Umweltschutz

Zu viel Müll im Fluss: Gemalte Plakate am Mannheimer Neckarufer prangern an

Von 
Paula Richter
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Mannheim. Morgens scheint die Sonne auf die Spazierwege vor der Friedrich- Ebert Brücke und auf den Neckar. Ein paar Fußgänger und Fahrradfahrer sind bereits unterwegs, unter ihnen auch Lucia und Malika Höfer, Uwe Franken und Joachim Pipp. Die Mitglieder der Surfrider Foundation treffen sich, um Schilder zum Thema Umweltschutz und Plastikvermeidung aufzuhängen. Die 16-jährige Lucia malte die Schilder über die vergangenen Monate auf Holzplatten und Brettern, die sie im Sperrmüll fand. In bunten Farben schreibt sie Fakten über Umweltverschmutzung darauf und illustriert sie mit Bildern.

„Moderner Eisberg“ steht auf einem Schild, das eine kopfüber im Wasser schwimmende Plastiktüte zeigt. Ihre aus der Wasseroberfläche ragende Spitze erinnert an einen Eisberg. So macht Lucia Höfer auf die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll aufmerksam. Ein anderes Schild zeigt eine Möwe am Strand mit Plastik im Schnabel. In großer Schrift hat Lucia darüber geschrieben: „Jedes Jahr sterben 1 000 000 Seevögel durch den Kontakt mit unserem Plastikmüll“.

Auf einem weiteren Holzbrett steht neben der Zeichnung einer Zigarette: „Eine Zigarettenkippe verseucht bis zu 60 Liter Trinkwasser“. Die Gruppe hofft, durch die Schilder die Vorbeigehenden zum Nachdenken zu bringen. „Es geht um die Aufmerksamkeit und darum, dass man sieht, wie dringend es ist, jetzt zu handeln. Dass es eben nicht reicht, erst in 20 Jahren etwas zu tun“, sagt Lucia Höfer.

Viele positive Rückmeldungen

Bereits Ende April hatte die Gruppe einige ihrer Schilder aufgehängt. Schon damals habe die Freiluftausstellung „Art pour l’océan“ (auf Deutsch: Kunst für den Ozean) viel positive Rückmeldung erhalten. „Als wir in den sozialen Medien über die Aktion gepostet haben, haben wir zahlreiche begeisterte Kommentare erhalten, und auch andere Leute haben uns auf ihren Kanälen verlinkt“, erinnert sich Uwe Franken. Die ersten Schilder wurden durch starken Wind zu einem großen Teil weggeweht oder zerstört. Deshalb entschieden sie, noch einmal 20 Schilder aufzuhängen.

Auf einer Strecke von fast zwei Kilometern informiert etwa alle 100 Meter ein Werk der jungen Künstlerin über Zustand und Schutz der Gewässer aber auch über Folgen für jeden Einzelnen. Über der Zeichnung eines Mannes, der vor einem Teller mit Fisch sitzt, steht „Umgerechnet isst jeder Mensch wöchentlich eine Kreditkarte Plastik.“ Der Fisch auf dem Teller des Mannes ist in Plastikschnüre eingewickelt.

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Ihre Ideen holt sich Lucia aus dem Internet „Ich recherchiere die Fakten und überlege mir dann, wie ich das Bild gestalte“, erzählt sie. „Wenn ich dann Lust und Zeit habe, male ich entweder alleine, mit meiner Schwester Malika oder auch mit Freunden.“

Angefangen habe alles vor etwa einem Jahr. „Wir sind am Stephanienufer entlanggelaufen, und mir sind Schilder der Surfrider Baden-Pfalz aufgefallen, die dort hingen“, erinnert sich Lucia, „Ich habe mich schon immer dafür interessiert, etwas gegen Umweltverschmutzung zu machen. Dann habe ich die Mitglieder kontaktiert, bin zu einem Treffen gegangen und habe gefragt, ob ich auch solche Schilder malen kann.“ Seitdem ist die 16-jährige Lucia eine der jüngsten Unterstützerinnen der Regionalgruppe Baden-Pfalz der Surfrider.

Neue Projekte geplant

Uwe Franken hat die Aktion um Lucia Höfers Schilder organisiert. Er gehört seit der Gründung der Regionalgruppe der Surfrider für die Region Baden-Pfalz 2019 dazu und hilft mit, wenn es neue Aktionen gibt. Immer mit dabei ist außerdem Joachim Pipp. Auch er ist seit ihrer Gründung in der Regionalgruppe aktiv. Parallel zum Malen für die Surfrider engagiert sich Lucia Höfer auch mit anderen Projekten für mehr Umweltschutz und Sensibilität für das Thema. „Es gibt so viele kleine Dinge, die helfen“, sagt sie. Da stimmt ihr Franken zu. Es beginne schon bei alltäglichen Sachen. „Wenn man sich zum Beispiel einen wiederbefüllbaren Becher zulegt, vermeidet man schon einige Wegwerf-Becher, die der Umwelt schaden.“ Es gebe genug Möglichkeiten, auch im Alltag etwas zu tun. „Einen Waschbeutel zum Waschen zu benutzen, hilft bereits, Mikroplastik in den Meeren zu vermeiden“, sagt auch Lucia Höfer.

Für die Zukunft planen die Surfrider regelmäßig neue Projekte. So beispielsweise weitere Reinigungsaktionen, wenn größere Treffen wieder möglich sind. Lucia Höfer will weiterhin Bilder malen und auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen. Ihre Schwester Malika hilft ihr dabei. Auch die Zwölfjährige zeichnet ab und zu ein Bild und unterstützt ihre Schwester im alltäglichen Kampf für die Umwelt. „Es geht ja nicht darum, dass jeder gleich Vegetarier wird,“ sagt Lucia Höfer. „Wenn aber jeder nur ein bisschen was macht, dann ist schon viel geholfen.“

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Die Organisation Surfrider

Die Surfrider kommen ursprünglich aus Kalifornien. In den 80er Jahren gründete eine Gruppe von Surfern die gemeinnützige Organisation zum Schutz ihrer Surfgebiete.

Inzwischen ist die Organisation auch in Europa angekommen, wo die mehr als 2000 Mitglieder immer wieder mit Aktionen auf den Zustand der Gewässer aufmerksam machen.

Neben künstlerischen Tätigkeiten werden regelmäßige Reinigungsaktionen veranstaltet, bei denen die Mitglieder sich an einem Ort treffen und ihn dann vom Müll befreien.

Die Surfrider Baden-Pfalz organisierten im November 2020 die „Girlande der Schande“ (wir berichteten). Dabei hängten die Mitglieder weggeworfene Mund-Nasen-Masken am Mannheimer Rhein-Ufer auf. So wollten sie auf die zunehmende Verschmutzung durch die Masken hinweisen, die in der Natur mehrere 100 Jahre brauchen, um zu verrotten. pri

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