Herzogenriedpark

Wird die Sanierung der Mannheimer Multihalle gestoppt?

Wie geht es weiter bei der Mannheimer Multihalle? Am Dienstag fällt dazu die Entscheidung im Gemeinderat. Einige Fraktionen haben bereits erkennen lassen, wie sie sich positionieren

Von 
Peter W. Ragge
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Der Betonboden ist saniert, derzeit ist die Gitterschalenkonstruktion aus Holz an der Reihe. © Christoph Blüthner

Mannheim. Wird die Sanierung der Multihalle komplett gestoppt? Darüber entscheidet am Dienstag der Gemeinderat. Und noch ist unklar, ob es eine Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung gibt, zumindest einen Teil der Arbeiten fortzusetzen - oder ob sie ganz eingestellt werden.

„Architekturikone": Wie geht es weiter mit der Mannheimer Multihalle?

Alle waren sich einig, dass es „so nicht weitergehen kann“, wie Oberbürgermeister Christian Specht sagte. Bereits in seiner Etatrede hatte er vorgeschlagen, wegen starker Kostensteigerungen und der schwierigen Haushaltslage für die bereits vom Gemeinderat bewilligten 31,6 Millionen Euro zunächst nur das Dach der großen Halle zu sanieren, den zweiten Teil der Arbeiten über dem Restaurant aber zu verschieben. Dafür warb Specht jetzt wieder. Die Multihalle sei eine „Architekturikone geworden“, auch wenn sich „hochtrabende Nutzungskonzepte als nicht tragbar“ erwiesen hätten.

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Auch Baubürgermeister Ralf Eisenhauer warnte davor, die bereits laufenden Arbeiten komplett einzustellen: „Den Stecker zu ziehen ist keine Variante“, meinte er. Da die Multihalle unter Denkmalschutz stehe, müsse die Stadt sie in jedem Fall erhalten. „Wir hätten dann eine Ruine an einem sehr prominenten Ort, weitere Kosten für die Absicherung und den Erhalt und müssten bereits erhaltene Zuschüsse zurückzahlen“, etwa vom Bund, so der Baubürgermeister. Damit sei ein Reputationsschaden für die Stadt verbunden. Von den bewilligten 31,6 Millionen Euro seien ohnehin schon Aufträge an Baufirmen für 26,2 Millionen erteilt. Damit könne man den größeren, westlichen Teil der Dachkonstruktion sanieren und nutzen. Wie es mit dem kleineren Teil 2028 weitergehe, stehe „unter dem Vorbehalt der wirtschaftlichen Entwicklung und der Finanzkraft der Stadt“.

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Dagegen gab es indes teils kräftigen Gegenwind aus dem Gemeinderat. Sprach Gabriele Baier (Grüne) anfangs noch von einer „sehr schwierigen Entscheidung“ und bezweifelte zumindest, ob man 2028 Geld für den zweiten Teil habe, wurde ihr Fraktionskollege Chris Rihm weitaus deutlicher. Er bezeichnete die ganze Diskussion als „surreal“. Die Grünen würden „angesichts der dramatischen Haushaltslage definitiv nicht zustimmen“, weiter Geld in die Multihalle zu stecken.

"Reiten ein totes Pferd“: Einige Fraktionen wollen kein Geld in Multihalle stecken

Da stimmten die Grünen überein mit AfD und Mannheimer Liste. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, wandte sich Jörg Finkler (AfD) klar dagegen, das, wie er sagte, „Millionengrab“ weiter zu finanzieren. Lieber solle man Zuschüsse zurückzahlen. „Zaun drumherum, begrünen und auf bessere Zeiten hoffen“, forderte er. Heinrich Koch (AfD) meinte, die Stadt habe nach der Bundesgartenschau 1975 nur „vergessen, sie abzureißen“, nun solle man die Fläche „der Natur überlassen“.

Klar gegen die Fortsetzung der Arbeiten und den Erhalt der Multihalle sprach sich ebenso Holger Schmid (ML) aus. „Wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt“, kritisiert er den Beginn der Sanierung ohne Nutzungskonzept. „Und nun reiten wir ein totes Pferd“, und dem werde die ML nicht zustimmen.

