Mannheim. Die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreiheit Rhein-Neckar (AGB) hat in einem offenen Brief die Situation bezüglich öffentlicher, barrierefreier Toiletten in Mannheim, insbesondere am Käfertaler Bahnhof, kritisiert.
Die AGB fordert, dass im Rahmen des Umbaus und der Kapazitätserweiterung des Käfertaler Bahnhofs eine barrierefreie Toilettenanlage nach DIN 18040-1 errichtet wird. Die sieht etwa geeigneten Zugang und zum Beispiel genügend Raum für den Wendekreis eines Rollstuhls vor.
Widersprüchliche Informationen und Kommunikationsprobleme
Die aktuelle Forderung basiert auf der Tatsache, dass eine früher vorhandene, nicht barrierefreie Toilette entfernt wurde. Und somit derzeit keine öffentliche Toilette im Stadtteil Käfertal verfügbar sei, so die AGB. Sie hat ihren offenen Brief an die RNV, die Stadt, das Regierungspräsidium Karlsruhe und die Mannheimer Verkehr GmbH gerichtet.
Das Regierungspräsidium und die Vorhabenträgerin Mannheimer Verkehr GmbH gaben indes in verschiedenen Stellungnahmen widersprüchliche Informationen über eine angeblich vorhandene Toilette am Bahnhof, teilt die AGB mit. Die AGB sei zunächst informiert worden, dass bereits eine öffentliche Toilette existiere, die nicht verändert werden solle. Die AGB führte im August einen Vor-Ort-Termin durch und stellte fest, dass tatsächlich keine Toilette vorhanden war. Sie dokumentierte die Situation mit Fotos.
Bahnhof Käfertal: Die Toilette, die eigentlich schon gar keine mehr war
Trotz wiederholter Hinweise der AGB auf das Fehlen der Toilette erhielt sie weiterhin Antworten, die auf eine vorhandene Anlage Bezug nahmen. Wie das Regierungspräsidium auf „MM“-Anfrage mitteilt, hatte es allerdings nur die Antworten der Vorhabenträgerin weitergeleitet. „Offensichtlich war der Vorhabenträgerin zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt, dass die Toilettenanlage entfernt wurde“, so das Regierungspräsidium.
In einer gemeinsamen Stellungnahme von Stadt und RNV auf „MM“-Anfrage heißt es indes zur Thematik: Die RNV betreibe grundsätzlich keine öffentlichen Toiletten im ÖPNV in Mannheim. „Entsprechend ist auch in den Planungen für den Käfertaler Bahnhof keine öffentliche Toilette vorgesehen, da Planung und Aufstellung solcher Anlagen in einem separaten Konzept der Stadt Mannheim geregelt ist“, so ein RNV-Sprecher.
Über die AGB
Die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreiheit (AGB) unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Mannheim besteht seit Juli 2001 und setzt sich aus mobilitätsbehinderten Menschen, sehbehinderten, hörgeschädigten Personen und Vertretern von Behindertenverbänden zusammen. Die AGB umfasst etwa 20 Verbände. Zudem bestehen Kontakte zu Einzelgewerkschaften und Schwerbehindertenvertretungen größerer Betriebe in Mannheim. see
Eine früher vorhandene Toilettenanlage sei wegen ihres Alters nicht weiter betrieben und im Frühjahr rückgebaut worden, erläutert er. Dies habe sich „beim Verfassen der Stellungnahme leider der Kenntnis der RNV, entzogen“, räumt der Sprecher ein. Der „Bahnhof“ Käfertal sei zudem eigentlich eine Umsteigehaltestelle im Stadtbahnnetz mit „kurzer durchschnittlicher Verweildauer der Fahrgäste“, so der Sprecher weiter.
Behindertengerechte Toiletten in Mannheim: AGB sieht keine Bewegung fernab des Konzepts auf Papier
In Käfertal aber seien barrierefreie Toiletten in nahegelegenen Einrichtungen (Kulturhaus, Gemeinde- und DJK-Sportzentrum St.Laurentius) während der Öffnungszeiten verfügbar, heißt es in der Antwort an die Redaktion. Und: Die Stadt prüfe nun Kooperationen mit lokalen Gastronomen und Händlern, um der Öffentlichkeit weitere Toiletten zur Verfügung zu stellen.
Die AG Barrierefreiheit derweil hinterfragt, ob sie als Träger öffentlicher Belange noch ernst genommen wird. Die AGB kritisiert die mangelnde Berücksichtigung ihrer Vorschläge und die unklare Kommunikation im Planungsprozess. Sie kritisiert die fehlende Rücksichtnahme der Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und die „unzureichende Umsetzung der Menschenrechte auf Sanitärversorgung“.
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Die Situation zeige deutliche Kommunikationsprobleme zwischen den beteiligten Parteien und unterstreiche die Notwendigkeit einer besseren Abstimmung bei der Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten in Mannheim, insbesondere im Hinblick auf Barrierefreiheit und öffentliche Sanitäranlagen, so die AGB.
Denn die Toilette in Käfertal ist nicht der einzige Fall, in verschiedenen Stadtteilen hake es weiter bei Barrierefreiheit bei Toiletten. Ob auf dem Alten Messplatz oder entlang der kompletten Riedbahnsanierungsstrecke – trotz häufiger Besichtigungen mit Anregungen für Besserung oder dem Angebot von Feedback habe sich an vielen Orten in der Stadt beim Thema nichts getan – oder man sei erst gar nicht miteinbezogen worden. Die Situation sei ein „Trauerspiel“, so die Behindertenvertretung.
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