Mannheim. Das Abwasser verrät vieles über unseren Lebensstil. Schadstoffe für die Gesundheit oder Umwelt lassen sich darin durch entsprechende Proben genauso finden wie Krankheitserreger. Doch auch Rückstände von Medikamenten sowie Drogen können im Abwasser festgestellt werden, wodurch sich Rückschlüsse auf den Rauschgiftkonsum in einer Stadt ziehen lassen. Das wiederum kann bei der Suchtprävention helfen. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat fordert deswegen nun, ein Abwassermonitoring für Drogen in Mannheim einzuführen.
Einen entsprechenden Vorschlag haben die Christdemokraten bereits in den Gemeinderat eingebracht. Ein Drogenabwassermonitoring biete demnach „eine innovative und wissenschaftlich fundierte Möglichkeit“, den Rauschgiftkonsum in der Stadt „anonym und präzise zu analysieren“.
Davon könne Mannheim „erheblich profitieren“, begründet die CDU-Fraktion ihren Antrag. „Ziel ist es, ein realistisches Bild des Drogenkonsums in Mannheim zu erhalten und darauf aufbauend gezielte Maßnahmen zur Prävention und Schadensminimierung zu entwickeln“, heißt es weiter.
Drogenverein Mannheim unterstützt Idee eines Abwassermonitorings
Die CDU würde bei der Umsetzung unter anderem auf die enge Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Suchtprävention setzen, etwa dem Drogenverein Mannheim (DVM). „Aus Sicht des DVM ist ein Abwassermonitoring zu unterstützen“, sagt dessen Geschäftsführer für Inhalte und Innovation, Philip Gerber, auf Anfrage dieser Redaktion.
Die Analysen könnten nicht nur Hinweise auf das Konsumverhalten, sondern auch auf neue synthetische Substanzen geben, die in Mannheim im Umlauf seien. Das Monitoring kann also als eine Art Frühwarnsystem dienen, um schnell und gezielt Maßnahmen einleiten zu können.
„Mannheim sollte nicht hinterherhinken, sondern sich wissenschaftliche Erkenntnisse zunutze machen, um wirksame Strategien zu entwickeln“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz und verweist darauf, dass andere deutsche Städte ein Abwassermonitoring für Drogen bereits eingeführt haben und erfolgreich nutzen. So beispielsweise auch Stuttgart.
Abwasserproben bieten wertvolle Einblicke in den Drogenkonsum einer Stadt oder Region“
Zuletzt wurde in der baden-württembergischen Landeshauptstadt durch Abwasseranalysen festgestellt, dass sich der Konsum von Cannabis ein Jahr nach der Teillegalisierung in der Stadt zwar um rund 13 Prozent erhöht hat. Daraus schließen ließ sich jedoch, dass der Wert nicht derart sprunghaft angestiegen ist, wie ursprünglich vermutet worden war.
Auch sei festgestellt worden, dass das Konsummuster weitgehend gleich blieb, wie die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) nach der Veröffentlichung der Ergebnisse im April mitteilte. So ließen sich auch nach der Cannabis-Teillegalisierung an allen Wochentagen vergleichbar hohe Werte im Abwasser auffinden.
„Abwasserproben bieten wertvolle Einblicke in den Drogenkonsum einer Stadt oder Region“, betont Peter Schilling, Leiter des SES-Zentrallabors. „Die Analyse der Tagesmischproben im Zulauf des Hauptklärwerks Mühlhausen ermöglicht uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie verbreitet der Konsum von Cannabis und anderen Drogen ist“, sagt Schilling weiter und erklärt: „Vor allem die Häufigkeit unserer Untersuchungen, nämlich ein Wochengang pro Monat, ergibt eine sehr sichere Datengrundlage für die Beurteilung der Situation.“
Doch wie sieht es in der Quadratestadt aus? „Die Stadt Mannheim prüft, ob ein Abwassermonitoring in Bezug auf illegale Drogen ein wirkungsvolles Mittel darstellen könnte, um relevante Informationen zum Konsum von Drogen im Stadtgebiet zu erhalten“, erklärt eine Sprecherin des von Bürgermeister Dirk Grunert (Grüne) geleiteten Gesundheitsdezernats auf Anfrage. Abzuwägen sei bei der Entscheidung jedoch, „in welcher Relation der Aufwand der Untersuchungen im Vergleich zu der möglichen Aussagekraft stehen“.
Hierbei würden verschiedene Aspekte eine Rolle spielen. Denn ein Abwassermonitoring liefere zwar anonymisierte und objektive Daten. „Durch das Monitoring ist es aber zum Beispiel nicht möglich, den Konsum bestimmten Alters- oder Bevölkerungsgruppen zuzuordnen“, erklärt die Stadtsprecherin weiter. Somit müsse geprüft werden, ob Kosten und Aufwand gerechtfertigt seien, wenn sich durch ein Abwassermonitoring nur wenige Rückschlüsse auf eine gezielte gesundheitliche Prävention ziehen ließen.
Für Suchtprävention braucht es mehr als ein Abwassermonitoring
Philip Gerber vom Drogenverein ist überzeugt, dass der Kosten-Nutzen-Faktor gegeben wäre, zumal eine günstige Lösung für ein Abwassermonitoring in Mannheim machbar sei, wie er betont. Um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen, müsse das Abwasser über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren untersucht werden. Ein Fokus sollte dabei vor allem auf neue Substanzen auf dem Markt gelegt werden. Zwar brauche es für einen kompletten Schutz der Konsumierenden mehr als ein Monitoring, etwa auch ein Drug-Checking-Angebot oder geschützte Drogenkonsumräume. In den Augen Gerbers können Abwasseranalysen aber ein ebenso wichtiges Puzzleteil bei der Präventionsarbeit sein.
Auch die CDU-Fraktion „sieht im Drogenabwassermonitoring die Chance für eine faktenbasierte und effektive Drogenpolitik in Mannheim“. Die Fraktion fordert die Stadtverwaltung nun dazu auf, ein Konzept zu erarbeiten, das für ein städtisches Drogenabwassermonitoring die „Machbarkeit, Kosten und Kooperationen mit wissenschaftlichen Instituten berücksichtigt“. Das Ergebnis der aktuellen Prüfung stellt das Mannheimer Gesundheitsamt am 24. Juli im Ausschuss für Bildung und Gesundheit vor.
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