauten sowie Renovierungsarbeiten an bestehenden Gebäuden existieren bereits.

Was passiert mit St. Hedwig in den Quadraten?

Seit 2019 ist die Barmherzige Brüder Trier gGmbH Eigentümer des Theresienkrankenhauses und der St. Hedwig-Klinik. Ende 2019 übernahm die BBT auch das Diakonissenkrankenhaus. Seitdem ist das Zusammenwachsen der beiden christlichen Krankenhäuser das Ziel. Vor gut drei Jahren, als noch nicht klar war, dass die Entscheidung gegen zwei getrennte Krankenhäuser fallen wird, hatte Schilling einen Standort in zentraler Lage bevorzugt. Ein Kriterium, das eindeutig auf das Theresienkrankenhaus zutrifft. Zukunftsfähiger sei jedoch der Standort in Niederfeld, erläuterte Schilling am Dienstagnachmittag.

„Es tut uns natürlich weh, aus der Innenstadt wegzugehen“, räumte Andreas Latz, Geschäftsführer der BBT-Gruppe, ein. Insbesondere die Baupläne sprechen allerdings dafür, das Diakonissenkrankenhaus zu stärken.

Barmherzige Brüder Trier als Träger

  • Die BBT-Gruppe gehört mit mehr als 100 Einrichtungen zu den großen christlichen Trägern von Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland.
  • Ihr christlicher Auftrag seit 160 Jahren: die Sorge für die alten, kranken, behinderten und benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft.
  • Rund 14 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen jährlich etwa 700 000 Patienten ambulant und stationär.
  • Seit 1. Januar 2019 ist die BBT-Gruppe alleiniger Gesellschafter des Theresienkrankenhauses und übernahm damals auch die St. Hedwig-Klinik.
  • Ende 2020 schloss die St. Hedwig-Klinik nach 90-jährigem Bestehen. Die Gynäkologie und die Geburtshilfe wurden mit dem Diakonissenkrankenhaus zusammengelegt

Konkrete Ideen, wie es mit dem Theresienkrankenhaus weitergehen wird, bestehen zwar noch nicht, Latz betonte aber, dass der Standort definitiv „nicht aufgegeben“ werde. Eine Möglichkeit sei es, dort ambulante Operationen durchzuführen.

Die Grobplanung sieht vor, dass der Spatenstich für den Neubau am Diakonissenkrankenhaus 2027 stattfinden soll. Einweihung und Bezug sind dann zwei Jahre später vorgesehen. In einer Interimsphase soll der Umzug der einzelnen Abteilungen stattfinden. Ein enger, auch medizinischer Austausch zwischen beiden Häusern findet längst statt. „Es gibt schon jetzt Ärzte, die an beiden Standorten arbeiten“, so Schilling.

Und was passiert mit der St. Hedwig-Klinik in den Quadraten? Das seit Ende 2020 geschlossene Krankenhaus ist in die Zukunftspläne der BBT-Gruppe eingeschlossen. In einem Teil des Gebäudes soll weiterhin eine Kurzzeitpflege-Einrichtung untergebracht sein.

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Da Teile des Hauses unter Denkmalschutz stehen, könnten Umbauarbeiten höchstens unter erschwerten Bedingungen stattfinden. Laut Pflegedienstleiterin Julia Fasen sind mehrere Nutzungsmöglichkeiten denkbar. „Vielleicht gibt es dort Platz für Wohnraum, oder ein Café zieht ein. Wir stehen dazu bereits im Austausch mit der Stadtverwaltung“, so Fasen.

Abgeordnete Zimmer: „Standorte positiv behaftet“

„Wir wollen natürlich keine Doppelstrukturen haben, sondern Synergieeffekte schaffen“, fasst Fasen die Hauptgründe für die Vereinigung der beiden Häuser zusammen. Dabei haben die Verantwortlichen auch den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen im Auge. „Im schlimmsten Fall liegt er in sieben Jahren bei 30 Prozent, im besten Fall bei 20 Prozent“, nannte Lucha die Spannweite der Prognosen. Zwei Häuser mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen sollen helfen, die Kompetenzen an einem Ort zu bündeln.

Doch wie wird die Bevölkerung die Veränderungen in der Mannheimer Krankenhaus-Landschaft aufnehmen? „Beide Standorte sind emotional positiv behaftet. Das muss gut kommuniziert werden“, warnte Elke Zimmer, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Mannheim II., vor möglichen negativen Reaktionen.

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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