Inklusion

Aktion im Mannheimer Luisenpark: Rollstuhl steckt in Drehkreuz fest

Die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreiheit fordert mehr Barrierefreiheit an den Ausgängen im Mannheimer Luisenpark. Das sagt die Park-Geschäftsführung zu den Vorwürfen

Von 
Valerie Gerards
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Elke Campioni steckt mit ihrem Rollstuhl und Vorspannwagen im Drehkreuz am Ausgang des Luisenparks fest. © Valerie Gerards

Mannheim. Geschickt schiebt sich der erste Rollstuhlfahrer durch das Drehkreuz am Mannheimer Luisenpark. Auch der Zweite, der in einem übergroßen Rollstuhl geschoben werden muss, kann den Ausgang in der Theodor–Heuss-Anlage problemlos verlassen. Dann eine Frau mit Vorspannwagen. Ihr Gefährt ist zu lang, das Drehkreuz bewegt sich keinen Zentimeter mehr nach vorn. Zurück geht es auch nicht, das Drehkreuz bewegt sich nur in eine Richtung. Elke Campioni steckt fest.

Seltsam, dass die AG Barrierefrei die Presse einlädt, anstatt mit uns zu reden
Michael Schnellbach Luisenpark-Geschäftsführer

Mit der Aktion will die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreiheit Rhein-Neckar (AGB) darauf aufmerksam machen, dass der Luisenpark nach seinen offiziellen Schließungszeiten nicht mehr barrierefrei zu verlassen sei. Denn danach – aktuell ist das um 19 Uhr – sind die normalen Tore geschlossen und ein Verlassen des Parkes ist nur noch durch die Drehkreuze möglich. „Die Drehkreuze sind für Rollstuhlfahrer mit vorgespanntem Elektromotor zu klein und unfallträchtig“, sagt die stellvertretende AGB-Vorsitzende Elke Campioni, „sie sind gezwungen, den Park früher zu verlassen als andere Besucher.“

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Indes werden die Besucher, die den Park nun ebenfalls nicht mehr durch das Drehkreuz verlassen können, ungeduldig. Sie wollen raus. Das Drehkreuz, der einzige Ausgang an der Theodor-Heuss-Anlage, ist aber durch den Rollstuhl noch immer blockiert. Mitstreiter Bastian Wurbs, der mit seinem Rollstuhl als erster durch das Drehkreuz gefahren war, ruft die Polizei und bittet um Hilfe. Vor dem Tor sammeln sich immer mehr Leute. Einige zwängen sich an der Rollstuhlfahrerin vorbei und klettern über das Drehkreuz. „Wenn ich das könnte, wäre ich auch froh!“, sagt Wurbs und lacht.

„Die Nachtwache von der Security ist immer da und lässt Sie raus“

In der Zwischenzeit hat auch ein Parkmitarbeiter, der eigentlich auf dem Heimweg ist, die kletternden Menschen gesehen. Er öffnet mit seiner Chipkarte die Tür und lässt alle Besucher heraus. Dann rückt der parkeigene Sicherheitsdienst an, um Campioni zu helfen. Mit ein paar Handgriffen befreit Frank Böhle den feststeckenden MiniTruck-Vorspann und schiebt Campioni zu ihrer Gruppe. „Das dürfen Sie bitte nicht wieder machen“, sagt Böhle, als er von der Aktion der AG Barrierefreiheit erfährt. Er war bisher davon überzeugt, dass alle Rollstuhlfahrer problemlos das Drehkreuz passieren könnten. „Schreiben Sie doch mal eine Mail an die Parkleitung“, schlägt er vor.

Das habe die AGB laut eigener Aussage schon mehrfach getan. Elke Campioni berichtet, dass sie nach dem chinesischen Frühlingsfest im Luisenpark zum ersten Mal im Drehkreuz steckengeblieben sei – um 22 Uhr. „Seither haben wir fünf oder sechs Mails an die Stadtparkverwaltung geschrieben, auf die aber niemand geantwortet hat“, sagt Wurbs. Er wünscht sich eine Schlüssellösung, wie es sie auch für die Behindertentoiletten gibt. Oder einfach wieder den Knopf, mit dem eingeschränkte Menschen das Tor seinerzeit von innen öffnen konnten.

„Der Knopf wurde abgeschafft, weil viele den Ausgang als Gratiseingang benutzt haben“, erklärt Böhle und überlegt, welche Lösung es für dieses Dilemma geben könnte. Vielleicht sei es möglich, dass Menschen mit besonders großen Rollstühlen den Lieferanteneingang am Gartenschauweg 10 benutzen könnten – und dort auch den Mitarbeiterparkplatz benutzen könnten. „Die Nachtwache von der Security ist immer da und lässt Sie auf jeden Fall raus.“

Die Drehkreuze sind für Rollstuhlfahrer mit vorgespanntem Elektromotor zu klein und unfallträchtig
Elke Campioni stellvertretende AGB-Vorsitzende

Luisenpark-Geschäftsführer Michael Schnellbach versichert auf Anfrage des „MM“ allerdings, es sei keine Anfrage von der AGB eingegangen. Die Stadtverwaltung habe eine Mail von Campioni an die Parkverwaltung weitergeleitet, in der diese über die Problematik informiert hatte; bei ihm selbst und im Servicecenter sei aber nichts angekommen. „Seltsam, dass die AG Barrierefrei die Presse einlädt, anstatt mit uns zu reden“, meint der Geschäftsführer.

Er weist darauf hin, dass Standard-Rollstühle mit und ohne Elektroantrieb problemlos durch das Drehkreuz passen würden. 1,20 Meter Breite seien vorgeschrieben, das Drehkreuz habe sogar 1,30 Meter. „Der Rollstuhl, der stecken geblieben ist, ist kein Standard-Rollstuhl. Aber bei Sondersachen muss man auch Sonderwege finden.“

Als Lösung schlägt auch er vor, nach der Schließung der Tore den Ausgang am Gartenschauweg zu benutzen. „Bis der Park um 23 Uhr schließt, ist beim Wachdienst immer jemand da und würde die Dame rauslassen. Wenn man vorher schon wüsste, dass man an dem Tag öffnen muss, wäre es gut“, sagt Schnellbach. Auf dem Betriebshofgelände könne sie jedoch nicht parken.

Freie Autorin

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