Es sah lange sehr entspannt aus. Auch nach dem Wegfall fast aller Corona-Einschränkungen gingen die Zahlen kontinuierlich nach unten. Vor knapp einem Monat betrug die Sieben-Tage-Inzidenz in Mannheim noch weniger als 180. Doch seither klettert sie wieder ähnlich konstant nach oben, am Montagabend meldete das Landesgesundheitsamt einen Wert von 366,5. Der baden-württembergische Durchschnitt ist 313,1. Heidelberg liegt bei 322,5, der Rhein-Neckar-Kreis bei 380,3.
Erfasst werden allerdings überall nur die amtlich registrierten, also per PCR-Test bestätigten Fälle. All jene Menschen, die mit einem positiven Schnelltest oder leichten Beschwerden daheim bleiben (wer 48 Stunden symptomfrei ist, kann seine Quarantäne nach fünf Tagen beenden), fließen gar nicht in die Statistik ein. Die Dunkelziffer dürfte also noch deutlich höher sein. Bundesweit geht man von etwa doppelt so vielen Infektionen wie vermeldet aus.
Sehr stark zugenommen hat die Zahl der Covid-Patienten in den Mannheimer Krankenhäusern. Wie das Gesundheitsamt am Montag auf Anfrage mitteilte, müssen derzeit (Stichtag 17. Juni) sieben auf Intensiv- und 28 auf Isolierstationen behandelt werden. Am 7. Juni waren es noch vier beziehungsweise acht. Also ein enormer Anstieg in zehn Tagen von insgesamt zwölf auf jetzt 35.
Allerdings wird auch darauf verwiesen, dass Infektionen oft erst nach der Aufnahme beim routinemäßigen Test bemerkt würden. „Insgesamt ist die Lage nicht besorgniserregend“, heißt es. Die Hospitalisierungsrate auf Landesebene - hier werden nach der reinen Lehre zumindest nur Fälle erfasst, bei denen Corona zumindest mitursächlich für die Einlieferung in die Klinik war - hat sich zuletzt zwar auch erhöht, aber nur leicht.
Seit 1. Juni kein Todesfall mehr
Das Gesundheitsamt verweist ferner darauf, dass in Mannheim seit dem 1. Juni kein Todesfall mehr in Zusammenhang mit dem Virus gemeldet wurde. Die meisten Cluster, also Fallhäufungen an einem Ort, gebe es derzeit mit insgesamt vier in medizinischen Einrichtungen. In Kitas sei kein „eklatantes Ausbruchsgeschehen“ zu beobachten. Und zu Schulen - zuletzt waren ja zwei Wochen Ferien - lägen keine tiefergehenden Erkenntnisse vor.
Als Grund für den Anstieg der Corona-Zahlen auch in anderen EU-Staaten gelten neue Omikron-Varianten, in Deutschland vor allem der Typ BA.5. In Mannheim wurde er zuletzt zwar nur bei knapp einem Prozent der Neuinfektionen nachgewiesen. Doch erfolgen die entsprechenden Laboruntersuchungen erst einige Zeit nach dem PCR-Befund, insofern hinkt die Statistik hier der Realität hinterher. Das Stuttgarter Sozialministerium sieht BA.5 aktuell schon bei fast 20 Prozent und weiter auf dem Vormarsch. Der werde dadurch begünstigt, dass eine vorherige Infektion oder Impfung - besonders eine länger zurückliegende - kaum vor diesem Typ schütze. Man rate daher dazu, „auch im Sommer nicht alle Schutzvorkehrungen fallen zulassen, sondern eigenverantwortlich zu handeln und beispielsweise bei Krankheitszeichen zu Hause zu bleiben.“ Hilfreich sei zudem, in Innenräumen weiter Masken aufzusetzen.
Das Gesundheitsamt appelliert ebenfalls an die Eigenverantwortung, im Alltag Abstand zu halten, auf Hygiene zu achten, regelmäßig zu lüften und in Innenräumen Masken zu tragen. Aktuell ist ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz nur noch in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen vorgeschrieben, ebenso im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Jedoch lässt sich auch in Zügen, Bahnen und Bussen beobachten, dass die Disziplin da bei einigen schwindet.
Ende der Gratis-Bürgertests?
Verständlicherweise sehnten sich die Menschen zwar nach Normalität und nutzten die sich ihnen mittlerweile bietenden Freiheiten gerne, so das Gesundheitsamt. Doch dass sie nun wieder mehr Kontakte hätten, sei wie der Wegfall der Maskenpflicht eben auch ein Grund für den Anstieg der Zahlen. „Das Virus verbreitet sich überall dort, wo Menschen ohne Schutzmaßnahmen zusammenkommen, insbesondere in geschlossenen Räumen.“
Offen ist, wie es mit den kostenlosen Bürgertests weitergeht. Eigentlich laufen sie Ende des Monats aus, auf Bundesebene wird über eine Verlängerung diskutiert. Ein Wegfall wäre angesichts der Entwicklung wohl ein gefährliches Signal. Andererseits geben diese Tests auch häufig eine trügerische Sicherheit, weil sie Omikron oft nicht erkennen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-zahl-der-corona-patienten-in-mannheimer-krankenhaeusern-wieder-stark-gestiegen-_arid,1964528.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Corona-Zahlen werden wieder bedrohlicher