Vor einem Dilemma sah sich FDP-Stadträtin Birgit Reinemund. Die FDP habe von Anfang an gewarnt, dass die Multihalle zum „ Fass ohne Boden werden“ könne. Zwar halte sie die Teilung der Arbeiten generell für sinnvoll, eine Zustimmung falle ihr aber schwer wegen ungeklärter Betriebskosten und befürchteter weiterer Kostensteigerungen. Die Verwaltung solle daher bis Dienstag darlegen, was ein sofortiger Ausstieg aus dem Projekt kosten würde - was Specht ihr zusagte.

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Ein klares Plädoyer für den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg kam nur von der SPD und den Linken. „Die SPD hält das Konzept für sinnvoll“, erklärte deren Fraktionschef Reinhold Götz. Er hielte es „für problematisch, mit einem Ausstieg jetzt eine Ruine zu hinterlassen“, während gleichzeitig in unmittelbarer Nachbarschaft das Herzogenriedbad und der Herzogenriedpark mit dem neuen Wasserspielplatz aufgewertet werden. „Es wäre sträflich, jetzt auszusteigen“, meinte er, schade dem Stadtteil und man erhalte für die schon getätigten Investitionen keinen Gegenwert. Das bekräftigte Heidrun Deborah Kämper (SPD). Die Multihalle sei eine „Sleeping Beauty“ (schlafende Schönheit), deren Bedeutung die Stadt gerecht werden müsse. Es sei die Verpflichtung des Gemeinderats, eine sinnvolle Nutzung für die Stadt und den Stadtteil zu finden. „Sie der Natur zurückzugeben, ist keine Option“, so Kämper. Dem schloss sich Dennis Ulas (Linke) an. Neben der Alten Feuerwache sei die Multihalle „das Denkmal der Neckarstadt“. Man müsse „Bundesmittel retten, Schaden von der Stadt, dem Stadtteil und dem Herzogenriedpark abwenden“, indem man zumindest das Dach saniere. Er ließ sogar Sympathien erkennen, das gesamte Dach und nicht nur einen Teil zu sanieren.

Von einer „denkwürdigen Diskussion“ sprach CDU-Fraktionschef Claudius Kranz, „weil jetzt auf einmal mehr aussteigen wollen als damals, als wir es beantragt haben“. Er erinnerte daran, dass die CDU einen überdachten Mehrgenerationenspielplatz vorgeschlagen habe. Stattdessen habe die Verwaltung „kein griffiges Konzept“ vorgelegt, sondern eines „auf Metaebene, mit dem kein Mensch mit normalem Verstand etwas anfangen konnte“.

OB Christian Specht: „Der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg ist vorbei“

Kranz meldete indes Zweifel an, ob es angesichts der fortgeschrittenen Bauarbeiten sinnvoll sei, jetzt die Bremse zu ziehen, und ließ das Abstimmungsverhalten der CDU offen. Der vorherige Gemeinderat habe „ein Wolkenkuckucksheim beschlossen“, kritisierte zudem für die CDU Christian Hötting. „Es ist schwierig, jetzt gar nichts mehr zu machen“, meinte er, aber man müsse sich vor solchen Beschlüssen „künftig erst Gedanken machen“.

Christian Specht sagte, dass er in seiner Zeit als Liegenschaftsdezernent gewarnt habe, dass die Multihalle „nicht wirtschaftlich zu sanieren und zu unterhalten“ sei. „Da bin ich nicht auf Gegenliebe gestoßen“, so Specht. Nach dem Sanierungsbeschluss 2018 habe der Gemeinderat zwei Mal Kostensteigerungen mitgetragen, zuletzt im April 2023. „Der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg ist vorbei“, sagte er mit Bedauern in der Stimme. Stoppe man jetzt die Bauarbeiten, seien „viele Millionen komplett verloren“. Der „Punkt of no return“ sei längst überschritten.

Redaktion Chefreporter

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